"Einziges Dilemma"
Gemeinderat Planegg diskutiert Flächennutzungsplan
Im letzten Jahr hatte die Gemeinde Planegg eine Umfrage auf Bedarfsermittlung von Wohnraum durchgeführt. Nun stellten Margit Eusemann vom Bau- und Umweltamt sowie Angelika Zinner vom beauftragten Institut Ancorin GmbH die Ergebnisse im Gemeinderat vor. Das Interesse und der Rücklauf der Fragebögen seien ungewöhnlich groß gewesen, so Zinner. „Vor allem die 35- bis 45-Jährigen sowie die 18- bis 29-Jährigen haben demnach starken Bedarf nach Wohnraum angemeldet.“
Miete und Eigentum hätten gleich viel Interesse angezogen. „Das Mehrgenerationenmodell ist dagegen kaum nachgefragt worden“, so Eusemann. „Aber der Wunsch nach Wohnen im Grünen hat dominiert. Das korreliert mit dem Bürgergutachten und zeigt, dass die Gemeinde auf dem richtigen Weg ist.“ Wohnen im Grünen und der Wunsch nach mehr Wohnraum seien kaum miteinander vereinbar, erklärte Herbert Stepp von der Fraktion Gruppe 21. „Das ist ein einziges Dilemma. Wie sollen wir das lösen? Lösungsansätze sehe ich kaum.“
Für Felix Kempf aus der SPD-Fraktion seien die Umfrageergebnisse „interessant und aufschlussreich“ gewesen. Gerhard Schleburg (CSU) nannte das Ergebnis eine „gute Grundlage für die Entscheidungen zum Flächennutzungsplan“. Mit 17 zu 7 Stimmen beschloss der Rat die Ergebnisse der Umfrage in die Begründung zum Flächennutzungsplan (FNP) aufzunehmen.
Welche Flächen sind noch frei?
Der FNP stand ebenfalls auf der Tagesordnung der letzten Gemeinderatssitzung. Schon in den vergangenen Monaten hatte der Rat darüber diskutiert, wo neue Wohnbebauungsflächen ausgewiesen werden könnten. Ursula Janson vom Bauamt stellte die freien und unbebauten Flächen im Gemeindegebiet vor und empfahl eine Priorisierung und einen Zeitplan für mögliche Bebauungen. Allen voran stellte sie die Planegger Flächen in der Hofmarkstraße, im S-Bahn-Bereich und Im Grund sowie die Martinsrieder Flächen am Klopferspitz und in der Röntgenstraße. „Generell empfehlen wir, zunächst einmal die Flächen in Planegg zu entwickeln. Martinsried ist durch die vielen Baumaßnahmen in Mitleidenschaft gezogen. Wir wollen Martinsried daher weniger belasten.“
Die Kritiker der Verwaltungsvorlage für den FNP nannten es verwirrend, dass Janson sowohl Gemeindeflächen als auch private Flächen in die Überlegungen einbezog. „Zu 80 Prozent behandeln Sie Grundstücke, die uns gar nicht gehören“, so Michael Book (CSU). Auch kritisierte er die Einwohnerzahlen, „ich habe den Eindruck, dass Sie stets neue Zahlen verwenden. Das ergibt ein unklares Bild.“ „Sie machen einen Fahrplan über drei Generationen von Gemeinderäten hinweg“, meinte Fritz Haugg (FDP). „Da wird vorgegaukelt, dass wir alles im Griff hätten. Aber sowohl über zukünftige Finanzen als auch über Privatgrundstücke können wir nicht entscheiden.“
Alles zupflastern?
Auch Stepp kritisierte die Verwaltungsvorlage scharf. Statt auf grüne Inseln im zusammenhängenden Siedlungsgebiet solle die Gemeinde auf Siedlungsinseln im zusammenhängenden Grün achten. „Das macht uns aus. Das wäre nachhaltig. Durch die Beschlussvorlage sehe ich dieses Ziel gefährdet.“ Er verwahrte sich dagegen, „alles zuzupflastern. Denn dann ist unser Wachstum alles andere als moderat.“
„Wohnen im Grünen“ sah auch Peter von Schall (Freie) nicht verwirklicht. „Es macht keinen Sinn, jeden Stein rauszuhauen.“ Er wandte sich gegen die Immobilienvertreter im Gemeinderat, die sich für die totale Bebauung einsetzen würden. Die Redner aus der SPD-Fraktion wiederum befürworteten die starke Bebauung. „Nur so haben wir die Chance, auch den mittleren Einkommensschichten bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung zu stellen“, meinte Kempf. Und Bürgermeister Heinrich Hofmann (ebenfalls SPD) ergänzte: „Wenn wir nicht wollen, dass eine ganze Generation von Planeggern, die heute Ende 20 bis Anfang 40 Jahre alt ist, ihre Heimat verlassen muss, weil sie sich das Wohnen hier nicht mehr leisten kann, dann müssen wir etwas tun.“ Nach einer Mammutsitzung von vier Stunden vertagte der Gemeinderat die Entscheidung zum FNP. Dieser soll nun Ende Mai erneut auf die Tagesordnung gesetzt werden.
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