Sisi - ganz Ohr!
Pünktlich zu den Sommerferien gibt's den neuen Kinder-Audioguide im Kaiserin Elisabeth Museum
Für Kinder kann Geschichte sehr langweilig sein. Was ist schon dran an so einer kleinen Porzellanstatue hinter Vitrinenglas. Das Kaiserpaar Franz Josef und Sisi wird erst lebendig, wenn Spannendes dazu erzählt wird. Zum Beispiel, dass der scheinbar so hochgewachsene Kaiser, der huldvoll auf seine junge Braut niederblickt, in Wahrheit viel kleiner war als Elisabeth. Dass eine Frau ihren Mann, noch dazu einen Monarchen, überragte – das durfte nicht sein. Entsprechend wurde in der Darstellung kräftig geschummelt. Mit interessanten Geschichten wie diesen wartet der neue Kinder-Audioguide auf, mit dem das Kaiserin Elisabeth Museum in Pöcking die jungen Besucher noch besser erreichen will.
„Er soll die Museumsführerinnen nicht ersetzen, aber vor allem an den Wochenenden entlasten“, erklärte Museumsleiterin Rosemarie Mann-Stein, als sie den Audioguide vorstellte. Denn insbesondere wenn Familien mit mehreren Kindern verschiedenen Alters kämen, wäre es bislang schwierig gewesen, allen gerecht zu werden, ergänzte Roswitha Wenzl, die als erwachsene Expertin den Inhalt zusammen mit den zehnjährigen Grundschülerinnen Lisa Reckziegel und Venera Kadriu einsprach. Jetzt könnten die Kinder selbstbestimmt das Museum erkunden und diejenigen Exponate gezielt ansteuern, die sie interessant finden.
Pünktlich zu den Sommerferien
25 Minuten dauert der Rundgang mit dem Audioguide, der sich an Kinder von fünf bis zwölf Jahren richtet. Sie können 25 Stationen anwählen, die alle Lebensabschnitte Elisabeths abdecken. Die Hörer erfahren, welche Hobbies Sisis Vater hatte, dass Hofdame ein begehrter Beruf war, Weihnachten in der Hofburg gleich mit vier Christbäumen gefeiert wurde (für jedes Kind ein eigener). Spannend ist es auch, was Peter Fenkl erzählt, der 18 Jahre im Schloss Possenhofen wohnte, oder der Possenhofener Fischermeister Ludwig Erhard.
Museum will sich Kindern öffnen
Dass nicht Erwachsene, sondern Kinder den Audioguide entwickelt haben, hält Wenzl für besonders gelungen: „Das ist Vermittlung auf Augenhöhe.“ Lisa und Venera waren schon im Herbst bei dem Medienworkshop im Pöckinger Hort dabei, aus dem die Idee geboren wurde. Für die Tonaufnahme durften sie nicht vom Blatt ablesen, sonst hätte das Ganze zu statisch gewirkt. Stattdessen standen sie mit Wenzl am Exponat und sprachen dazu frei, stellten sich Fragen und gaben Kommentare ab. So entstanden lebendige und authentische Dialoge, darauf achtete die BR-Journalistin Kristine Dumas, die der Aufnahme den professionellen Schliff gab.
Der Audioguide ist in diesem Fall kein eigener Apparat, wie man ihn wahrscheinlich schon einmal in der Hand gehalten hat, sondern funktioniert über das Handy. Mit dem Smartphone kann der QR-Code ausgelesen und die App heruntergeladen werden. Dieser Service ist kostenlos. Wer kein Handy hat, kann eines an der Kasse ausleihen. Dieses System hätte ihr auf Anhieb am besten gefallen, berichtet Mann-Stein, vor allem weil es preislich erschwinglich gewesen sei. 5.000 Euro hat der elektronische Führer gekostet, der mit einer Spende der Sparda Bank Weilheim finanziert werden konnte.
Neue Pläne der Leitung
Ein erster Schritt zur Öffnung des Museums für Kinder war die Einführung des Bildungskoffers „Sisi Mobil“ an den Schulen im Landkreis. Dass das Museum auch bei Kindern ankommt, bestätigt Mann-Stein. „Die Nachfrage aus den Schulen und aus dem Großraum München ist da.“ 700 Kinder würden im Durchschnitt jährlich kommen. Diesmal rechnet Mann-Stein mit einer Steigerung, da schon vor der Halbzeit 350 junge Besucher da waren.
Jetzt, wo der Audioguide in trockenen Tüchern ist, schmiedet die Leitung schon neue Pläne. Der Kaiserin-Elisabeth-Rundweg, bislang noch ganz konventionell mit Infotafeln ausgestattet, könnte ebenfalls mit einem elektronischen Führer erschlossen werden. Mann-Stein möchte außerdem mit der Gilchinger Ohrmuschel Kontakt aufnehmen, um das Museum auch für Hörbehinderte erlebbar zu machen.
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