Sehnsucht nach dem See
Die öffentlichen Stege bleiben gesperrt
Der Frühling nähert sich mit Riesenschritten, doch am Starnberger See bleiben die öffentlichen Stege fürs erste gesperrt, wie schon im letzten Jahr. Nichts ist mit einer kleinen Auszeit auf den Holzplateaus mit der schönen Aussicht. Es sind einfach zu viele Menschen, die dieselbe Idee haben. Bei sonnigem Wetter stürmen die Ausflügler und Anwohner das Wasser und kämpfen um eines der begehrten Plätzchen auf den Badestegen. An den Mindestabstand denkt dann keiner mehr.
Das Landratsamt setzt deshalb weiter auf ein Verbot des Zugangs, das seit Ende Februar besteht. Die Behörde verteidigt dies als Vorsichtsmaßnahme gegen die Gefahr der Ansteckung. Nicht alle können die Haltung des Amts nachvollziehen, sie fühlen sich gegängelt und wie kleine Kinder behandelt. Bisherige rechtliche Klagen blieben allerdings erfolglos. Auch die Parteien sind sich in der Frage uneins. Politiker von Grünen, FDP und Freie Wähler fordern eine Öffnung der Stege.
Zaun durchgesägt
Das Verbot hat manche buchstäblich auf die Barrikaden getrieben. In Garatshausen etwa sägten Wutbürger in einer Nacht- und Nebelaktion den Bretterzaun vorm Steg am Freibad durch und hinterließen als Kritik gegen die Maßnahmen die Parole „Corona ist nur ein Vorwand“ auf dem Rest der Sperre. Die Bretter schmissen sie ins Wasser. Mittlerweile ist die Holzbarrikade wieder repariert. Wer am See spazierengeht, macht die Beobachtung, dass die Zäune das Gros der Bürger davon abhält, die Stege zu betreten, einzelne nicht. Sie klettern drüber oder waten außen herum, wenn es Metallgitter sind. Es sind meist die ganz Hartgesottenen unter den Schwimmern, die sich auch bei frostigen Temperaturen nicht von einem kurzen Tauchgang abhalten lassen, wie man immer wieder sehen kann. Der Steg erleichtert ihnen den Einstieg ins Wasser. Sie ersparen sich dadurch das mühsame lange Waten durch den eiskalten See. Husch-husch sind sie drin, und nach ein paar Minuten ist das Bad auch schon beendet und die abgehärteten Sportler wieder weg.
Geduld
Es hilft halt nichts, als sich zähneknirschend in Geduld zu üben, bis der Corona-Spuk irgendwann einmal vorbei ist. Immerhin ein Trost ist es, dass man in den ersten schönen Frühlingstagen nach Lust und Laune am Wasser spazierengehen kann, kilometerweit durch herrlichste Landschaft. Die Natur erwacht, die Sonne strahlt, die Vögel zwitschern und die Berge grüßen aus der Ferne. Auch das Landratsamt verweist darauf, dass man sich sonst frei am See bewegen kann. Irgendein freies Sonnenbankerl wird sich dann schon finden.
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