Zeit(k)reise
Die Uhr tickt fürs Filmfestival
Erstmals steht das Fünf Seen Filmfestival (FSFF) unter einem Motto. “Zeit“ hat Festivalleiter Matthias Helwig als Thema gewählt. Lästermäuler hat das schon zu dem bösen Kommentar veranlasst, ob für das schwächelnde Filmfest vielleicht bald das letzte Stündlein geschlagen hat. Aber das sieht Helwig anders. Zeit ist für den filmverrückten Kinobesitzer und Multitasker naturgemäß ein kostbares Gut. Das eng mit dem Film verknüpft ist – so spiegelt sich Zeit im Rhythmus des Schnitts oder in der Länge der Formate Kurzfilm, Spielfilm, Epos oder Serie ab. Und auch sonst ist „Zeit in unserer schnelllebigen Gesellschaft ein großes Thema.“
Veranstaltung soll mit neuem Termin und Motto wieder attraktiver werden
Außerdem wurde das FSFF verlegt und findet erstmals vom 6. bis 15. September statt. Nicht nur wegen des Beginns der Sommerferien und der kalendergemäß zu erwartenden Hundstage, sondern auch im Nachklapp zum Münchner Filmfest Ende Juni und in der Bugwelle vom Hofer Filmfest Ende Oktober schien der gewohnte Termin Ende Juli nicht mehr konkurrenzfähig. Hoffentlich geht der Plan auf, Filmschaffende und Filmfreunde am Ende der Sommerferien mit einem Kickstart in Festivalstimmung zu bringen.
Ehrengast Bierbichler
Ehrengast ist diesmal Josef Bierbichler. Rund 120 Filme, darunter viele Premieren und Uraufführungen, werden an den Spielstätten Starnberg, Gauting, Seefeld und Weßling gezeigt, nachdem im Kino Herrsching die letzte Klappe gefallen ist. Auf Cineasten mit Grips warten Filmgespräche an den beiden Akademien in Tutzing. Die legendäre abendliche Umrundung des Starnberger Sees mit Open-Air-Kurzfilmpreisverleihung findet am 11. September statt. Das von vielen so geliebte Open Air wird vom Festival abgekoppelt: Hochsommer-Kinoerlebnis unter freiem Himmel soll’s vom 26. Juli bis 15. August im Seebad Starnberg und im Augustiner am Wörthsee geben.
Konkurrenz ist groß
Nachdem das seit 2007 stattfindende FSFF von Erfolg zu Erfolg geeilt war – immer mehr Filme, berühmtere Ehrengäste, größeres Begleit-Tamtam und ein Anstieg der Besucherzahlen auf 20.000 – musste Festivalleiter Helwig zuletzt Rückschläge hinnehmen. Letztes Jahr hatte das Festival weniger Zulauf, vor allem die neue Spielstätte in Gauting wurde nicht so angenommen wie erhofft. Dazu gesellten sich finanzielle Schwierigkeiten, Helwig zahlte das Defizit des Filmfests aus eigener Tasche. Generell ist das Pflaster für Filmfestivals schwieriger geworden, darum machte sich erst kürzlich die „Süddeutsche Zeitung“ Sorgen. Denn bundesweit rangeln 400 Veranstaltungsreihen nicht nur um die Gunst der Zuschauer, sondern auch um den Anspruch, neue und ungewöhnliche Streifen zu zeigen. Helwig ringt darum, das Festival wieder auf Kurs zu bringen und möchte sich wieder mehr auf den „mitteleuropäischen Film“ konzentrieren. Das dürfte vielen Filmfreunden entgegenkommen, die fanden, dass dem Kinofest zuletzt das charmante Familiäre etwas abhanden gekommen sei.
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