"Nicht wegschauen"
Gedenkzug des Vereins Gegen das Vergessen im Würmtal e.V.
Zum 26. Mal veranstaltete der Verein Gegen das Vergessen im Würmtal e.V. den Erinnerungsmarsch für die Opfer des Todesmarsches vom KZ Dachau in Richtung Alpen. „Wir gedenken der 6.764 Häftlinge, die in den letzten Kriegstagen hier entlang getrieben wurden, darunter 1.525 Juden und auch 740 russische Kriegsgefangene“, so Hannes Stumpf vom Verein an der letzten Station am Gautinger Friedhof. „Besonders die Juden mussten unsägliche Qualen leiden. Bei täglich 600 bis 800 Kilokalorien ertrugen sie zwölf Stunden Schwerstarbeit und Schikane. Viele haben die Leiden nur wenige Monate durchgehalten.“
So seien von 15.000 Verschleppten aus den Ghettos Osteuropas Ende April nur mehr 3.000 übriggeblieben. „Die Hälfte davon wurde auf den Gewaltmarsch gezwungen.“ Was dieser Marsch bei den Würmtalern ausgelöst hat, davon erzählten die Protokolle, die Schüler aus dem Otto-von-Taube-Gymnasium vorlasen. „Mit den Texten wollen die Schüler die damalige Zeit zum Leben erwecken und die Perspektive wechseln“, so Stumpf. „Wir wollen daran gemahnen, nicht wegzuschauen, wenn Unrecht geschieht.“
Aufgabe für die Jugend
Es sei Ziel des Vereins, die Jugend einzubinden, damit die Erinnerung wach und die Opfer unvergessen bleiben. So dankte Stumpf den Lehrern Stefanie Fehlheimer (Kurt-Huber-Gymnasium), Angelika Lawo (Feodor-Lynen-Gymnasium) und Markus Greif (Otto-von-Taube-Gymnasium) für die Betreuung der Schüler. „Ich zitiere Max Mannheimer“, so Stumpf, „der sagte: ihr seid nicht verantwortlich dafür, was geschah, aber dafür, dass es nie wieder geschieht. Ich sage euch: es ist eure Zukunft, lasst nicht zu, dass menschenfeindliche Strömungen eine Chance in der Gesellschaft bekommen.“
Unter dem Beisein der Altbürgermeister Ekkehard Knobloch, Brigitte Servatius, des Landrats Stefan Frey und der zweiten Bürgermeisters Jürgen Sklarek sprach auch Tomer Aizik, der Enkel des Zeitzeugen und langjährigen Begleiters des Zuges Max Volpert. „Mein Großvater kam mit 14 Jahren hierher“, berichtete Tomer. „Er war 16 Jahre alt, als er den Todesmarsch mitlaufen musste. Du hast Vater, Mutter und Schwester verloren und bliebst dennoch ungebrochen“, so Tomer weiter. „Sei versichert, dass wir deine Geschichte weitererzählen werden. Wir halten die Erinnerungen lebendig.“
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