Europa im Kleinen
Partnerschaft zwischen Gauting und Clermont L´Hérault besteht seit 45 Jahren
1973, gerade mal zehn Jahre nach dem Elysée-Vertrag, begründeten die Gemeinde Gauting und die südfranzösische Stadt Clermont l'Hérault ihre Städtepartnerschaft. Für den Landkreis war das damals absolutes Neuland. Die Gründerväter waren Bürgermeister Josef Cischeck auf der Gautinger Seite und sein französischer Kollege Marcel Vidal. Seit damals führten ihre Amtsnachfolger, die Partnerschaftsvereine beider Gemeinden, Künstler, Schulen, Vereine und die vielen privaten Bekanntschaften, die im Laufe der Jahrzehnte entstanden sind, die Partnerschaftsidee weiter. Davon zeugte nun auch das vielseitige Programm zum Jubiläumsbesuch in Gauting.
Aus Clermont L´Hérault waren dazu 24 Franzosen angereist. Aus der englischen Partnergemeinde Patchway kamen noch einmal fünf Gäste nach Gauting. Auf dem Programm standen ein Ausflug ins Voralpenland, ein Rundgang durch die Gedenkstätte des Konzentrationslagers Dachau, ein Trachtenabend, ein Oktoberfestbesuch und ein großes Fest im Gautinger Rathaus. Dem Besuch in Gauting ging bereits ein Jubiläumsbesuch im Mai in Clermont voraus.
Erste Partnerschaft im Landkreis
Altbürgermeister Ekkehard Knobloch erinnerte sich in seinem Grußwort an die „gewaltige Aufbruchstimmung“, die damals zu spüren war. Heute komme der „Pflege der Partnerschaft als Dienst für den Frieden allerhöchste Bedeutung“ zu, betonte er. Heute sei die Partnerschaft gekennzeichnet von „Freundschaft, Aufrichtigkeit, Solidarität und Respekt", wie der Bürgermeister aus Clermont Salvador Ruiz betonte. Neben Traditionen und der Pflege gewachsener Beziehungen komme es darauf an, auch die Jüngeren einzubeziehen. „Auf unserer Ebene bieten wir der jungen Generation das Gesicht eines Europas, das Lust macht, Begeisterung weckt und Projekte begleitet.“
Bürgermeisterin Brigitte Kössinger erinnerte daran, wie die Städtepartnerschaften „Europa im Kleinen“ widerspiegelten. „Dass wir heute in Eintracht und Freundschaft zusammensitzen, ist ein hohes Gut, das es auch in den kommenden Jahren zu bewahren gilt“, so Kössinger. Was Europa im Innersten zusammenhalte, „das sind die Freundschaften der Menschen über Landesgrenzen hinaus.“
„Jeder soll angesprochen sein“
Zum Festabend ehrte sie die langjährige Vorsitzende des Gautinger Partnerschaftsvereins Renate Dengler für ihr Engagement und erwähnte auch Denglers besondere Auszeichnung beim Jubiläumsbesuch der Gautinger in Clermont im Mai diesen Jahres. Damals war Dengler die Ritterwürde der "Compagnons de la vigne et de l'olivier en Pays D'Oc" verliehen worden.
Dem neuen Vereinsvorstand um Vorsitzenden Ulrich Hettinger wünschte sie „viel Freude bei den anstehenden Aufgaben“. Hettinger wirkt bereits seit 2016 im Verein mit. Die Vorstandsaufgabe möchte er im Sinne der Vertiefung der Beziehungen erfüllen. „Jeder soll angesprochen sein, das ist mir wichtig.“ In Gauting gebe es eine breite Akzeptanz für die Partnerschaften. Dies habe sich bis in die kleinen Vorbereitungsdinge, wie das private Unterbringen der ausländischen Gäste gezeigt, freute sich Hettinger.
Kurs aufs 50-jährige Jubiläum
Neben den vielen wechselseitigen Besuchen sei in den Gemeinden viel Gemeinsames und Verbindendes entstanden. „Darauf bauen wir auf. Jetzt wollen wir ins Arbeiten kommen und unsere Ideen entwickeln“, sagte er. Für die neue stellvertretende Vorsitzende Adriana Scipio sind gegenseitige Schul-Praktika oder ein Austausch auf intellektueller Ebene in Form einer großen Podiumsdiskussion vorstellbar. „Dort sollten Vertreter aus allen drei Gemeinden über Werte, Zukunftsvorstellungen und Lebensinhalte diskutieren. Ich glaube, dass das sehr spannend und inspirierend sein könnte.“
Austausch, gemeinsame Unternehmungen, künstlerische Begegnungen – für die Partnerschaften gibt es viele Entwicklungsmöglichkeiten. „Dies wollen wir heute und auch in Zukunft gemeinsam pflegen und weiterentwickeln“, betonte Kössinger. Oder mit den Worten von Altbürgermeister Ekkehard Knobloch gesagt: „Wir freuen uns schon auf die 50-Jahrfeier."
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