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"Wegen ihm bin ich durchgestartet"
Maximilian Gebhard hat den Deutschen Lehrerpreis bekommen
Er ist eine "Ausgezeichnete Lehrkraft": Maximilian Gebhard von der staatlichen Realschule Weilheim wurde jetzt mit dem "Deutschen Lehrerpreis 2020 – Unterricht innovativ" geehrt. Der bundesweite Wettbewerb wird von der Heraeus Bildungsstiftung und dem Deutschen Philologenverband (DPhV) getragen und jährlich durchgeführt. Mit der Auszeichnung sollen Engagement und Leistung von Lehrkräften und Schulleitungen gewürdigt und in die öffentliche Wahrnehmung gerückt werden. In den drei Kategorien „Unterricht innovativ“, „Ausgezeichnete Lehrkräfte“ und „Vorbildliche Schulleitung“ werden die Herausforderungen der besonderen Schul- und Unterrichtsbedingungen in der Corona-Zeit berücksichtigt.
Insgesamt haben sich 6.420 Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte mit Nominierungen beteiligt. Für den Wettbewerb, der 2020 bereits zum zwölften Mal stattfand, konnten bis zum 16. November Vorschläge und Projekte eingereicht werden. Schirmherr ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Die Preisgelder mit einem Gesamtwert von 12.000 Euro sind zweckgebunden und sollen für Projekte im Unterricht verwendet werden.
"Wir freuen uns ganz besonders, dass sich trotz der wirklich schwierigen Bedingungen in diesem Jahr so viele Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte eingebracht und Vorschläge für den Wettbewerb eingereicht haben", betont Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes. „Sehr erfreulich ist die Resonanz der Lehrkräfte, die ihre Leitungen für die neue Wettbewerbskategorie ‚Vorbildliche Schulleitung’ vorgeschlagen haben“, unterstreicht Dr. h.c. Beate Heraeus, Vorstandsvorsitzende der Heraeus Bildungsstiftung. „In Anbetracht der aktuellen Belastungen der Schulleitungen ist das ein ermutigendes Zeichen. Verantwortungsvoll initiativ werden, das ist eine wichtige Erkenntnis aus der Corona-Zeit“.
Ausgezeichneter Lehrer
Maximilian Gebhard unterrichtet Mathematik und evangelische Religionslehre, außerdem ist er Vertrauenslehrer und Leiter der Schulband an der staatlichen Realschule Weilheim. Bewerbungen für die "Ausgezeichnete Lehrkraft" konnten von Schülern der Abschlussklassen eingereicht werden. Tanja Beetz sprach mit dem 32-Jährigen über seine Motivation, seinen Beruf und Schulabschlüsse in Corona-Zeiten.
"Eine große Motivation"
Wie haben Sie sich gefühlt, als Sie erfahren haben, dass Ihre Schüler Sie für den Deutschen Lehrerpreis 2020 in der Kategorie „Ausgezeichnete Lehrkräfte“ vorschlagen möchten?
Maximilian Gebhard: Es ist unglaublich rührend, dass der Preis von den Schülern kommt. Zugleich ist es eine große Motivation, mit der gleichen Leidenschaft weiterzumachen, weil es mir einmal mehr zeigt, was man als Lehrer bei jungen Menschen Positives bewirken kann. Ich bin sehr dankbar, dass der Beruf einer ist, in dem wir die Verantwortung übernehmen, Menschen prägen zu dürfen. Der Lehrerpreis ist mehr als eine Auszeichnung Einzelner. Er ist Würdigung eines der wichtigsten Berufe in unserer Gesellschaft. Lehrer aus Leidenschaft können mit ihren Wesen junge Menschen inspirieren, an sich zu glauben, über sich hinauszuwachsen und selbst mit Leidenschaft für etwas und für andere einzutreten.
"Etwas mit Herzblut tun"
„Er gibt keinen auf“ oder „Er lebt für den Beruf“ – lauten einige Schülermeinungen über Sie. Ist der Beruf für Sie Berufung? Würden Sie ihn wieder ergreifen?
Maximilian Gebhard: Berufung ist ein starkes Wort. Ich denke für uns Menschen gibt es viele richtige Wege, die man einschlagen kann. Entscheidend ist, etwas mit Einsatz und Herzblut zu tun. Das versuche ich auch an die Schüler zu vermitteln. Ich bin aber mehr als glücklich mit meiner Berufsentscheidung. Zu Unterrichten kann ohne Frage auch anstrengend sein, es gibt aber viele Momente, aus denen man selbst etwas für sich mitnehmen kann. Sei es eine neue Sichtweise, ein tolles Argument, eine lustige Situation, ein witziger Beitrag, eine schöne Geste, ein gemeinsam gelöstes Problem, eine gute Idee und vor allem tolle Begegnungen. Wir Lehrer dürfen ständig neue Persönlichkeiten kennenlernen und unterschiedliche Menschen ein Stück weit auf einem wichtigen Teil ihres Lebensweges begleiten und auch prägen. Dabei denke ich oft gar nicht darüber nach, dass es ein Beruf ist. Wenn ich zum Beispiel mit meiner Schulband ein Rockkonzert besuche, dann ist das keine Arbeit, sondern ein Moment, in dem man gemeinsam das Leben genießt.
"Nicht aus Angst vor Sanktionen lernen"
Sie sind als Lehrer auf der einen Seite Autoritätsperson, haben aber auf der anderen Seite auch die Funktion als Vertrauenslehrer inne. Wie schwierig ist diese Gratwanderung?
Maximilian Gebhard: Es ist keine Gratwanderung. Autorität entsteht gerade durch Vertrauen und Authentizität. Ich verstelle mich nicht als Lehrer. Meine Schüler erleben dieselbe Person, die auch Freunde und Familie erleben. Ich teile auch Privates. Die Schüler sollen nicht aus Angst vor Sanktionen lernen oder ihre Hausaufgaben machen, auch wenn ich zugeben muss, dass man als Lehrer nicht ganz ohne diese Mittel zurechtkommt. Das Wichtige dabei ist aber, dass man die Schüler genauso ernst nimmt und mit Respekt behandelt wie jeden anderen Menschen auch. Wenn man es schafft, das zu vermitteln, dann bringen einem die Schüler auch diese Wertschätzung entgegen. Bei einem guten Lehrer wissen die Schüler, dass er echtes Interesse hat, seine Schüler voranzubringen und zu unterstützen. Zugleich dürfen sie sich sicher sein, dass er weiß, was er da tut und was nötig ist, um Ziele zu erreichen.
"Fröhlichkeit hat überall ihren Platz"
Sie unterrichten Mathematik und sind Leiter der Schulband. Dass Musik und Mathe zusammengehören, wusste ja schon der gute Pythagoras. Wie zeigen Sie Ihren Schülern, dass die Mathematik einen kreativen und künstlerischen Zug hat und einfach Spaß machen kann?
Maximilian Gebhard: Die Fächer sind nicht das Entscheidende. Das kennen wir doch alle aus unserer Schulzeit: Bei dem einen Lehrer hat dasselbe Fach Spaß gemacht, was beim anderen öde erschien. Kreativität und Fröhlichkeit hat überall ihren Platz und entsteht im Zwischenmenschlichen. Aktuelles Beispiel: Vor kurzem hatten wir die 50. Online-Hausaufgabe in der neunten Klasse Mathematik. Da hatte ich beim Erstellen der Aufgabe die spontane Idee, einen kleinen Wettbewerb zum Hausaufgabenjubiläum auszurufen. Die eigentliche Aufgabe war nur eine recht trockene Übungsseite im Arbeitsheft. Die Schüler haben die Seite mit Luftballons verziert, Glitzeraufkleber darauf verteilt, eine Torte gemalt, ein 50 shades of Mathe Artwork kreiert, mir lustige Aufgaben zurückgeschickt und vieles mehr. Von solchen Beispielen, lustige Lernvideos, versteckte „Eastereggs“ in Stunden, Gemeinschaftsaktionen, gibt es noch viele weitere und ich könnte stundenlang erzählen. Diese Details sind es, die den Schulalltag fröhlicher gestalten. Hinzu kommt, dass man versucht, Schülern die weit verbreitete Angst vor dem Fach Mathe zu nehmen, viel zu veranschaulichen, ein Gespür für die Schülersicht und mögliche Fehler zu haben und ihnen viel konstruktives und motivierendes Feedback zu geben.
"Eine Aufgabe, die man gemeinsam meistert"
Viele Eltern befürchten, dass Zeugnisse und Abschlüsse im Corona-Jahr weniger wert sind und dass gerade wieder zu schließende Lücken entstehen. Wie sehen Sie das?
Maximilian Gebhard: Die Abschlüsse sind ganz sicher nicht weniger Wert. Im Gegenteil: Wer jetzt Abschluss macht, der hat viel zurückstecken müssen – schulisch, wie privat – und sich immer wieder neu motiviert. Das verdient eine Menge Wertschätzung, zumal die Prüfungen nicht minder schwierig sind als in den Jahren zuvor. Und wer noch keinen Abschluss macht, sollte seine Note vor allem als Feedback verstehen, wo man sich noch weiter verbessern kann. Ich mache meiner Matheklasse vor allem klar, wie wichtig die Inhalte schon jetzt für die Abschlussprüfung im nächsten Jahr sind. Dieser langfristige Blick ist wichtig. Die Pandemie lehrt uns alle mit neuen Situationen umzugehen. Für Lösungen sind auch alle Beteiligten gefragt. Wenn Eltern, Schüler und Lehrer in Zukunft an einem Strang ziehen, dann wird das mit den zu schließenden Lücken kein schlimmes Problem, sondern eine Aufgabe, die man gemeinsam meistert und aus der man auch Positives gewinnen kann.
"Ich freue mich unendlich für Herrn Gebhard"
Sabine Kreutle, Leiterin der staatlichen Realschule Weilheim:
Die Freude an unserer Schule ist groß: Wir haben in unserem Kollegium viele, die gerade die Herausforderungen des Distanzunterrichts von der ersten Stunde an annahmen und sich sehr schnell in eine Expertensituation diesbezüglich einarbeiteten. Allen voran gelang es – zumindest aus Schülersicht, denn sie konnten ihren Lehrer vorschlagen – Herrn Gebhard, ganz neue Wege des Unterrichtens und Kommunizierens mit den Schülerinnen und Schülern zu gehen. Er war einer der Leuchttürme, die hier an der Schule vom digitalen Unterrichten erzählten, die erlebten, wie sie mithilfe der Technik die Distanz zu den Kindern beim Homeschooling wieder überwinden konnten, die unsere Kolleginnen und Kollegen bei der Hand nahmen und sie einführten in das breite Spektrum des Distanzunterrichts.Ich freue mich unendlich für Herrn Gebhard, der diesen Preis vollkommen zurecht zugesprochen bekommt. Auch jenseits von Corona und Distanzunterricht zeigt der Kollege stets ein sehr hohes Engagement für Unterricht und Schulleben und versteht es hervorragend, die Schülerinnen und Schüler zur Mitarbeit zu gewinnen. Ich gratuliere ihm von Herzen zu seinem Preis und freue mich, ihn als Kollegen an meiner Schule zu haben.
"Ein fettes Dankeschön"
Das sagen die Schüler und Eltern über Maximilian Gebhard:
"Wegen ihm bin ich in Mathe voll durchgestartet und habe Noten, auf die ich stolz sein kann."
"Auf diesem Wege noch einmal ein fettes Dankschön und wir lieben Sie als Lehrer und ich hoffe, andere können es genauso wertschätzen wie wir damals."
"Es gibt wenige Lehrer, denen man so offen begegnen kann wie Herrn Gebhard. Durch ihn haben sich ebenso meine mathematischen Fähigkeiten gesteigert, dafür bin ich ihm sehr dankbar! Ebenso ist er auch ein Lehrer, mit dem man auch mal Spaß haben kann und das gehört meiner Meinung nach einfach auch dazu."
"Für mich persönlich ist Herr Gebhard auch ein Vorbild. Ich möchte ebenfalls Lehrer für Mathematik an Realschulen werden und möchte mich mit meinen zukünftigen Schülern genauso gut verstehen, wie er sich mit uns verstanden hat. Ich möchte den Schülern den Stoff genauso gut erklären, wie er uns den Stoff beigebracht hat."
"Danke an diesen außergewöhnlich engagierten Mann, der seinen Beruf wirklich aus vollem Herzen liebt. Danke, dass er den Kindern vor allem in dieser aktuell schwierigen Zeit das Lernen auf angenehme Weise gestaltet."
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