Wunderwerke der Natur
Bäume und ihre Rechte
Hobbygärtner dürfen Bäume im eigenen Garten nicht ohne weiteres fällen. Einige Gemeinden wie Seefeld und Pöcking haben Baumschutzverordnungen erlassen, die es verbieten, Bäume ab einer bestimmten Größe oder Alter zu schlagen – außer sie sind kaputt oder drohen umzustürzen. Herrsching hat die Verordnung 2018 gekippt. In Starnberg ist zurzeit die Diskussion voll entbrannt, ob die 2015 abgeschaffte Verfügung wieder eingeführt werden soll.
Baumschutzverordnungen werden aber nicht überall als wirksames Instrument für den Erhalt für gut befunden. Andere Kommunen befürchten, dass Eigentümer die Bäume dann gar nicht erst groß werden lassen. Sie setzen stattdessen auf Bebauungspläne, die jeden schützenswerten Baum mit einem Kreis markieren und genau definieren. Aber was nutzt das alles, wenn Eigentümer oder Bauträger trotzdem den Kahlschlag befehlen, weil die alten Bäume dem Neubau im Weg stehen oder die Aussicht stören – und dafür das ihnen aufgebrummte Bußgeld, das schon mal 10.000 Euro betragen kann, achselzuckend in Kauf nehmen.
Denkmalschutz
Bäume können aber sogar unter Denkmalschutz gestellt werden. Auf diese Weise soll erreicht werden, dass sie besser gepflegt und vor allem erhalten bleiben. Rund 77 Naturdenkmäler gibt es im Landkreis Starnberg, 19 davon sind Bäume. Zu einem Naturdenkmal können Einzelbäume oder Baumgruppen erklärt werden, wenn sie von ungewöhnlich hohem Alter, Wuchs oder sehr selten sind, die Landschaft oder das Ortsbild prägen, auf einen kulturgeschichtlichen Ort hinweisen (Gerichtslinde) oder mit einem Kulturdenkmal wie einer Kapelle ein Ensemble bilden.
Tutzinger Eiche
Sind die geschützten Bäume bedroht, bringt das die Bürger in Stellung. Mächtig Ärger gab es jüngst in Tutzing um eine terrassenartige Betonplatte, die Privateigentümer auf ihrem Grundstück in direkter Nachbarschaft zu einer jahrhundertealten freistehenden Hute-Eiche errichtet hatten und im Nachhinein zum Kunstwerk erklären wollten. Als der Baum vor kurzem unter Denkmalschutz gestellt wurde, war das empfindliche Wurzelwerk in Gefahr. Der Gemeinderat entschied aus Sorge um die Eiche, dass die schwere Platte weg muss.
Dorflinden
Bäume prägen das Bild eines Orts entscheidend. Linden und Eichen können mehrere hundert Jahre alt werden, ihre Baumkrone ist riesig, ihr Stamm mächtig. Dorflinden waren früher geselliger Treffpunkt: Schon in Goethes „Faust“ tanzte das Volk „wie toll“ um die Linde. Im Mittelalter wurde unter den „Gerichtslinden“ Urteile gesprochen und heute noch erinnern viele Gasthäuser unter dem Namen „Zur Linde“ an die kulturelle Bedeutung.
Mammutbaum
Jetzt im Sommer gibt es kaum ein schöneren Anblick, als diese Baumdenkmöler, die in ihrer grünen Pracht voll im Saft stehen. In den Seeufergemeinden zählt zu den schönsten Beispielen die Sommerlinde in Söcking, die als Solitär auf einem kleinen Hügel thront. Sie ist das Wahrzeichen des Starnberger Ortsteils. Der majestätische Baumveteran mit dem dicken Stamm ist über 200 Jahre alt.
Schöne alte Hute-Eichen sind im Feldafinger Lennepark zu finden, und auf dem Pöckinger Ministerhügel steht eine Gruppe von alten Buchen unter Denkmalschutz. Im westlichen Landkreis gibt es viele weitere tolle uralte Bäume, wie die Kotsch-Eiche in Weßling und eine 400 bis 700 Jahre alte Linde in Erling.
Sehr sehenswert ist auch ein beachtlicher Mammutbaum der Sorte Wellingtonia in Feldafing. Der Hundertjährige, auch er ein Naturdenkmal, steht im Garten der Villa Pschorr in der Thurn-und-Taxis-Straße. Weit ragt seine Krone in den Himmel hinein. Der exotische Riese ist eigentlich in den USA zuhause. Der Mammutbaum wurde Ende des 19. Jahrhunderts zu einem Statussymbol für Wohlstand und Reichtum. So erklärt sich, warum man ihn bei alten Fabrikantenvillen antreffen kann.
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