"Viel zu brav"
Berger Bürger wollen beim Rathausneubau mitreden
Es sind noch gar keine Entwürfe da. Trotzdem sind einige Berger Bürger mit den Planungen zum neuen Rathaus unzufrieden. Sie wünschen sich ein Bürgerzentrum und strengere ökologische Standards beim Bau. „Zunächst bauen wir ein Rathaus“, musste Bürgermeister Rupert Monn die Erwartungen dämpfen.
Die Gemeinde hatte zu einer Infoveranstaltung geladen. Rund 30 Bürger waren gekommen, um von Monn und dem Planungsteam erklärt zu bekommen, dass das neue Rathaus auf dem Huberfeld beim Kreisverkehr gebaut werden soll. Denn das alte Rathaus aus den 1960er Jahren platzt aus allen Nähten, schon lange wird in Containern gearbeitet. Mit einem flexiblen Raumprogramm will sich das neue für die nächsten 50, 60 Jahre rüsten. Drei Wohnungen sind für Gemeindemitarbeiter eingeplant. Die Autos sollen in einer Tiefgarage verschwinden, die Besucher dürfen oberirdisch parken und auch beim MTV Sportplatz. Ein Kernstück der Planung ist der Sitzungssaal, der Trauungsraum und das Foyer – sie sollen für Veranstaltungen zu einem einzigen großen Saal zusammenschließbar sein. In Sachen Nachhaltigkeit und ökologischem Bauen strebt die Gemeinde mindestens eine Zertifizierung in Silber an. Darüber hinaus will die Auslobung bewusst keine großen Vorgaben machen, um den Architekten genug Freiraum zu lassen.
Wunsch nach Bürgerzentrum
Damit war ein halbes Dutzend von den Anwesenden alles andere als zufrieden, die die Bürgerwünsche nicht berücksichtigt sahen. Sie machten sich für ein großes abkoppelbares Foyer für Vernissagen stark. Aber vor allem ging es um die Bauweise und die Gebäudefunktion. Sie forderten die Gemeinde auf, sich auf Massivholz festzulegen und in punkto Nachhaltigkeit die Latte höher zu legen. Eine Bürgerin meinte, dass eine so reiche Gemeinde wie Berg sich doch höhere ökologische Standards setzen sollte. Das wollte Bürgermeister Monn nicht unkommentiert hinnehmen. Der Bau, dessen Kosten fürs erste auf 14,5 Millionen geschätzt werden, könne zwar dank sparsamen Wirtschaftens zu einem großen Teil aus den Rücklagen bezahlt werden. „Berg ist schuldenfrei, aber schwimmt nicht in Geld.“ Immer wieder wurde auch der Wunsch nach einem Bürgerzentrum mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten laut. Ob dies jedoch von den Einwohnern der anderen 14 Ortsteile mit ihrer starken Eigenidentität angenommen werde, da zeigte sich der Bürgermeister skeptisch und verwies auf die bestehenden Veranstaltungsräume wie Vereinsheime, den Marstall oder in Zukunft vielleicht die Alte Schule in Aufkirchen. „Zunächst bauen wir ein Rathaus“, bremste er das Wunschkonzert ein.
"Macht was Schöneres draus"
„Macht was Schöneres draus“, „Das wird kein Leuchtturmprojekt“, „Das Konzept ist zu offen“, „Man muss groß genug denken“ „Das ist mir alles viel zu brav“ waren einige der Äußerungen, die im Lauf des Abends fielen. Da half es auch nicht, dass das Beraterteam dafür warb, der Kreativität der Architekten zu vertrauen. Und überhaupt: „Die Klappe ist noch gar nicht gefallen.“ Im Frühjahr werden die Entwürfe erwartet, die Rede ist von etwa acht. Die Frage der Jurybesetzung forderte den nächsten Widerspruch heraus. Selbstbewusst kam der Vorschlag, neben den Fachleuten auch Bürger und Künstler aufzunehmen.
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