Kulinarischer Stadtrundgang
Kultur und Esskultur in Starnberg
London, Paris, Florenz. Die reisefreudigen Deutschen besuchen oft und gerne ferne Städte und Länder und lassen sich wissbegierig auf die exotischsten Urlaubsziele und noch so fremde Kulturen ein. Nur die kulturellen Sehenswürdigkeiten, die direkt vor der eigenen Haustüre liegen, werden oft genug schnöde links liegengelassen. Doch wer in Starnberg zu Hause ist, muss die Erkundung seiner Heimatstadt glücklicherweise nicht mehr länger auf den Sankt Nimmerleinstag verschieben. Die Tourist Information Starnberg bietet ein reichhaltiges Angebot an Stadtführungen an, die nicht allein für Touristen gedacht sind, sondern vor allem auch den Einheimischen Insiderwissen vermitteln möchten, das garantiert nicht einmal eingefleischten Starnbergern bekannt ist. Wir haben uns für Sie schlau gemacht und an einem „Schmankerlspaziergang“ mit Friederike Eickelschulte teilgenommen.
Erst Schokolade, dann Kirche
Treffpunkt war um 15 Uhr an der Infostele des Tourismusamtes direkt neben dem Landungssteg, wo sich die rund zehnköpfige Gruppe gut gelaunt einfand. Alle Teilnehmer waren – obwohl mitten in der Tourismussaison – Bewohner des Landkreises Starnberg, die ihre Kreisstadt vermeintlich wie die eigene Westtasche zu kennen glaubten. Doch schon die erste Frage der durchtriebenen Gästeführerin überrumpelt alle. „Wenn man beim Starnberger See wie in einer Badewanne den Stöpsel ziehen könnte, wie lange würde es wohl dauern bis er sich komplett wieder neu mit Wasser gefüllt hätte?“ Die Antwort - rund 21 Jahre - war freilich auch für die besten Rechenkünstler nicht lösbar. Gilt doch der 100 Quadratkilometer große und an seiner tiefsten Stelle 127 Meter tiefe See, der abgesehen von ein paar mickrigen Bächlein über keine nennenswerten Zuflüsse verfügt, nach dem ungleich viel größeren Bodensee als wasserreichster See Deutschlands.
Frisch gestärkt bergauf
Nur wenige hundert Meter weiter Richtung Zentrum wurden schon die ersten kulinarischen „Schmankerln“ verkostet. In der Starnberger Elly Seidl -Filiale erhielten die Besucher als süßes Appetithäppchen die unvergleichlichen, handgemachten Pralinen des Traditionsunternehmens, das seit Genrationen in München-Pasing ansässig ist und inzwischen in Gräfelfing produziert. Auf dem Kirchplatz gleich gegenüber bot sich den Spaziergängern als erste Sehenswürdigkeit die Pfarrkirche St. Marien an, die zwar kunsthistorisch wenig zu bieten hat, historisch dennoch von großer Bedeutung für Starnberg ist. Die nächste kleine Stärkung holte sich die Gruppe im Bio-Café Luna ab, wo die Chefin persönlich einen frischgemixten Smoothie aus Mango und rote Bete servierte und Einblicke in ihr kleines aber feines Naturkostsortiment bot. Von dort ging es auch schon weiter zum nächsten kulinarischen Highlight. Bei Dechant, Fischladen und Restaurant, hielten die Gäste Einkehr im lauschigen Innenhof, wo bereits mehrere großzügig mit Fischspezialitäten belegte Platten darauf warteten, genussvoll dezimiert zu werden. Wohlig gesättigt und durch Vitamine beflügelt, erklomm die kleine Gruppe mühelos die steile Treppe zum Schlossberg hinauf. Dort befinden sich gleich drei bedeutsame Kultur-Ziele, die man in Starnberg kennen muss. Zunächst wurde das bezaubernde Rokokokirchlein St. Josef mit seinem Ignaz Günther Altar besichtigt, anschließend ging es durch den verwunschenen Renaissancegarten mit der atemberaubenden Aussichtsplattform weiter zum Schloss, das heute bekanntermaßen von der regionalen Steuerbehörde genutzt wird.
Wissen macht hungrig
Nach einem fachkundigen Exkurs über die Wittelsbacher und weit zurück in die Gründungsgeschichte Starnbergs schien es der Stadtführerin wieder Zeit für eine Verschnaufpause, die prompt bei „Sembritzki- essen und trinken“ eingelegt wurde. Gemeinsam mit der benachbarten Metzgerei Kandler wurde auch hier reichlich aufgetischt. Es gab Wurst- und Käse-Spezialitäten, dazu ein edles Tröpfchen Wein und natürlich auch Wasser zum Runterspülen. Hungrig war danach keiner mehr, was allerdings niemand davon abhielt, nach einem kurzen Bummel durch Starnbergs beschaulichste Einkaufsmeile, die Maximlianstraße, sich erneut zur Rast überreden zu lassen. Und so endete der Spaziergang keineswegs zufällig bei „Schindlers Delikatessen“, wo abermals besondere Gaumenfreuden auf die nun doch wieder hungrigen Stadtbummler warteten. Diesmal wurde sogar ein ganzes Fingerfood-Menü bestehend aus Süppchen, Hauptspeisen und Dessert aufgefahren. Zur herzlichen Begrüßung gab es spritzigen Perlwein aus der Pfalz und Gastfreundlichkeit par excellence.
Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist und Starnbergs köstlichste Seiten persönlich auskosten möchte, hat dazu regelmäßig Gelegenheit. Der Schmankerlspaziergang findet in unregelmäßigen Abständen immer freitags auch im Winter statt. Information und Anmeldung ist bei der Tourist Information am Tutzinger-Hof-Platz möglich.
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