"Eigentlich fällt mir immer etwas ein"
Als Kabarettist braucht man Gespür dafür, was beim Publikum ankommt
André Hartmann, aufgewachsen in Starnberg, hat zwei Berufe: Er ist Musiklehrer an einem Münchner Gymnasium und tritt als Kabarettist auf. Im "Heppl und Ettlich" gastiert er mit der Talkshow "Ratschkartell", zu der ein politischer Gast und einer aus der Unterhaltungsbranche eingeladen sind.Susanne Hauck sprach mit ihm:
Wie macht man das: ein Programm zu schreiben, über das das Publikum auch lacht?
André Hartmann: Eine One-Man-Show dauert länger, von der ersten Idee bis zur gelungenen Aufführung brauche ich mindestens ein Jahr. Das Auswendiglernen geht am besten mit Bildern im Kopf. Beim "Ratschkartell" ist es einfacher, weil ich mich mit den Gästen unterhalte. Bei meinem Programm "Radio Aktiv" auch, weil ich auf Zurufe aus dem Publikum reagiere.
Was braucht's da für Talente?
André Hartmann: Schon in der Schule hat es mir Riesenspaß gemacht, Leute zu imitieren. Ich hatte auch immer ein Talent zum Improvisieren, das kam mir auch beim Klavierspielen zugute. Ein Konzertpianist wäre aus mir aber nie geworden, dazu bin ich viel zu faul zum Üben. Eine Art Sicherheitskitt ist, dass ich ziemlich spontan bin und schnell reagieren kann. Ich lass mich überraschen, was vom Publikum kommt. Eigentlich fällt mir immer etwas Witziges ein.
Es heißt, dass Sie 50 Stimmen nachmachen können. Wie eignet man sich eine an?
André Hartmann: Oft sind das Zufälle. Einmal bin ich zum Beispiel etwas verkatert aufgewacht und hab mit meiner heiseren Stimme telefoniert. Da hieß es dann "du klingst ja so rau wie die Inge Meysel". Es geht aber nicht auf Kommando, die Leute müsen mir auch liegen. Stoiber passt, Seehofer nicht.
Wie entwickelt man ein Programm?
André Hartmann: Alles fängt mit einem guten Titel an, am besten einer mit einer Augenzwinkerei und Wortspielereien. Ich hatte schon "Neid of the Proms" oder "Fressefreiheit". So nach und nach füllt sich das dann mit Inhalt. Ein Gag ist gut, wenn man selber herzlich lachen kann. Ich probiere auch bei Freunden aus, was gut ankommt.
Kommt bei den Publikums-Zurufen auch oft Blödes?
André Hartmann: Es ist ganz selten, dass ich negativ überrascht bin. Wenn, dann ist es am besten den Ball zurückzuspielen. Nervös macht mich so schnell nichts. Meistens bin ich in einer Irrsinns-Spiellaune.
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