"Bus und S-Bahn fahren uns zu oft weg"
Bürger diskutieren neue Verkehrsideen für Berg
Können Busse, Carsharing und Mitfahrbankerl das Auto ersetzen? Das beantworteten die rund 40 Anwesenden mit einem klaren „Jein“. Zu der Veranstaltung „Mobilität auf dem Land“ im Hotel Schloss Berg hatten die reaktivierten Berger Grünen eingeladen.
Der Ortsverband arbeite derzeit daran, eine Mitfahr-App für Berg ins Leben zu rufen, erklärte Eva-Maria Marxen, die zusammen mit Katrin Stefferl den verwaisten Vorsitz übernommen hat. Damit könnten sich gelegentliche oder regelmäßige Fahrgemeinschaften nach Starnberg oder München zusammenfinden. Dass die überarbeiteten Buslinien in Berg eine sinnvolle Sache sind, darüber waren sich alle einig. Es hapert aber noch am Takt. Wer umsteigen muss, erwischt den zweiten Bus oft nicht mehr, weil die Zeit zu knapp bemessen ist. „Beim Umsteigen in Berg habe ich nur eine Minute Zeit“, kritisierte eine Zuhörerin aus Aufkirchen. Wenn der Busfahrer zu viele Tickets verkaufen müsse, Badeverkehr oder Stau in Starnberg herrsche, dann sei der Anschluss weg. „Ich verpasse zu oft die S-Bahn in Starnberg“, bedauerte auch eine Neu-Bergerin, die nach München pendeln muss. Susanne Polewsky ist einen Monat lang nur Bus gefahren – mit durchwachsenem Fazit: „Das Zurückkommen ist ein Problem.“ Die Vorsitzende der Energiewende Berg fordert nach den Kommunalwahlen einen überparteilichen Arbeitskreis zum Thema Mobilität. Dass das Landratsamt die Schwachstellen des Fahrplans überarbeitet, dafür will sich SPD-Gemeinderätin Sissy Fuchsenberger einsetzen. Von positiven Erfahrungen mit einer privaten Carsharing-Initiative berichtete die Dießener Bürgermeisterkandidatin Gabriele Übler. Vor allem, wer das Fahrzeug nur gelegentlich brauche: „Es zeigt sich, dass viele das zweite oder dritte Auto einsparen können.“ Spontan überlegte ein Farchacher, sein Auto mit Nachbarn zu teilen. Andere plädierten für die Nutzung von kommerziellen Carsharing-Plattformen.
Mitfahr-App, Carsharing, Bankerl
Von den Mitfahrbankerl, die in Üblers Heimatlandkreis Landsberg weit verbreitet sind, hielten die meisten nicht viel. Da sitze nie einer drauf und sie seien in Zeiten des Internets anachronistisch, so der Tenor, oder man müsse viel Zeit mitbringen, bis einer anhalte. „Mitfahrbänke sind eher sozial nützlich und eine Lösung für die Verkehrsproblematik“, so sah es Gastredner Dr. Markus Büchler, der Carsharing für gelegentliche und Fahrgemeinschaften für regelmäßige Fahrten als ideal ansieht. Der Landtagsabgeordnete skizzierte Lösungen für die Verkehrswende und Alternativen zum Auto. Er nannte eine moderne und leistungsfähige S-Bahn, Busfahrpläne mindestens im Stundentakt bis Mitternacht, Expressbuslinien, flächendeckende Verkehrsverbünde von Augsburg bis Rosenheim und gute Radschnellwege als einige der Ansätze. „Nur dann kriegen wir die Pendler dazu, das Auto stehenzulassen und umzusteigen“, so Büchler.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH