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Die Amma umarmt in Biberkor 5.000 Menschen
Warum pilgern Tausende Menschen ins beschauliche Biberkor und warten stundenlang, um sich von einer indischen Oma herzen zu lassen? „Amma“ heißt die 64-Jährige mit rundlichem braunem Gesicht, freundlichem Lächeln und Nasenpiercing, ihr voller Name wird mit „Mutter der unsterblichen Glückseligkeit“ übersetzt. Mütterlich ist auch ihre Umarmung, mit der einen die Guru-Frau an sich drückt, in den Armen wiegt und dazu auf Deutsch „Mein Liebling“ und „Momomomo“ beruhigend ins Ohr murmelt. Dann händigt sie einen Apfel und ein Holzperlenarmband aus, man darf sich wieder erheben.
Es ist ein großer Kult um diese kleine Frau, die als "Mahatma", als "große Seele" verehrt wird. Die in ärmlichen Verhältnissen geborene Inderin tourt seit 30 Jahren durch die Welt und verteilt kostenlose Umarmungen. Eigentlich war der Besuch von Amma in der Münchner Zenithhalle geplant gewesen, aber weil diese derzeit umgebaut werde, sei man auf die Montessori-Schule in Biberkor ausgewichen, erzählen die gelassenen Helferinnen, die sich auch von unangemeldeten Fernsehteams nicht aus der Ruhe bringen lassen, deren Reporter ihnen auf den Zahn fühlen wollen.
Tross ist größer als bei Popstars
Ein Yogi sitzt im Lotussitz am Boden und betet zu Trommelmusik. Die ganze Montessori-Turnhalle ist mit Teppichen ausgelegt und bestuhlt. Dank der Heerscharen an Helfern, die hier freiwillig arbeiten, geht das alles ohne Chaos ab. "Ammas Tross ist größer als der von Britney Spears", schrieb mal eine Zeitung. Die Menschen rücken geduldig bis zur Bühne vor, wo sie die Schuhe ausziehen und hinaufgehen zur Amma, die in einen weißen Sari gewickelt auf einem niedrigen Sessel empfängt, hinter ihr indische Deko und der Spruch „Liebe und diene“. Die Stunden, bis man an der Reihe ist, kann man sich damit vertreiben, farbenfrohe Gewänder und Räucherstäbchen zu kaufen und in der Schulkantine indisches Curry zu essen. Auf den Parkplatz sieht man Autos aus Bayern, Österreich, der Schweiz und Italien. Amma umarmt an den beiden Tagen bis zu 5.000 Leute. Das sei aber nichts gegen Großveranstaltungen wie in Indien, sagt die Pressedame, wo sie 20.000 Menschen und mehr in den Arm nehme. Mit Krankheiten angesteckt habe sich Amma bei dem vielen Kontakt übrigens noch nicht, versichert sie auf Nachfrage.
Wer glaubt, dass das Publikum zum größten Teil aus Indienfreaks mit Rastahaaren besteht, wird eines Besseren belehrt. Gekommen sind überwiegend ganz normale Menschen jeden Alters. Warum sie hier sind, weiß man nicht, aber offenbar haben sie das Bedürfnis nach spiritueller Kraft. Nach der Umarmung sagen viele, dass sie Wärme und Liebe spüren. Ammas Botschaft ist es, dass Liebe und Mitgefühl die Menschen verbindet, egal welcher Herkunft. Sie tritt für die Menschenrechte ein und hat zahllose caritative und humanitäre Projekte angestoßen. Auch der Papst hat sie empfangen.
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