"Was würden Sie für uns Kinder tun?"
Tutzinger Mittelschüler befragen Bürgermeisterkandidaten
Wegen den Wählerstimmen, die hier zu holen sind, sind die drei Bewerber fürs Bürgermeisteramt nicht gekommen. Schließlich ist kaum einer der Schüler der Tutzinger Mittel- und Grundschule schon 18 Jahre. Trotzdem stellten sich die Kandidaten für Tutzings Rathaus geduldig den Fragen der Viert- bis Zehntklässler.
Um 9.45 Uhr haben die über 200 Schüler in der Turnhalle Platz genommen und hören gespannt zu, als sich die drei Bewerber vorstellen. Florian Schotter (42) von der CSU ist in Tutzing aufgewachsen und arbeitet als Polizist in München. Der Wirtschaftsinformatiker Bernd Pfitzer (49) lebt seit zwölf Jahren im Ort und ist Gemeinde- und Kreisrat (Grüne). Und Marlene Greinwald (55), die in die Fischerfamilie Greinwald eingeheiratet hat, betreibt einen Bio- und Reiterhof und sitzt für die Freien Wähler seit 27 Jahren im Gemeinderat.
„Das ist politische Meinungsbildung pur“, eröffnete Konrektorin Anne-Katrin Schallameier die Veranstaltung. Auch die Viertklässler durften dabei sein, denn sie nehmen das Thema Gemeinde im Heimat- und Sachkundeunterricht durch.
Kinder fragen, Kandidaten antworten
Ein Jugendzentrum, ein Schwimmbad, mehr Spielplätze: die Kinder und Jugendlichen hatten andere Themen als die Erwachsenen bei den Podiumsdiskussionen. Einzeln kamen die Schüler vor und sprachen ihre Frage ins Mikrofon, die Kandidaten antworteten der Reihe nach. Die drei waren sich einig: sie würden viele Wünsche gern erfüllen, aber es scheitert am lieben Geld. Die Gemeinde habe die Pflicht, die Grundversorgung wie Kindergärten und Schulen zu finanzieren, bevor man an Sonderwünsche wie einen Kunstrasenplatz in Traubing denken könne, ergänzte Marlene Greinwald sinngemäß.
Vieles scheitert am Geld
Das treibt die Schüler um. „Warum ist die Finanzlage so angespannt?“, möchten sie wissen. „Es gibt zu wenig Gewerbesteuer, deshalb sollten wir mehr Firmen ansiedeln“, antwortete Florian Schotter. Im schönen Tutzing wollen viele wohnen, erklärte Greinwald. „Kindergärten, Schulen, Gymnasium – das kostet.“ Für Bernd Pfitzner wird zu viel Geld zum Fenster hinausgeheizt, er setzt auf Energiesparen.
Was sie als Bürgermeister für Kinder tun würden, war eine weitere Frage. Mehr für den Ballsport machen, den abgebauten Spielplatz reaktivieren und auf das alte Schwimmbad einen Deckel setzen, so dass es die Schüler als Bewegungsfläche zusätzlich zum Pausenhof benutzen können – das sind Marlene Greinwalds Vorschläge. Pfitzner möchte den Platz der alten TSV-Halle als Aufenthaltsfläche verwenden, mehr Ganztagsklassen und einen Freispielplatz außerhalb der Schule einrichten. „Was fehlt euch denn?“ fragte Florian Schotter zurück. Er könnte sich eine kleine Eislauffläche vorstellen und würde den zur Hundewiese verkommenen Fußballplatz in Ordnung bringen.
Einig waren sich die drei Kandidaten auch bei ihren Neins. So wollte keiner einen Bus finanzieren, der die Kinder zur Dreifachturnhalle fährt.
Wahl blieb geheim
Wer kam jetzt bei den Schülern am besten rüber? Das bleibt ein schulinternes Geheimnis. Denn zum Abschluss durften alle zwar ihren Stimmzettel mit ihrem Wunschbürgermeister in die Urne stecken, das Ergebnis wurde aber nicht öffentlich mitgeteilt. Schließlich und endlich haben ja auch nur die Erwachsenen das Stimmrecht. Am 14. Januar ist in Tutzing Bürgermeisterwahl.
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