Perle im Oberland
Der Künstlerort Murnau am Staffelsee
Eine befestigte Poststation an einer Römerstraße über den Brennerpass und den Seefelder Sattel durch das obere Isar- und Loisachtal nach Augsburg, mehr war Murnau zu Zeiten der Römer nicht. Kaum zu glauben angesichts des bunten Treibens, das heute die malerische Innenstadt prägt.
Die Sommerferien bieten sich für einen Stadtbummel an, bei dem einmal nicht nur Kommerz und Konsum im Vordergrund stehen sollten, sondern das Ganze noch mit Kultur und der historischen Spurensuche ergänzt werden könnten.
Schweden und Franzosen
Erstmals urkundlich erwähnt wurde Murnau sehr viel später, nämlich im Jahr 1150. Schwedisch und französisch war es von 1632 bis1648 während des Dreißigjährigen Krieges als die Schweden und Franzosen es besetzten. 1803 wird das Landgericht Murnau aufgehoben und Murnau wird dem Landgericht Weilheim zugeordnet. Das Rathaus wird 1842 neu erbaut. Mitte des 19. Jahrhunderts wird fast die komplette Bausubstanz Murnaus in einem verheerenden Stadtbrand zerstört. Der sich anschließende Wiederaufbau führte zu dem sich heute darbietenden geschlossenen Ortsbild.Anfang des 20. Jahrhunderts wird auf Initiative Emanuel von Seidls das Ortsbild verändert.
Kunst und Kultur
1908 hielten sich die beiden Künstlerpaare Gabriele Münter und Wassily Kandinsky sowie Marianne von Werefkin und Alexej Jawlensky zum ersten Mal in Murnau zum gemeinsamen Malen auf. Ihre Bilder, die sie bis 1914 von dem Ort und seiner Landschaft malten, machten Murnau einem internationalen Kunstpublikum in der ganzen Welt bekannt. Zu den herausragenden kulturellen Attraktionen Murnaus zählen heute das 1999 renovierte Münter-Haus („Russenhaus“), das Münter 1909 kaufte und in das sie mit Kandinsky einzog, sowie das Schlossmuseum mit seiner Kunstsammlung.
Zahlreiche Personen aus Kunst und Kultur zog und zieht es immer wieder nach Murnau, so etwa Max Reinhardt (1873–1943), der 1910 im Park der Seidl-Villa Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ als Freilichtaufführung inszenierte, den Flugzeugkonstrukteur und Unternehmer Willy Messerschmitt (1898–1978), der am 6. Mai 1945 in Murnau von Alliierten verhaftet wurde und den größten Teil seines Hausarrestes hier verbrachte. Weitere bekannte Namen sind Ödön von Horváth (1901–1938), Brigitta Wolff (1913–2009) oder Karl-Michael Vogler (1928–2009). Und nicht zuletzt benannte sich der Filmregisseur Friedrich Wilhelm Murnau (eigentlich Friedrich Wilhelm Plumpe) nach dem Ort.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH