Das langsame Sterben der Geschäfte
Veröden unsere Innenstädte zusehends?
In Peißenberg ist es schon länger zu beobachten, in Weilheim seit etwa drei Jahren: das Sterben der Läden in der Innenstadt. Immer mehr Geschäftsleute schließen ihre Läden, teils, weil sie keine Nachfolger finden, zum Teil aber auch, weil sie dem immer stärker werdenden "Konkurrenten Internet" nicht mehr gewachsen sind und die Kunden zunehmend weg bleiben.
Eine, die hier nicht tatenlos zusehen möchte, ist Susanne Haarländer, Inhaberin des "Eine-Welt-Ladens" in der Weilheimer Admiral-Hipper-Straße. Mit einem Plakat in ihrem Schaufenster macht sie darauf aufmerksam, dass "wenn der letzte Laden verschwunden und die Stadt verwaist ist", ihre Bürger feststellen werden, "dass online shoppen alleine doch nicht so toll ist". Daher der Appell an alle: "Kauft lokal!"
"Das Plakat habe ich in Pasing bei einem Apotheker entdeckt und mir gleich gedacht: das bringt es auf den Punkt", erzählt Susanne Haarländer. Also hat sie Kontakt mit dem betreffenden Apotheker aufgenommen, der ihr prompt die Datei mit dem Plakat zur Verfügung stellte. Nun hängt es auch in Weilheim.
Innenstädte gleichen sich immer mehr
"Wir sind ja eigentlich hier noch gut dran", sagt Haarländer. "Noch vor drei oder vier Jahren war ein Ladengeschäft in einer Eins-A- oder Eins-B-Lage nur unter der Hand zu bekommen", erinnert sie sich. "Die gingen gar nicht erst auf den Immobilienmarkt." Das sei jedoch seit ungefähr drei Jahren anders. Auch in den besten Lagen stehen Geschäfte oft wochenlang leer, bis sie letztendlich vermietet werden, oft jedoch nur kurzfristig, weil die neuen Mieter die Realität falsch eingeschätzt haben. Einen langen Atem haben hier lediglich die großen Filialisten, die ihrerseits schon längst auch auf den Online-Handel gesetzt haben, also zweigleisig fahren. Das wiederum lässt letztendlich alle deutschen Innenstädte gleich aussehen, nimmt ihnen ihr individuelles Flair.
"Weilheim ist gut aufgestellt"
Dennoch ist Weilheim sehr gut aufgestellt, meint Hans-Georg Geist, Vorsitzender des Gewerbeverbandes in Weilheim. Und das obwohl große Online-Händler wie etwa Amazon in Deutschland rund zwanzig Prozent des Buchhandels und etwa 16 Prozent des sonstigen Handels abwickeln. Allerdings, so räumt Geist ein, muss der Weilheimer Handel weiterhin attraktiv bleiben. Kleinere Läden hätten zwar oft nicht die Ressourcen, die Öffnungszeiten zu erweitern, aber "die Ware gut präsentieren, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen und gut zu beraten, das ist immer möglich", so Geist. "Und die Händler müssen zusammenarbeiten, gemeinsame Aktionen planen." Als Beispiel führt Geist die "Weilheimer Zaubernacht" mit den verlängerten Öffnungszeiten an. "Es gibt eine ganze Reihe von Möglichkeiten, hier etwas zu bewegen", sagt Hans-Georg Geist.
In Peißenberg
Alfred Ruprich und Thomas Palmberger, beides Geschäftsleute aus Peißenberg, sehen die Situation ähnlich und auch sie sind überzeugt davon, dass der lokale Handel nicht wehrlos ist. Ein Plakat aber, wie es Susanne Haarländer im Schaufenster hängen hat, würden sie bei sich nicht aufhängen. "Auch wenn die Aussage absolut richtig ist", wie sie bestätigen. "Aber das wirkt ein wenig so, als würde man aufgeben", finden sie. Aufgeben? das kommt für Palmberger und Ruprich nicht in Frage. Kam es auch nicht, als sich der Gewerbeverein mangels nachfolgendem Vorsitzenden vor ein paar Jahren schließlich auflösen musste. Quasi als "Guerilleros" machten die beiden weiter, versuchten, weitere Geschäftsleute mit ins Boot für Aktionen zu holen, doch es gab so gut wie keine Resonanz. Heute haben sie frustriert eingesehen, dass in Peißenberg wohl jeder seinen eigenen Weg gehen muss. Und auch jeder für sich dem Konkurrenten "Online" die Stirn bieten muss.
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