Zwischen Naturschutz und Gewerbesteuer
Podiumsdiskussion der Landtagskandidaten zum Thema Bannwald
Auch wenn es um das Thema Gewerbegebiet Gauting in den letzten Monaten etwas ruhiger geworden ist, gibt es doch einen, der darum nie still zu sein scheint: Das Bündnis "Pro Bannwald". Kurz vor den anstehenden Wahlen im März luden sie in das Rathaus in Gilching die Landtagskandidaten ein, damit diese ihren Standpunkt zum geplanten Gewerbegebiet Gauting vertreten konnten.
Bis auf den letzten Platz war der Saal des Rathauses Gilching gefüllt. Einige Zuhörer brachten ihre Schilder mit, die klar signalisierten: Wir sind für den Erhalt des Bannwaldes und gegen das Gewerbegebiet. Gegenüber der Zuhörer bezogen die Landtagskandidaten ihre Plätze: Auf einem Podium vor der Bühne sollten sie über ihre Sichtweise zu diesem doch nicht ganz einfachen Thema sprechen. Geladen und gekommen waren Stefan Frey (CSU), Cedric Muth (FDP), Martina Neubauer (Grüne) und Matthias Vilsmayer (Freie Wähler und Mitglied im Gemeinderat Gilching). Ebenfalls geladen war Christiane Kern (SPD). Sie musste sich aber wegen Krankheit entschuldigen und reichte ihr Statement schriftlich ein. Gautings Bürgermeisterin Brigitte Kössinger war zwar auch geladen, aber kam nicht.
Rückblick
Bevor jedoch die Landtagskandidaten zu Wort kamen, verschaffte Organisator und Pressesprecher des Bündnis, Christian Winklmeier, einen Überblick über die Geschichte und Situation zum Thema. Für viel Aufruhr im Saal sorgte dabei eine von ihm gezeigte Fachstellungnahme des Landratsamtes Starnberg vom 18.10.2018. Darin schreibt das Landratsamt zum Beispiel, dass "....zu behaupten, dass bei der Realisierung keine verbleibenden erheblichen und nachhaltigen Umweltauswirkungen zu erwarten sind, ist unstimmig und .... kann zu einer Fehlentscheidung verleiten." Weiter beschrieb das Landratsamt, dass es sich bei dem Bannwald und der geplanten, zu bebauenden Fläche, um ein essentielles Nahrungshabitat handele, in welchem bereits eine Fledermauspopulation stark geschwächt sei.
"Derzeit liege allerdings dem Landratsamt auch noch kein Antrag auf Herausnahme aus dem Landschaftsschutz für das entsprechende Gebiet vor", erklärte Winklmeier weiter. Die Gemeinde Gauting habe bis dato noch keinen Antrag gestellt und neue Erkenntnisse würden derzeit auch nicht vorliegen.
Das sagen die Landratskandidaten
Stefan Frey sehe sich als zukünftiger Landrat bei diesem Thema in einer Mediatorenfunktion. "Man muss Klagen und Spaltungen hier unbedingt verhindern", so der dreifache Familienvater. Er sehe keinen Sinn darin, die Situation eskalieren zu lassen. "In einem solchen Fall müssen alle Beteiligten an einen Tisch und über das Thema gemeinsam diskutieren," ist seine Meinung. Man dürfe die möglichen Einnahmen für Gauting durch anfallende Gewerbesteuern nicht vergessen, auf der anderen Seite dürfe man aber auch nicht die etwaigen Probleme und Sorgen der Gilchinger unter den Tisch fallen lassen. Seine Lösung: Eine gesunde Mitte finden und Beteiligte in ein Boot holen.
Christiane Kern hatte ihr Statement schriftlich abgegeben. Es wurde von Rudolf Ulrich, dem Vorsitzenden des Fluglärm e.V. und Moderator der Diskussion verlesen. Kern stehe gegen einen unnützen Flächenverbrauch verstehe aber, dass Gauting keine ortsansässigen Unternehmen verlieren wolle. Sie sehe hier die Chance, dem Landkreis die generelle Frage zu stellen, wohin sich seine Zukunft entwickeln solle. Ihre Lösung: Ein intelligentes Flächenmanagement und freie Flächen in bereits erschlossenen Gewerbegebieten bebauen und diese ungenutzen Flächen so nutzen.
Cedric Muth hatte einen anderen Ansatz. Der Rechtsanwalt fand, dass man Gauting und seine finanzielle Situation nicht aus den Augen verlieren dürfe. "Wir müssen uns als Landkreis überliegen, wie Gauting sich stemmen kann," sagte er hierzu. Er verwies dabei auf die Tatsache, dass Gauting kein innerörtliches Gewerbe habe. Die Gilchinger Befürchtungen, hinsichtlich einem noch größeren Wohnraumdruck und dem steigenden Verkehr, sieht Muth nicht nur alleine am geplanten Gewerbegebiet liegen. "Der Landkreis wächst trotzdem mehr und mehr." Seine Lösung: Den Gautingern das Gewerbegebiet ermöglichen und ihnen so potentielle neue Einnahmem sichern.
Martina Neubauer hatte eine ganz andere Perspektive: Sie erlebe die Kommunalpolitik derzeit mit großer Sorge. Viele wichtige Themen würden vergessen werden. "Der Landkreis hat sich beim Bürgerbegehren massiv für den Artenschutz ausgesprochen, warum hier also stoppen?" Für sie lasse sich das geplante Gewerbegebiet dahingehend zusammenfassen, dass es einfach günstiger sei neu zu bauen, als bereits versiegelte Flächen weiterzuentwickeln. Ihr Blick richtet sich in die Zukunft, in der ihre Enkelkinder noch vom Bannwald und dem Nutzen der Natur profitieren sollen. Ihre Lösung: Ein klares Nein zum Neubau des Gewerbegebiets und der Abholzung des Bannwaldes.
Matthias Vilsmayer wolle als zukünftiger Landrat die Interessen der Gilchinger klar im Auge behalten. "Wir müssen mit unseren Nachbarn an einem Tisch bleiben," so der Gilchinger. Zudem warf er allerdings seiner Gemeinde vor, zu langsam gewesen zu sein, als sich die ersten Regungen um ein geplantes Gewerbegiebt in nächster Nachbarschaft formten. Er findet, dass man es verstehen müsse, dass sich eine Gemeinde weiterentwickeln wolle, man dürfe dabei die Natur aber nicht aus den Augen verlieren. Seine Lösung: Langfristig planen und den Druck von den Gemeinden in Sachen Gewerbesteuer nehmen.
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