Maibaum statt Christbaum
Bauernbühne Wörthsee feiert Premiere
In diesem ungewöhnlichen Jahr kann einen fast schon gar nichts mehr erstaunen, aber ein Maibaumdiebstahl mitten im November ist dann doch etwas ungewohnt. „Ja verreck, der Maibaum is‘ weg“ lautet der Titel des Stücks, mit dem die Bauernbühne Wörthsee im Augustiner am Wörthsee Premiere gefeiert hat. Der Grund für dieses jahreszeitlich nicht ganz passende Stück lautete – man ahnt es: „Corona“. Eigentlich hatten die Laienschauspieler die Komödie für März/April 2020 einstudiert. Das Bühnenbild stand bereits, die Proben liefen dem Ende zu und dann kam der Lockdown. „Wir durften nicht einmal die Bühne abbauen“, erinnert sich die Vorsitzende der Bauernbühne, Barbara Gäch, die gemeinsam mit Stellvertreter Klaus Freymann und Uli Wischnewski seit der Gründung der Bauernbühne im Jahr 1978 mitspielt.
In Etappen und nur durch einzelne Haushalte wurden die Requisiten dann geholt und eingemottet. Bei der Mitgliederversammlung im Juni 2021 beschlossen die Theaterfreunde das Stück trotz falscher Jahreszeit aufzuführen. Es wäre zu schade gewesen, wenn die ganze Arbeit umsonst gewesen wäre. Da heuer sowieso wegen des Lockdowns alle Maifeiern ausgefallen waren und nichts wie sonst ist, wäre das Maibaumstück durchaus passend. Es wurde ja sogar in Erling ein Baum im August aufgestellt, erklärte Sabine Bayer.
"Endlich wieder lachen"
Ein weiterer Grund, der für das Stück sprach, war, dass es einfach sehr lustig und ohne großen Tiefgang ist. „Damit kann man mal wieder lachen, das brauchen wir jetzt“, so Gäch. 16-mal hat die Truppe sich seit September zum Proben getroffen. „Alle waren ganz euphorisch“, erklärte die Spielleiterin. Sie freute sich, dass alle wieder ihre alte Rolle bekommen wollten und es keine Neubesetzungen geben musste – auch nicht bei den beiden Souffleusen Karoline Ginner und Elisabeth Bayer
Der Inhalt ist schnell erzählt: Das Dorf Strunzenbach ereilt die große Schande und Blamage, dass einen Tag vor dem Aufstellen der Maibaum gestohlen wurde, denn statt aufzupassen, hatte sich der mit dieser Aufgabe betraute Kleinhäusler Simmerl (urkomisch gespielt von Uli Wischnewski), lieber dem Alkohol und dem Schlaf zugewandt. Simmerl wird nicht nur vom Bürgermeister (das würdige Dorfoberhaupt spielt Klaus Freymann) und dessen Gattin (Barbara Gäch hatte sichtlich Spaß an den bayerischen Schimpftiraden) in die Mangel genommen, auch seine Frau Zenzi (Erika Schreyegg mimt die Keifende) setzt ihm ganz schön zu. Gut, dass die beiden erwachsenen Kinder des Bürgermeisters (Franziska Gäch als Julia und Ludwig Bayer als Andi) ihn in Schutz nehmen. Beide haben übrigens noch jeweils eine geheime Liebelei mit der Kellnerin Birgit (Melanie Belle) und dem Feuerwehrvorstand Korbi (Korbinian Polz). Herrlich ist auch die streitsüchtige Nachbarin, gespielt von Sabine Bayer und dann kommt sogar noch die Polizei (Karl-Heinz Eschner).
Am Ende ist aber alles gut und man stößt gemeinsam an. Passenderweise allerdings nicht mit einer Maß Bier. In den Flaschen ist „Corona extra“. Viel Applaus gab es vom Publikum für die schauspielerische Leistung und die große Leidenschaft beim Spielen.
Angesichts der steigenden Corona-Zahlen musste die Bauernbühne kurzfristig von „3 G plus“ auf „2 G“ (getestet, genesen) für das Publikum umschalten. Jetzt hofft das Ensemble, dass die Aufführungen nicht wieder abgesagt werden müssen. Weitere Aufführungen sind am Samstag, 20. November, 20 Uhr, sowie am Sonntag, 21. November, 19 Uhr. Karten gibt es unter 0176/ 66534656. Falls sich bis dahin nichts ändert, gilt der Einlass für Genesene oder Geimpfte (2G).
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