Humor und Menschlichkeit
Landrat Karl Roth erhält den Seerosen-Orden der Perchalla
Die Starnberger Faschingsgesellschaft Perchalla vergibt den Seerosenorden heuer an Karl Roth. Der scheidende Landrat wird damit für sein vielfältiges politisches und kulturelles Engagement ausgezeichnet.
Die Marotten des Chefs
Ein Faschingsmuffel und eine Spaßbremse, das ist der Landrat, der vor seiner zwölfjährigen Amtszeit zwölf Jahre Bürgermeister in Andechs war, wirklich nicht. Dass Roth sich nicht nur um Politik und Kultur, sondern auch um das Narrentum im Landkreis sehr verdient gemacht hat, belegte Kulturamtsleiterin Barbara Beck eindrucksvoll mit jeder Menge Beweisfotos. Zur Freude des Publikums am Rosenmontag in der Starnberger Schlossberghalle gab es auf der großen Leinwand ganz alte Bilder vom Machtlfinger Männerballett mit einem mit nackten Wadeln und buntem Regenschirm ausgelassen tanzenden Roth zu sehen, aber auch von den Faschingsdienstagen im Amt mit einem verkleideten Landrat mit wahlweise Spock-Ohren oder Kuh-Hörnern. Welche Marotten ihr Chef in der Arbeit so pflegt, dass er zum Beispiel von seiner Amtsstube aus gern die Karpfen im Teich füttert, wenn er über etwas nachdenkt, und das Büro mit frischen Blumen aus dem eigenen Garten schmückt, erzählte Barbara Beck in ihrer humorvollen und warmherzigen Laudatio ebenfalls. Kulturell habe er seinen eigenen Kopf. Zwei Bilder des für seine düsteren Arbeiten bekannten Künstlers Baselitz habe er mit den Worten „da werde ich ja depressiv“ aus seinem Büro verbannt. Dafür zelebriere er das Weißwurst-Essen mit einem eigens eingeführten Sägezahn-Messer.
"Er ist bekannt für seine Empathie"
Aber Spaß beiseite. In seiner Amtszeit habe Roth viel erreicht. Sie würdigte seine vielen Verdienste, angefangen beim ÖPNV-Ausbau bis zum Klimaschutzkonzept, der Auszeichnung als Fairtrade-Landkreis und seine Verdienste in Hinblick auf mehr Zuschüsse für Kulturschaffende. Und sie ging auf Roths menschliche Eigenschaften ein, allen voran den Humor und die Empathie. „Er lässt sich auf die Menschen ein, er will Ausgleich schaffen, damit am Ende etwas Gutes rauskommt“, sagte sie. Auch im Landratsamt habe er sich für ein gutes Klima eingesetzt, so seien sie zum Raften auf die Isar gefahren oder zu Fuß die Zugspitze hoch. Als Chef könne er zwar mal schimpfen, aber nach einem klärenden Gespräch auch schnell wieder gut sein.
„Bärbel, du hast mich gut getroffen“, sagte Karl Roth, als er auf die Bühne kam. Er habe sich die Lachtränen aus den Augen wischen müssen. Er bekannte, dass er im Fasching mittlerweile kürzer träte. Früher, da sei er mit dem ersten Schneepflug heimgefahren oder vom Ball gleich zum Bäcker gefahren. „Aber beim Zusehen hat man auch Spaß.“ Und den Orden, den werde er mit Stolz tragen.
Wenn es nach Perchalla-Präsident Andreas Denk gegangen wäre, hätte Roth die Auszeichnung schon viel früher erhalten. Doch er sei von Roth noch vor zwei, drei Jahren mit den Worten „Ne du Andi, wart‘ ma noch“ vertröstet worden. „Aber jetzt ist es soweit, und er ist prädestiniert dafür.“
Zum ersten Mal in der Geschichte des seit 1988 vergebenen Seerosenordens war der Preisträger vorher kein Geheimnis mehr. Die Auszeichnung wurde gemeinsam mit Bürgern und vielen Lokalpolitikern gefeiert. Vergeben wird die Auszeichnung für besondere Verdienste im politischen oder kulturellen Bereich. Politiker wie Sabine Leutheuser-Schnarrenberger, Gert Weger, Marianne Sägebrecht, Christian Tramitz, Stefan Wilkening, Leslie Mandoki oder Erik Berthold können sich schon damit schmücken.
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