Gebühren auf dem Prüfstand
Herrsching diskutiert über kostenfreien Kindergartenbesuch
München schafft ab 1. September 2019 die Kita-Gebühren ab. Für die Gemeinde Herrsching war das der Anlass, um zu überlegen, ob das auch eine Möglichkeit für Herrsching wäre und ob die Kostenfreiheit zu finanzieren wäre. Kämmerin Miriam Goodwin rechnete den Gemeinderäten in der jüngsten Sitzung vor, dass dies die Gemeinde circa 150.000 bis 160.000 Euro kosten würde. Ein Großteil der Gebühren wäre nämlich sowieso bereits durch den neuen Zuschuss des Freistaats wegfallen. Der Freistaat hat vor Kurzem beschlossen die Elternbeiträge für die gesamte Kindergartenzeit - statt wie bisher nur für das letzte Kindergartenjahr - ab April diesen Jahres mit 100 Euro pro Kind und Monat zu bezuschussen.
Vor allem einkommensschwache Familien, die ein Kind im Gemeindekindergarten haben, müssten deswegen bereits nichts mehr bezahlen. Hier werden die Gebühren nämlich gestaffelt nach dem Einkommen erhoben.
Eine Beitragsfreiheit würde allerdings auch Probleme mit sich bringen. Wenn alle Herrschinger Kinder kostenbefreit wären, was wäre mit den rund 30 Kindergartenkindern, die eine Einrichtung in einer anderen Gemeinde besuchten? Sie sollten nicht schlechter gestellt werden, fanden die Gemeinderäte.
Bürgermeister Christian Schiller gab zu bedenken, dass die finanzielle Situation der Gemeinde wieder einmal schlechter werden könnte. „Wenn wir die Kosten jetzt abschaffen, wird es ganz schwierig werden, sie später wieder einzuführen“.
Christiane Gruber (BGH) fände es besser, zusätzliches Geld dafür zu verwenden Wohnungen für Erzieher und Erzieherinnen zu schaffen. Rita Mulert (Grüne) malte das Szenario, dass angesichts der kostenlosen Kinderbetreuung viel mehr Eltern ihre Kinder ganztags statt nur stunden- oder tageweise in Herrsching würden anmelden wollen. „Dafür fehlen aber die Plätze und die Erzieher“.
Auch Gemeinderat Christian Becker (CSU) war skeptisch. Für ihn gilt der Grundsatz, „was nichts kostet, ist nichts wert“. Jens Waltermann (FDP) fand, dass ein kostenloser Kindergartenplatz eine positive Signalwirkung nach außen hätte und junge Familien anziehen würde. Die Gemeinde könnte aber auch jeder Herrschinger Familie mit einem Kindergartenkind einfach einen Zuschuss geben, regte Wolfgang Schneider (SPD) an. Jetzt wird die Verwaltung einen Vorschlag für den Gemeinderat erarbeiten.
Alle Kinder haben einen Platz
Wieviele Kindergartenkinder im nächsten Jahr erwartet werden, das kann nach den Anmeldungen bereits vorhergesehen werden. Allen neu angemeldeten Kindern (rund 90) hätte ein Betreuungsplatz angeboten werden können. Damit seien die Einrichtungen aber voll. „Wir können keine auswärtigen Kinder berücksichtigen, wir haben keinerlei Spielraum“, bedauerte Schiller. Eigentlich wäre ein Puffer von 10 bis 15 Prozent an freien Plätzen sinnvoll. Jetzt gebe es lediglich fünf Kindergartenplätze und drei Krippenplätze als eiserne Reserve für Notfälle. „Das geplante Kinderhaus in der der Riederstraße wird dringend benötigt“.
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