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Rubrik: Gesamt · Ort: fuenfseenland
"Dankbar für diese Ernte"
Verwantwortung hört nicht am Traktor auf
Beim Pressegespräch des Bayerischen Bauernverbandes zogen die Landwirte eine erste Bilanz: v.l.: Landwirte Ludwig Schüßlinger, Stefan Dellinger, Kreisbäuerin Anita Painhofer und Kreisobmann Georg Zankl sowie Landwirtin Christa Wagner und Thomas Müller vom Bayerischen Bauernverband. (Bild: Huss-Weber)
Der Bayerische Bauernverband hatte am 4. Oktober 2019 - fast pünktlich zu den bevorstehenden Erntedankfeiern - zu einem Pressegespräch geladen. Zentrale Themen dieser Zusammenkunft waren nicht nur die Ernteergebnisse aus dem Jahr 2019, sondern auch Wünsche und ein wichtiger Appell der örtlichen Bauern.
2019 - kein schlechtes Jahr
Das vergangene, landwirtschaftliche Jahr sei von einem schwierigen Start gezeichnet gewesen, resümierte Kreisobmann Georg Zankl. Die geringen Niederschläge Anfang des Jahres hätten vielen Landwirten Sorgen gemacht. Ein regenreicher Mai und die immer wieder vorkommenden Regenschauer hätten dann letztendlich viel Gutes für die anstehende Ernte vollbracht. Doch noch immer sei das kein Grund zur Entwarnung. "Es könnte ruhig noch ein bis zwei Jahre starke Niederschläge wie dieses Jahr geben", gab Zankl zu bedenken. Noch immer seien die Wasserspiegel recht niedrig und die Speicher nicht auf dem Niveau, wie sie schon einst waren.
Insgesamt sei man aber mit der Ernte aus diesem Jahr mehr als zufrieden. Georg Zankl und Kreisbäuerin Anita Painhofer hatten dieses Jahr auch Soja angebaut. Letzteres werde aber nicht zum menschlichen Verzehr genutzt, sondern als Viehfutter verwertet. So wurden im gesamten Landkreis Starnberg insgesamt 183 Hektar Sojabohnen angepflanzt. Körnermais wurde auf 275 Hektar angebaut. Im Vorjahr waren es noch 476 Hektar. Beim Silomais war es eine Fläche von 820 Hektar, die angebaut wurde - 2018 805 Hektar.
"Es stimmt nicht, dass immer mehr Mais angebaut wird", gab Georg Zankl beim Thema Mais zu bedenken. Mais würde schon seit den 80er angebaut werden und die Zahlen seien seitdem konstant - wenn nicht sogar rückläufig.
Eine schweinische Problematik
Was allerdings laut den Vertretern des bayerischen Bauernverbandes nach wie vor nicht rückläufig sei, seien die stetig steigenden Zahlen in der Wildschweinpopulation. "Es treten in manchen Regionen vermehrt Schäden auf", so Zankl. Es gäbe kaum einen Landwirt, der nicht Probleme mit den Schweinen habe.
Darum appelliert der Kreisobmann auch an die Beantragung und Genehmigung der Nachtzielgeräte. Sie seien laut seiner Aussage nach für eine effektive Bejagung der Schweine notwendig. Derzeit würden dem Landratsamt Starnberg zwölf Anträge für die Nutzung einer solchen Vorrichtung vorliegen. "Man hatte uns eigentlich versprochen, noch im September die Nutzung zu genehmigen", so der Zankl. Die Genehmigungen würden derzeit noch ausstehen.
Die Gesellschaft hat die Verantwortung
Ein weiteres Thema, welches den Landwirten Bauchschmerzen bereite, war die kontrovärse Teilnahme am Volksbegehren zur Artenvielfalt. Viele Menschen seien dem Ruf des Volksbegehrens gefolgt - doch nur wenige würden sich selbst für einen Artenerhalt und eine natürliche Vielfalt einsetzen. "Schauen Sie sich doch alle Vorgärten an: Alles wird gepflastert oder betoniert, die Gärten sind wie geschleckt", bemängelt Painhofer das Verhalten vieler Menschen. Auch könne man schon als Verbraucher einen großen Beitrag leisten, wenn man regional uns saisonal einkaufe. "Man braucht auch mal wieder ein paar Schlamperflächen", wirft Stefan Dellinger im Zusammenhang mit dem Artenschutz ein. Er sehe den zunehmenden Leistungsdruck auch als eine gefährliche Spirale. Dieser Druck würde auch nicht vor der Landwirtschaft halt machen. Jeder Landwirt würde versuchen seinen Betrieb noch effizienter zu gestalten - was manchmal für die Natur allerdings nicht immer hilfreich sei. "Aber die Verwantwortung hört nicht beim Landwirt auf - jeden in dieser Gesellschaft betrifft das", gab Dellinger zu bedenken.
Doch trotz vieler Probleme, mit denen die Landwirte zu kämpfen hatten, zeigten sie sich auch demütig und dankbar. "Man muss schon sagen, dass wir in einem guten Landkreis leben und es uns nicht schlecht geht", warf Dellinger ein. Man müsse dankbar für die Ernte 2019 sein, so Dellinger, denn ein reicher Landkreis und eine erfolgreiche Ernte seien eben nicht selbstverständlich.
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