Abschied von drei Geschwistern
Stilla Stölzle, Karl Wurm und Schwester Benedict sind verstorben

Schwester Benedict mit 100 Jahren. (Bild: Emmaus Convent)
"Jetzt war ich wieder einmal schneller als du", habe die Schwester gescherzt. "Aber nur eine Woche", so der Bruder. So könne er sich sehr gut den Dialog im Himmel vorstellen, sagte Pfarrer Franz von Lüninck bei der Beerdigung in der Gilchinger Sankt Vitus Kirche. Kurz nachdem Stilla Stölzle (geborene Wurm) am 14. März, wenige Monate vor ihrem 90. Geburtstag gestorben ist, ist ihr der 88-jährige Bruder Karl Wurm am 21. März nachgefolgt. Und fast als hätten sich die beiden abgesprochen - so Pfarrer von Lüninck - "haben sie die älteste Schwester gleich mitgenommen". Am 26. März verstarb das älteste der ursprünglich 13 Geschwister: Walburga "Wally" Wurm wurde 104 Jahre alt. Die Hochbetagte hatte als Schwester Benedict als Missionsschwester in Südafrika gelebt.
Die drei Geschwister stammten aus der Gilchinger Gärtnersfamilie Wurm. Nach dem frühen Tod des Vaters musste die Mutter die Kinder alleine groß ziehen. Das Leben war zwar hart und die Kinder mussten fest mitanpacken, es gab aber immer auch schöne Stunden beispielsweise beim gemeinsamen Musizieren an den Sonntagen.
25 Urenkel
Als die Kinder erwachsen waren, trennten sich die Wege. Nachdem sie einige Jahre im Gilchinger Blumengeschäft gearbeitet hatte, heiratete Stilla Stölzle nach Siebnach, wo die warmherzige und fürsorgliche Person ihre eigene Großfamilie gründete. Neben den Kindern und Enkeln hatte sie zuletzt eine wachsende Schwar von 25 Urenkeln. Die letzten Monate ihres Lebens verließen Stilla Stölzle die Kräfte. Doch den Abschied vom Leben hat sie bewusst und im Kreise ihrer Lieben zuhause genommen. Verwandte und Freunde kamen in den letzten Tagen. Für jeden hatte sie noch ein gutes Wort. Der Pfarrer ihrer Heimatgemeinde stärkte die gläubige Christin mit dem Sakrament der Krankensalbung. "Ich bin so glücklich", soll sie kurz vor ihrem Tod gesagt haben, berichtete der Priester. Am 14. März starb Stilla Stölzle mit 89 Jahren.
Blumengeschäft und Gärtnerei
Wenige Tage nach der Beerdigung folgte für die Familie bereits die nächste Trauerfeier. Jetzt hieß es Abschied nehmen von Karl Wurm. Der jahrzehntelange Gärtnereibesitzer aus Gilching, dem auch das Blumengeschäft in der Römerstraße gehört hatte, starb am 21. März. Er ist 88 Jahre alt geworden. Auch er war gläubiger Christ und durfte zuhause im Kreise der Familie und gestärkt mit dem Sakrament der letzten Ölung seine letzte Reise antreten.
Neben seinem Engagement in der Gärtnerei war Karl Wurm in einigen Vereinen aktiv. Schützen, Krieger- und Soldatenverein, Kolpingsfamilie, Männergesangsverein waren mit einer Fahnenabordnung in die Kirche gekommen, um ihrem jahrzehntelangem Mitglied Ehre zu erweisen. Die Blaskapelle, bei der Karl Wurm früher mitgespielt hatte, brachte ihm zum Abschied am Grab noch ein Ständchen. Über und über mit Blumen übersät war das Grab und viele schön geschmückten Schalen standen um das Familiengrab verteilt - ein Anblick, der den ehemaligen Gärtner sicherlich sehr gefreut hätte.
Seit 1937 in Südafrika
1936 trat die 1912 geborene Walburga Wurm ins Kloster ein. Sie hatte einen Aufruf gelesen, in dem Missionsschwestern für Südafrika gesucht worden waren. 1937 ging es mit dem Schiff nach Südafrika, wo Schwester Benedict viele Jahrzehnte als Krankenschwester tätig war. Die patente Nonne kümmerte sich nicht nur um den Garten, sondern packte auch sonst überall an, wo es etwas zu tun gab. Vor allem ihr Humor, ihr gutes Gedächtnis und ihr Gottvertrauen machten Schwester "Benny" zu einer besonders geschätzten Person, die trotz der verloren gegangenen Sehkraft in den letzten Jahren ihr sonniges Wesen nicht verloren hatte. Wenige Stunden nach der Heiligen Messe verstarb Schwester Benedict am 26. März im Kreise ihrer Mitschwestern.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH