Raus aus der Abhängigkeit
Kiffen, Alkohol, Internet: Condrobs hilft bei Suchtproblemen
Es sind nicht immer nur Alkohol und Drogen, mit denen die Suchtberatung Condrobs zu tun hat. Sondern auch der Medienkonsum ist zum Problem geworden. 677 Klienten suchten letztes Jahr Hilfe, sagte Matthias Taube in seinem Jahresbericht. Davon waren etwa 75 Prozent selbst Betroffene und 25 Prozent Angehörige. „Immer mehr Eltern kommen zu uns, weil ihr Kind kifft oder weil sie sich Sorgen wegen exzessiven Computerspielens machen“, so Taube. Gerade sie will er mit dem kostenlosen Beratungsangebot ansprechen. „Besorgte Eltern sollten zeitnah zu uns kommen.“
Cannabis ist nicht harmlos
Taube warnte davor, Cannabis als „weiche Droge“ zu unterschätzten. Denn sie sei um ein Vielfaches stärker als in den Siebzigerjahren. Und zudem für die Psyche der Jugendlichen sehr schädlich, weil es die Hirnentwicklung stört, so Sozialpädagoge Stefan Schönweiß. Cannabis ist in der Jugendkultur weit verbreitet, ergänzte Psychologe Michael Hoffmann. Nach einer bundesweiten Studie haben ein Drittel der 17-18-Jährigen innerhalb eines Jahres die Droge probiert. Der Einstieg geschehe immer über Alkohol und Nikotin. Zwar würde es die Mehrheit schaffen, nach einer Zeitspanne des Herumprobierens nicht abhängig zu werden oder die Droge so zu nehmen, dass es den Alltag nicht beeinträchtigt. Für sehr problematisch hält es Hoffmann, wenn die Jugendlichen den nächsten Schritt zu chemischen Drogen wie Ecstasy gehen. „Das ist mit hohem Risiko verbunden, weil das Zeug oft mit unbekannten psychoaktiven Substanzen verschnitten ist“, warnte er eindringlich.
Vier Stunden ist genug
Ebenfalls Anlass zur Sorge ist für viele Eltern der ständige Handygebrauch, das Youtube-Schauen oder das Computerspielen. Ab wann ist das gefährlich, fragen sie sich. Dazu trifft Matthias Taube eine klare Aussage: „Jeder Medienkonsum, der vier Stunden übersteigt, hat Folgen für die Jugendlichen, zum Beispiel weil die Konzentration nachlässt oder die Leistungen in der Schule abfallen.“ Er rät den Eltern, genau hinzuschauen und Grenzen zu setzen.
28 Prozent aller Klienten ließen sich wegen Cannabis beraten, eine Zahl, die leicht gestiegen ist. Es gibt aber auch eine beruhigende Nachricht: Chemische Drogen spielen im Landkreis keine große Rolle. „Man kann sagen, dass Crystal Meth bei uns nicht stattfindet“, so Taube.
Nach wie vor nimmt die Beratung wegen Alkohol den größten Raum ein. 60 Prozent aller Klienten kamen deshalb in die Beratungsstelle. Seit Jahren sei das eine konstante Zahl. Ein erstes positives Fazit zog Stefan Schönweiß für die im letzten August eröffnete Nachsorge-Wohngemeinschaft in Stockdorf. In der abstinenten WG ist Platz für sechs Suchtkranke, die nach der Therapie eine Perspektive brauchen, um wieder Fuß in der Gesellschaft zu fassen. Eine Wohnung, aber auch die Mobilität ist dafür wichtige Voraussetzung. „Die Einführung eines Sozialtickets wäre für unsere Klientel eine Riesenerleichterung“, so Schönweiß. „Für jemand, der in Wörthsee wohnt, ist es sonst sehr schwierig an unseren Angeboten teilzunehmen.“
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