Virtuelle Wege ausprobieren
Integrationsarbeit in Zeiten von Corona
Kontakte herzustellen und Personen gleich welcher Herkunft zusammenzubringen, ist einer der Schwerpunkte der Germeringer Integrationsarbeit. Seit rund zehn Jahren gibt es dafür sogar mit Manuel Leupold einen eigenen Ansprechpartner. Doch Corona erschwert das Ganze. „Noch ist nicht absehbar, welche langfristigen Konsequenzen damit verbunden sind“, so die Integrationsfachkraft der Stadt. Eigentlich sollte es im Frühjahr 2021 wieder eine interkulturelle Woche geben. Seit 2015 war sie alle zwei Jahre veranstaltet worden. Doch in der aktuellen Situation ist dies nicht möglich. Leupold hofft wenigstens eine „abgespeckte, entzerrte Form mit kleineren Veranstaltungen über einen längeren Zeitraum“ zu realisieren. „Damit sind Ausstellungen und Auftritte von Künstlern gemeint“, erklärte er. Dabei könnten auch neue virtuelle Wege ausprobiert werden. Auf alle Fälle sollten die Veranstaltungen mit geringem Aufwand geplant werden, für den Fall, dass sie abgesagt werden müssen.
Auch der Deutschförderunterricht an den Schulen konnte wegen Corona „nicht wie ursprünglich angedacht durchgeführt werden“, bedauerte Leupold. Sobald es die Situation erlaubt, soll er wieder aufgenommen werden. Das Gleiche gilt für den Islam-Christentum-Workshop an den Germeringer Schulen, bei dem die Kinder andere Religionen und Gebetshäuser kennengelernt hatten. „Die Abstandsregelungen sind beim Besuch der religiösen Einrichtungen nur sehr schwer einzuhalten“, wusste Leupold. Aktionen außerhalb des Lehrplans werden in diesem Jahr sowieso gestrichen werden müssen, „die Schulen sind darauf fokussiert, den Schulalltag nach und nach wieder aufzunehmen“. Besonders schade ist es, dass auch die Sprach- und Integrationskurse des Bundes nicht in der gewohnten Form laufen können. Hier gibt es immerhin Kompromisse und Ideen. So könnte nach einem Lockdown der Präsenzunterricht in großen Räumen durchgeführt werden, ein virtuelles Online-Klassenzimmer könnte eingerichtet werden. „Die Ziele eines Integrationskurses sind in der Regel durch den Präsenzunterricht am besten erreichbar“, so Leupold .
Einiges geht auch jetzt
Auch das beliebte Projekt „Wir kochen und essen gemeinsam“ muss wegen der Kontaktbeschränkungen ausfallen. Trotz Pandemie gibt es aber Aktivitäten, die immer noch möglich sind. Zum Beispiel können die Newsletter zur Integrationsarbeit verfasst, Praktikumsplätze und Minijobs für Menschen mit Migrationshintergrund vermittelt werden, bei der Ausbildung und bei Bewerbungen beraten oder bei Problemen unterstützt werden. Die derzeitigen Regelungen erschweren allerdings die Kontakte mit den Dolmetschern, Integrationslotsen, Asyl- und Kulturmittlern. Und das Integrationsforum mit seinen bunten Länderabenden könnte die Pause für eine Neustrukturierung nutzen. Insgesamt sind von den derzeit rund 41.400 Einwohnern Germerings 20,7 Prozent mit ausländischer Staatsangehörigkeit. Im Jahre 2015 waren es fünf Prozent weniger. Mit 1.151 nehmen die Türken den ersten Platz ein, dicht gefolgt von den Kroaten (1.117). Auf den weiteren Plätzen stehen Italiener (779), Rumänen, (713), Polen, (611), Kosovaren (603) und Österreicher (600). Aus dem Asylbereich gibt es unter anderem 333 Afghanen, 153 Nigerianer und 100 Syrer.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH