Schwein gehabt!
Das (Sau-)Leben auf dem Stanishof
Kommt Johannes Kirmair an das Gatter seiner Schweine, springen diese quiekend auf, allerdings nicht, weil sie den jungen Landwirt fürchten - im Gegenteil: Zahlreiche Rüssel drücken sich an die Beine des 24-Jährigen, jedes Tier will gestreichelt werden. Der Germeringer Landwirt vom Stanishof hat zu seinen Tieren ein vertrautes Verhältnis. "Mir ist klar, dass beim Thema 'landwirtschaftliche Tierhaltung' viele Menschen nicht immer das Bild, von glücklichen Tieren im Kopf haben", erklärt Johannes Kirmair. Doch bei ihm am Stanishof, kann man sich vom Gegenteil überzeugen. Hier haben die Tiere ein vertrauensvolles Verhältnis zu ihrem Landwirt, großzügige Ausläufe und stets frisches Stroh.
Alles ein bisschen anders
In großzügigen Ausläufen leben die Tiere am Stanishof in kleinen Gruppen. Die Tiere haben überdachte und vor Zugluft geschützte Futter-, Liege- und Mistbereiche. "Schweine sind reinliche Tiere. Sie misten nur in eine Ecke vom Stall, die andere halten sie absolut sauber", erklärt Johannes Kirmair.
Schweine mögen es extrem sauber. Bei den Kirmairs haben sie die Möglichkeit, diese Eigenschaft auszuleben. Täglich streut der 24-Jährige frisches Stroh in den Stall. Einmal wöchentlich räumt er ihn komplett aus, sodass jede Ecke durchgefegt werden kann.
Zudem können die Schweine am Stanishof nach Herzenslust suhlen. "Im Sommer brauchen sie Schlamm für ihre Haut, um sich vor Insekten zu schützen", sagt Kirmair. Auch im Winter haben die Schweine die Möglichkeit ihr "Beauty-Programm" durchzuziehen. Am Stanishof sind sie das ganze Jahr draußen. Wem es zu zugig wird, der geht einfach wieder zurück in den kuscheligen Strohstall.
Eine alte Bekannte
Was idyllisch klingt, hat auch praktische und vor allem wirtschaftliche Gründe: Durch die optimalen Haltungsbedingungen kann aus diesen Schweinen hochwertiges Fleisch erzeugt werden. "Wir wollen, dass unsere Tiere so wenig Stress wie nur möglich haben", sagt Johannes Kirmair. So würden die Tiere von Anfang an an den Transporter gewöhnt werden, damit für sie auch am Schlachttag keine ungewohnten Situationen auftreten würden.
"Ich habe den Hof vermisst"
Ursprünglich wollte Johannes Kirmair eigentlich Medienkaufmann werden. Nach der Realschule habe er in einer Firma angefangen. "Aber ich habe jeden Tag im Büro unseren Hof und die Arbeit dort vermisst", blickt er zurück. Schnell sei dann klar gewesen: Sein Büro wird der Stall. "Ich liebe meinen Beruf, es ist zwar harte Arbeit, aber ich bin viel draußen und arbeite mit der Natur", sagt er.
So arbeiten jetzt beide Söhne am elterlichen Hof: Max kümmert sich mit Vater Werner um die Metzgerei, Johannes regelt alle landwirtschaftlichen Belange und Mutter Karin betreut den Hofladen. "Aber trotzdem hilft jeder überall", ergänzt Johannes. Ist Erntezeit, steigt Bruder Max auch schon einmal auf den Traktor. Umgekehrt hilft Johannes in der Metzgerei oder im Hofladen mit. "Das Schöne bei uns ist, dass mein Vater und mein Bruder auch gelernte Landwirte sind, so kann jeder überall einspringen", so Kirmair.
Große Träume
Johannes Kirmair ist Landwirt aus Leidenschaft. Eigentlich hätte er gerne noch mehr Tiere, zum Beispiel Rinder. "Momentan haben wir aber auch schon so genug zu tun", schmunzelt er. Einen Groß des benötigten Futters erzeugen die Kirmairs auf ihren eigenen Flächen. Auch das macht Arbeit. Felder müssen bestellt werden, Weizen, Gerste, Graspellets und Körnermais müssen geerntet und zu Futter verarbeitet werden. Außerdem fallen im Stall täglich Arbeiten an. "Ich bin jeden Tag mindestens zwei Mal bei den Schweinen, füttere sie, miste und schaue einfach mal so nach dem Rechten", gibt Johannes Kirmair einen Einblick in seinen Alltag.
Der 24-Jährige hat aber noch eine besondere Herzensangelegenheit: "Ich würde mir mehr Verständnis für Landwirte und auch die landwirtschaftliche Arbeit wünschen. Bei uns sind Besucher immer willkommen. Hier können sie sich ein Bild davon machen, was Landwirtschaft wirklich bedeutet", so Johannes Kirmair.
Infobox
Die Kirmairs haben sich für die robuste Schweinerasse "Schwäbisch-Hällisches Landschwein" spezialisiert. Die Ferkel kaufen sie mit fünf bis sieben Wochen direkt beim Züchter. Für die Rasse haben sie sich entschieden, da sie robust ist und die Tiere Wind und Wetter trotzen. Mit rund acht Monaten sind sie schlachtreif und bringen dann rund 100 Kilogramm auf die Waage. Am Stanishof leben sie in Gruppen von maximal 20 Tieren auf Weiden.
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