Ein Bus wie eine Tram
MVV testet E-Fahrzeuge für den Nahverkehr
Laut vernehmlich bimmelte der E-Bus bevor er sich in Gang setzte. „Klingt genau wie eine Trambahn“, staunte einer der Fahrgäste dieser Premiere. Kein Wunder, schließlich kann der Hersteller Alstom auf seine Erfahrungen mit Schienenfahrzeugen verweisen. „Wir fahren schon lange elektrisch“, erklärte Jens Sprotte, der bei Alstom den Geschäftsbereich Stadtverkehr leitet, bei der Testfahrt des E-Busses. „Man muss Elektromobilität erlebbar machen“, erklärte er den Zweck der Probefahrt des "Aptis".
Dazu waren die Vertreter der Starnberger und Germeringer Politik und Verwaltung eingeladen. Zunächst kurvte der Bus vom Starnberger Landratsamt nach Percha. Anschließend gab es einen Schichtwechsel in Germering. Hier startete der E-Bus vor der Stadthalle auf eine kleine Rundfahrt. Es war kein Zufall, dass sowohl in Starnberg als auch in Germering getestet wurde. „Beide Landkreise sind sehr engagiert, um Alternativen zum Autoverkehr über Angebote zu schaffen“, lobte MVV-Geschäftsführer Bernd Rosenbusch. Derzeit sind rund 50 Buslinien im MVV-Bereich unterwegs. 40.000 Passagiere nutzen täglich einen Bus. Jetzt sollen die Weichen für einen Umbau auf Strom gestellt und der Weg in einen nachhaltigen ÖPNV geebnet werden. Bis es einmal soweit ist, wird es aber wohl rund drei bis vier Jahre dauern.
Französische Kennzeichen
Die Passanten staunten nicht schlecht als der futuristisch anmutende Bus mit seinem französischen Kennzeichen durch die Straßen fuhr. Ein wenig erinnerte das Design an eine Straßenbahn, vor allem, da man wie bei einer Tram sehr nahe am Boden sitzt. Noch ist der Bus Zukunft und die Fahrt eine einmalige Gelegenheit. Auch E-Busse anderer Hersteller sollen getestet werden, bevor es eine Ausschreibung geben wird, um die MVV-Busflotte auf elektrisch betriebene Fahrzeuge umzurüsten.
Bei der Fahrt wurden Fragen nach der Lebensdauer der Batterien, nach der Barrierefreiheit, der Sicherheit und Bequemlichkeit des Busses gestellt. „Auf die Umwelt zu achten, heißt auch für die Zukunft angemessene Alternativen im ÖPNV zu schaffen. Das ist mit dem Aptis mehr als gelungen“, betonte der Starnberger Landrat Karl Roth. In Germering nutzte die Fürstenfeldbrucker Stellvertretende Landrätin Martina Drechsler die Gelegenheit und setzte sich zur Probe gleich mal hinter das Steuerrad. „Eine tolle Aussicht“, schwärmte sie. Begeistert waren die Passagiere über den dank zweier lenkbarer Achsen riesigen Wendekreis des Busses, den großzügigen Platz im Innenraum, größere Fenster und über Angebote wie Handyladestationen und einem Internetzugang im Bus.
Nach ein paar Minuten hielt der Bus, um zu demonstrieren wie dicht neben dem Bordstein herangefahren werden und wie einfach eine Rampe auf Knopfdruck herausgefahren werden kann.
Während in China bereits 300.000 E-Busse fahren, sind es auf der übrigen Welt gerade einmal 5.000 Stück, wusste Rosenbusch. Deswegen war es gar nicht so einfach einen europäischen Hersteller für die Praxistests zu finden. Im nächsten Frühjahr soll der E-Bus im Regelbetrieb auf Herz und Nieren geprüft werden.
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