Geschleudert - nicht gerührt
Honig von Veronika Bichler
Am Anfang war die Hummel - sie brachte Veronika Bichler aus Gauting zum Imkern. Die Lehrerin beobachtete nämlich vor einigen Jahren eine einsame Hummel, die in ihrem Garten vergeblich versuchte alle Obstbäume zu bearbeiten. Als dann im nächsten Jahr die Bäume keine Früchte trugen und auch die Hummel nicht mehr gesichtet wurde, war für die Gautingerin klar: Jetzt muss sich etwas ändern.
"Ich habe mich nach diesem sprichwörtlich fruchtlosen Jahr in Starnberg an der Imkerschule angemeldet und einen Kurs belegt", erzählt Bichler. Nach diesem Kurs holte sie sich nach und nach Bienenvölker. Heute hat sie sechs Völker mit fleißigen Bienen.
Zwei Mal volle Ernte
Zwei Mal im Jahr erntet sie Honig. "Ich habe bereits im Juni die erste Ernte gehabt, Ende Juli dann die Zweite", erklärte Bichler. Mit der Sommersonnenwende am 21. Juni sei das Bienenjahr zwar fast schon vorbei, zum Ernten gäbe es aber noch reichlich. Honig ist nämlich der Winterproviant, den sich die Bienen anlegen. "Man nimmt ihnen quasi ihr Winterfutter weg", sagt Bichler. Um dies auszugleichen, würden die Bienen eine spezielle Futtermischung aus Zucker und Wasser von der Imkerin erhalten. Diese fülle sie in Futterbehälter ab. Zudem dürfen bei ihr die Bienen die Honigreste vom verbleibenden Wachs fressen. "So bleibt der Kreislauf weitestgehend erhalten", so die Imkerin. Ihr sei es wichtig, so nah wie möglich an der Natur zu arbeiten. "Ich orientiere mich an den Bienen, nicht umgekehrt", lautet ihr Motto.
Schritt für Schritt zum Honig
Bevor der Honig geerntet wird, müssen die Bienen vom Honig getrennt werden. "Einen Tag vor der Ernte baue ich eine "Einbahnstraße" in den Stock. Bienen können dann zwar zur Königin gelangen, kommen aber nicht mehr heraus. So sind keine Bienen mehr im Stock verteilt", erklärte Bichler. Tags drauf werden die einzelnen Etagen des Bienenstocks voneinander getrennt, sodass der Honig aus den Waben entnommen werden kann.
Mit der Gabel zum Honig
"Bevor man an die klebrige und süße Masse kommt, muss das Wachs vom Honig getrennt werden", erläuterte die Imkerin ihren ersten Arbeitsschritt bei der Honigernte. Hierzu wird eine sogenannte "Entdeckelungsgabel" genommen, mit der vorsichtig die Wachsschicht vom Honig getrennt wird. "Das Wachs schmelze ich wieder ein und baue daraus das neue Grundgerüst, auf dem meine Bienen dann die Waben bauen können", so Bichler. Gekaufte Wachsplatten kommen für sie nicht in Frage, denn in ihnen könnte Paraffin sein, was gleichermaßen der Gesundheit von Mensch und Biene schaden könnte.
Schleudergang
Nachdem der Honig vom Wachs getrennt wurde, kommen die Waben in den sogenannten Wabenkorb. Dieser wird mit einer Drehachse per Hand gedreht. Durch die Zentrifugalkraft spritzt dann der Honig aus den Waben an die Innenwand der Trommel. Von dort läuft er hinunter und über einen Auslaufhahn in die Behälter. "Dann ist aber noch nicht Schluss", erklärte Veronika Bichler. Der Honig muss noch durch ein Sieb laufen, damit keine Wachsreste ins Glas kommen. "Außerdem lasse ich ihn zirka drei Tage kühl und dunkel stehen und rühre ihn zwei Mal täglich um, bevor ich ihn abfülle". Vom Entdeckeln bis zum Abfüllen wird Hygiene groß geschrieben: Mehrmaliges Säubern der Küche sowie der Behälter ist für Veronika Bichler Standard.
Aus Liebe zur Biene
Veronika Bichler ist nicht nur Imkerin, weil sie Honig ernten möchte, sondern auch weil sie den Bienen helfen will. "Bienen haben es in der heutigen Zeit nicht mehr leicht; eingeschleppte Milben, wenig Blüten und eine sich stetig ändernde Umwelt bedrohen sie", so die Imkerin. Mit ihrer Tätigkeit als Imerkin unterstützt sie letztendlich auch die Natur. Ihr Wunsch für die Zukunft: "Mehr Bienen - sie sind für ein intaktes Ökosystem unersetzlich."
Infobox:
Die Bienenkönigin wird auch Weisel oder Stockmutter genannt. Sie ist das einzige geschlechtsreife weibliche Tier im Bienenstock. Das Volk züchtet sich seine Königin selbst: Sie wird mit dem speziellem Gelée royale gefüttert. Das ist eine spezieller Futtersaft der Ammenbienen. Im Alter von circa zwei Wochen fliegt die Königin zu ihrem Hochzeitsflug aus, um das Fortbestehen des Bienenvolkes zu sichern.
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