Die Starnberger Kulturtafel wächst
Erste Bilanz: 105 Gäste und 350 vermittelte Freikarten
Sind an der Kulturtafel beteiligt: Reinhard Dirr (VdK, von links), Simone Berger, Stefan Koch (evangelische Kirche), Wolfgang Röthig (AWO), Irene Matthies, Erika Ardelt (Starnberger Tafel), Sabine Gruber, Ines Schöcker (Seniorentreff), Helm Andreas Heigl, Gudrun Mann (Evangelische Kirchengemeinde), Anne Kirchbach (Sozialwerk). (Bild: Hauck)
„Kultur soll kein Luxus sein“, unterstrich Simone Berger das Anliegen der Starnberger Kulturtafel, finanziell schwächeren Bürgern einen Theaterbesuch zu ermöglichen. „Schließlich ist kulturelle Teilhabe auch gesellschaftliche Teilhabe.“ Die Einrichtung konnte gut ein halbes Jahr nach dem Start schon den 100. Gast begrüßen. Irene Mathies ist Rentnerin, für sie sind wegen ihres geringen Einkommens normalerweise keine teuren Eintrittskarten drin. Nun konnte sich die 72-Jährige ein schönes Musikerlebnis mit einem Kammerkonzert des BR-Symphonieorchesters in der Evangelischen Akademie Tutzing gönnen.
Gut ein halbes Jahr nach dem Start zog Simone Berger ein positives Fazit für die Kulturtafel, die nach dem Vorbild der Lebensmittel-Tafeln funktioniert. Nur werden hier Eintrittskarten vergeben. Entweder stellen sie die Veranstalter von Theatern, Konzerten, Filmen, Ausstellungen, Vorträgen oder Sport zur Verfügung, oder Abonnenten geben ihre Tickets ab. Da könnten es mehr werden: „Es wäre schön, wenn noch mehr Abonnenten ihre nicht genutzten Plätze spenden“, hofft Berger, die als Leiterin des Koordinierungszentrums bürgerschaftliches Engagement (KoBE) die Kulturtafel hauptamtlich betreut.
Auch Kinder brauchen Kultur
Unter den bislang 105 Kulturgästen waren mit 56 mehr als die Hälfte Kinder. Gut zwei Drittel kommen direkt aus Starnberg, die anderen aus dem restlichen Landkreis. Alleinerziehende Mütter, kinderreiche Familien und Rentnerinnen sind die Hauptabnehmer. „Kino ist bei den Kindern der Renner“, so Berger, die hofft, gerade für die jüngere Zielgruppe noch mehr Sponsoren wie Sportveranstalter hinzugewinnen zu können. Ansonsten seien klassische Konzerte gefragt.
Die Kulturveranstalter ließen sich mit insgesamt 380 Freikarten nicht lumpen, davon fanden 350 Interessenten: Von der Stadt Starnberg gab es 80 Tickets fürs Marionettentheater und den Eiszauber, von den Starnberger Musiktagen 30, auch der Circus Krone stellte 18 zur Verfügung und die Uli Singers zehn, um nur die größten zu nennen, sowie der Tierpark oder das Museum Starnberger See. Das Breitwandkino stiftet jeden Montag zehn Tickets. Was bei den Kulturgästen gut ankommt, ist die diskrete Handhabung. Wer den Fragebogen erfolgreich ausgefüllt hat, erhält einen Kulturausweis – auf Wunsch auch mit einem Namens-Pseudonym. Diesen muss er an der Kasse einfach vorzeigen, um die hinterlegte Karte zu erhalten. Die Kartenvermittlung sei wegen der kurzfristigen Angebote oft eine Herausforderung mit viel Herumtelefonieren am Wochenende und auch mal einem Austragen zu Fuß, erzählte Berger aus der Praxis. Die Koordinatorin sucht deshalb Ehrenamtliche, um die Website und den Social-Media-Auftritt zu verbessern, damit die Kulturfreunde besser erreicht werden können. Wer Karten spenden möchte, kann sich zum Beispiel per E-Mail bei info@starnberger-kulturtafel.de melden.
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