Versuch eines Rückblicks
Andreas Haas über Germering vor 50 Jahren
Oberbürgermeister Andreas Haas ist ein Germeringer durch und durch. Vor 50 Jahren war er allerdings noch ein kleiner Bub. Trotzdem kennt er sich mit der Geschichte der Großen Kreisstadt natürlich bestens aus. Für das Parsberg Echo hat er einen kleinen Rückblick gewagt - natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
Germering vor 50 Jahren war nicht die Zeit, als man noch mit Pferd und Wagen fuhr. Im Germering vor 50 Jahren waren über 20.000 Menschen zuhause und jährlich kamen circa 2.000 dazu. Richtigerweise muss es jedoch in Germering und Unterpfaffenhofen heißen, denn es war die Zeit, als die Stadt noch aus zwei unabhängigen Gemeinden bestand. Bis zur Gebietsreform 1978 sollte das auch so bleiben.
Damit war Germering vor 50 Jahren die Zeit, in der es manches doppelt gab: zwei Gemeindeverwaltungen, zwei Bürgermeister (Josef Kistler und Rudi Bay), zwei Gemeinderäte, zwei Freiwillige Feuerwehren, zwei gemeindliche Büchereien …
1968 war die Zeit, als auf den Germeringer Bahnhofsschildern Unterpfaffenhofen zuerst genannt wurde, da die Tür zur Schalterhalle - wie anno 1903 zur Inbetriebnahme der Bahnstrecke - auf dortiger Flur lag. Der Bahnhof Harthaus war korrekt beschildert, allerdings auch erst 20 Jahre alt. Wer mit Auto oder Rad von einem Ort in den anderen wollte, musste regelmäßig an der Unteren Bahnhofstraße an einer Schranke warten. Wo heute Stadtbibliothek und Stadthalle großartige Kultur bieten, befand sich ein Baustofflager und auf der gegenüberliegenden Straßenseite ragte der Lagerturm der BayWa in den Himmel. Der „Kleine Stachus“ trug bereits damals unter den Menschen, die hier lebten, diesen Namen. Um ihn reihten sich unter anderem eine Kohlenhandlung, ein Gemischtwarenladen, eine Apotheke und eine Bäckerei. Einen Anschluss an die Autobahn A 96 gab es ebenso wenig wie die „Spange“. Die evangelische Jesus-Christus-Kirche war gerade einmal 10 Jahre alt, das katholische Pfarrzentrum St. Martin war nagelneu und mit der Firma Ries gab es in Unterpfaffenhofen das größte Bekleidungsverschlusswerk Europas.
Zeit des Baubooms
„Germering vor 50 Jahren“, das war die Zeit des Baubooms. Hüben wie drüben entstanden Häuser und Wohnungen samt dringend benötigter Infrastruktur. Denn allein in den Klassen der Kirchen- und Kleinfeldschule saßen nicht selten fast 60 Kinder, trotz der 1966 eingeweihten Wittelsbacher Volksschule in Neugermering. Und während sich das Max-Born-Gymnasium im Bau befand, musste um die Kerschensteinerschule und die Realschule noch gerungen werden.
Für mich persönlich war „Germering vor 50 Jahren“ die Zeit, als ich selbst in den neuen Kindergarten Don Bosco ging und mich freute, wenn ich im Café Venezia in der Unteren Bahnhofstraße ein Eis spendiert bekam.
Und natürlich war „Germering vor 50 Jahren“ die Zeit, als in den Briefkästen der Bürgerinnen und Bürger erstmals das Parsberg Echo steckte, gegründet von Karl Hentschel, das seither Woche für Woche verteilt wird.
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