Warten, dass es weitergeht
Bürgerversammlung Tutzing: Projekte verzögern sich
Es war die erste Bürgerversammlung seit dem Tod von Bürgermeister Rudolf Krug. „In der kurzen Zeit hat er unglaublich viel auf den Weg gebracht“, würdigte ihn Elisabeth Dörrenberg (CSU), die zusammen mit Marlene Greinwald (Freie Wähler) die Stellvertretung übernommen hat. Sie bat die rund 100 Anwesenden im Roncallihaus, ihm und des kürzlich verstorbenen Gemeinderats Hellmut Kirchner zu Ehren aufzustehen. Dörrenberg dankte dem „tollen Team“ im Rathaus und dem Gemeinderat für die Unterstützung „über alle Parteigrenzen hinweg“.
Es war kein leichtes Jahr für die Gemeinde gewesen, denn Krug hatte wegen seiner Krankheit viel gefehlt. Dörrenberg verhehlte in ihrem Rechenschaftsbericht nicht, dass die Gemeinde einen Haufen Projekte vor sich herschiebt.
Es gibt viel zu tun
Wie die Fertigstellung der Kernsanierung der Mittelschule, in die die Mensa anstatt der Bücherei einziehen wird. Wie es hier genau weitergeht, konnte Dörrenberg noch nicht sagen, ebenso wenig wie der Umbau des alten Lehrerwohnhauses, das vom Kreisbauamt gesperrt wurde. „Aber nicht, weil es einsturzgefährdet ist, wie es hieß, sondern weil Prüfberichte fehlen“, betonte sie. Einen Schuldigen gebe es hier nicht, denn das Gebäude sei seit 1915 „x-mal“ umgebaut worden und früher habe es geheißen „passt scho“.
Verzögern wird sich auch die Sanierung der Hauptstraße, denn hier ist die Auswertung der Gutachten für die Abwasserleitungen noch nicht da. Beginn ist frühestens Mitte 2018. Auch das Einheimischenmodell lässt auf sich warten, weil sich wegen des Landschaftsschutzgebiets kaum Grundstücke finden lassen und es „erhebliche Erschließungsprobleme“ gibt. „Wir bleiben aber dran“, versicherte die zweite Bürgermeisterin. Es sei der Gemeinde wichtig, dass die jungen Familien in Tutzing bleiben.
Vorzeigeprojekt Kallerbach
Ein anderer Wohnungsbau steht dagegen in den Startlöchern: nächstes Jahr rollen die Bagger an für eines der „Vorzeigeprojekte“, so Dörrenberg, der Gemeinde. Fast 70 sozial geförderte Wohnungen entstehen am Kallerbach, sie sollen 2019 bezugsfertig sein. Gute Nachrichten auch im Hinblick auf die Kinderbetreuung, hier gibt es grünes Licht für den zusätzlichen Hort in der früheren Tagungsbegegnungsstätte der Ambulanten Krankenpflege in der Hallberger Allee. Hier wurde schon der Mietvertrag zwischen Gemeinde und Kindergarten St. Joseph unterschrieben.
Tempo 30 oder Radstreifen
Die anschließende Diskussionsrunde meisterte Dörrenberg gelassen. Ein Großteil der Fragestellungen beschäftigte sich mit den Tutzinger Verkehrsproblemen. Dass der Parkplatz am Bahnhof mit Autos aus Weilheim oder Bad Tölz-Wolfratshausen verstopft ist (die Gemeinde arbeitet an einem Konzept). Warum es in der Traubinger Straße keine Schwellen gibt, um den Verkehr zu verlangsamen (nicht erlaubt). Warum die Einfahrten in der Hauptstraße zugeparkt sind, dass Anlieger nicht mehr ausfahren können.
Gymnasiums-Schulleiter Bruno Habersetzer wollte wissen, wie die Position der Gemeinde zu Tempo 30 vor den Schulen ist. „Wenn wir uns auf Tempo 30 festlegen, bedeutet das, dass kein Radschutzstreifen möglich ist“, sagte Dörrenberg. Lehrerin Susanne Stolzenbach-Hecht schimpfte auf die „autistischen Autofahrer“ und appellierte an alle, den Ort attraktiv für Fußgänger und Radfahrer zu konzipieren. Dass viele der Verkehrsprobleme hausgemacht sind, fand auch die Bürgermeisterin. Sie prangerte die „Bringfahrerei“ in die Schule an und den Unsinn, mit dem Auto ins Fitnessstudio zu fahren, um dort aufs Laufband zu steigen.
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