Ruhe im Schilf
Winterzeit bei den Wasservögeln
Für Wasservögel ist der Winter besonders kritisch, denn sie sind auf Gewässer angewiesen, die nicht zufrieren und gleichzeitig Nahrung bieten. In unseren Breiten sind das vor allem die großen Voralpenseen wie Starnberger See, Ammersee und Chiemsee. Allein der Starnberger See zieht jeden Winter über 20.000 Wasservögel an. Im Sommer sind es dagegen höchstens 1.500.
„Im Oktober bemerkt man einen enormen Zuzug. Die Vögel stärken sich dann für die beschwerliche Alpenüberquerung und den Weiterzug nach Süden. Doch die Maximalzahlen werden in den Wintermonaten erreicht, wenn Tausende Überwinterungsgäste am See eintreffen“, sagt Andrea Gehrold, die Gebietsbetreuerin des LBV am Starnberger See. Ein Großteil dieser Zugvögel stammt aus Brutgebieten in Nord- und Osteuropa. Teilweise erstrecken sich die Brutgebiete bis in die Tundraregionen Russlands. Der Starnberger See ist sozusagen Drehkreuz des Wasservogelzuges. Nicht zuletzt ist dies einer der Gründe, warum der See als Ramsar- und als europäisches Natura 2000-Gebiet ausgezeichnet ist.
Bitte keine Störung
Damit die weit gereisten Zugvögel die kalten Wintermonate überstehen, sind sie auf störungsarme Gewässerbereiche angewiesen. Jede Fluchtreaktion, besonders das Auffliegen, zehrt an den Energiereserven. Darum gelten am Starnberger See von 1. November bis 31. März die winterlichen Ruhezonen. Sie umfassen die wichtigsten Rückzugsorte und Nahrungsgründe der Vögel.
Vorbildlich verhalten sich die organisierten Wassersportverbände. Die Segler verzichten von November bis März auf die Ausübung ihres Sports. Die Ruderer befahren den See nur auf einem mittig gelegenen Korridor. Sie meiden die flachen, ufernahen Abschnitte, auf die die Wasservögel bei der Futtersuche angewiesen sind. Auch Fischer und Werftbesitzer respektieren die Ruhezonen. Private Wassersportler verursachen dagegen oft enorme Störungen. Gerade die zunehmende Zahl an Stand-Up-Paddlern sei laut LBV problematisch, da die Paddler meist nahe am Ufer entlangfahren. Schon ein einzelner Stehpaddler könne dann auf seiner Strecke Hunderte oder gar Tausende Vögel aufschrecken.
Auch Surfen und Kitesurfen könne besonders weiträumige Störungen zur Folge haben. Gerade private Wassersportler sind aufgerufen, den See im Winter nur außerhalb der beruhigten Bereiche zu befahren. Zu den Ruhezonen zählen die Nordbucht, die Südbucht, der Karpfenwinkel und die Umgebung der Roseninsel. In jedem Fall sollten größere Vogelansammlungen mit einem Mindestabstand von 300 Metern umfahren werden.
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