"Man spürt eine Aufbruchsstimmung"
Diskussion zum Thema Klimawandel
Die Wissenschaft hat seit Jahrzehnten vor den Gefahren einer Klimaerwärmung gewarnt, „warum hört denn keiner hin?“, habe er sich immer gefragt, so der Klima- und Atmosphärenforscher am DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt), Martin Dameris. Erst die „Fridays for future“-Bewegung habe etwas in Gang gesetzt. „Jetzt bin ich optimistisch, dass es weiter geht“. Zum Auftakt der Solarkampagne Weßling hatte es im Pfarrstadel eine Podiumsdiskussion mit jungen Erwachsenen zum Thema „Klimawandel und seine Folgen“ gegeben. Neben Dameris diskutierten der evangelische Pfarrer Constantin Greim, Ellen Hacker von der Starnberger Kreisgruppe des BN (Bund Naturschutz), der 20-jährige Tim Graser, der 19-jährige Jakob Umhau und die 18-jährige Elena Rebay.
Viel Lob gab es von den Älteren auf dem Podium und im Publikum für das Engagement bei den Freitagsdemonstrationen. Tim Graser hatte sie mit der 68-er Bewegung verglichen. „Man spürt eine Aufbruchsstimmung“, betonte er. Die Jugendlichen hätten endlich eine Stimme bekommen und werden gehört, stimmte Elena Rebay zu.
Die Politik habe versagt, kritisierte Graser. Um den Co2-Ausstoß zu verringern, müsste beispielsweise das Flugbenzin viel teuerer werden. Die Urlaubsreise wollte Dameris zwar keinem vermiesen, aber die „Billigfliegerei“ nach dem Motto „mal kurz nach Mailand zum Shoppen“ müsste aufhören.
Zwei statt fünf T-Shirts
Einig war sich das Podium, dass der Ruf nach politischen Regulierungen von persönlichem Umdenken begleitet sein müsste. Von den durchschnittlich neun Tonnen, die jeder Deutsche im Jahr zu verantworten habe, könnten vier Tonnen ohne große persönliche Einschränkung sofort eingespart werden, meinte Dameris. Er empfahl dafür beispielsweise auf kleinere Autos umzusteigen, „zwei statt fünf T-Shirts zu kaufen“ und regionale Produkte zu verwenden. Er selbst würde für seine Dienstreisen nurmehr mit der Bahn fahren. Moderator Horst-Günter Heuck und seine Frau Gerhild Schenck-Heuck haben vor kurzem eine Reise nach Rumänien mit der Bahn gemacht. Es dauere zwar viel länger, aber „Entschleunigung“ sei sowieso ein weiteres wichtiges Ziel. Tim Graser gab zu mit dem Auto zur Schule gefahren zu sein, um eine dreiviertel Stunde länger schlafen zu können. Oft würde der innere Schweinehund eben dazwischen funken. „Wenn man etwas Gutes für die Umwelt tut, dann gibt es sofort ein gutes Gefühl“, betonte Ellen Hacker. Dann berichtete sie von einer Prognose nach der von den acht Millionen Arten auf der Welt eine Million vom Aussterben bedroht sei. „Wenn jeder einen kleinen Schritt in die richtige Richtung macht, dann können wir etwas verändern“, meinte der 19-jährige Jakob Umhau.
Als Beispiel nannte Pfarrer Constantin Greim die Jugendfreizeiten seines Dekanats. Nach langen Diskussionen würde es dort in diesem Jahr erstmals eine reine vegetarische Küche geben. „Vielleicht verlieren wir dadurch ein paar Teilnehmer, aber man kann es nicht immer allen recht machen“. Wer übrigens wissen möchte, wie groß sein ökologischer Fußabdruck ist, kann sich den mittels eines Co2-Rechners aus dem Internet berechnen.
Noch bis zum Sonntag, 25. August, ist im Weßlinger Pfarrstadel jeweils samstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr die Ausstellung „Kraftwerk Sonne“ zu besichtigen. Sie informiert über die Nutzung der Sonnenenergie zur Stromerzeugung und in Heizsystemen und soll dazu motivieren solarthermische und Fotovoltaik-Anlagen einzusetzen. Im Rahmen der Solarkampagne Weßling findet außerdem am Sonntag, 11. August von 15 bis 20 Uhr eine Ausstellung von E-Autos und E-Bikes vor dem Pfarrstadel statt. Stefan Rank informiert um 18 Uhr über das Projekt „Sion“, dass nachhaltige Autos produzieren möchte und um 19 Uhr gibt es einen Vortrag unter dem Motto „E-Auto -kommt das für mich in Frage?“.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH