Der Bahnhof ist fertig
Aus Bauruine ist ein Schmuckstück geworden
"ESS-Bahnhof", so soll der neue Name des Hechendorfer Bahnhofs lauten. Das verkündete Dr. Isabel Mühlfenzl bei der Eröffnung des umgestalteten Bahnhofsgebäudes. Am Tag zuvor hatte Ute Dorschner (SPD) noch neugierig durch das Fenster gelugt. "Es wurde noch eifrig gemalert", verriet die Gemeinderätin.
Bei der Einweihung war aber alles fertig und der Bahnhof war "so schön wie noch nie", schwärmte Bürgermeister Wolfram Gum in seiner Rede vor den Ehrengästen.
Bis dahin hatte die neue Besitzerin und alteingesessene Hechendorferin, Dr. Isabel Mühlfenzl, aber eine wahre Odyssee hinter sich. In ihrer Ansprache erinnerte sie an die harte Zeit in dem "Haifischbecken Baubranche".
"Klotz an Bein"
Begonnen hatte alles im Herbst 2015. Gum erzählte in einem Gespräch über die Pläne der Gemeinde, das Gebäude zu verkaufen. "Der Bahnhof war uns letztlich nur ein echter Klotz am Bein". Es habe sogar Stimmen im Gemeinderat gegeben, die das Ganze gleich ganz abreißen und durch einen Neubau ersetzen lassen wollten.
„Da klingelte es bei mir – wenn der Käufer nun wieder so einen bunten Betonblock daraus macht, wie er in meiner unmittelbaren Nachbarschaft entstanden ist, dann ist meine Idylle zerstört“, so Mühlfenzl. Sie beschloss lieber selbst das Gebäude zu erwerben, dann könne sie wenigstens selbst bestimmen, wie der Bahnhof aussehen solle.
Die Bauphase war allerdings der wahre Horror. Bauschutt aus den Vorkriegsjahren, unerwartete Stromleitungsverläufe und Altrechte der Bahn sowie unzählige Probleme mit den Bauleuten erschwerten den Umbau. Dazu kamen die teuren Maßnahmen, die Isabel Mühlfenzl, die das Ganze gemeinsam mit ihrer Tochter Caroline und Enkelin Laura bewältigt hatte, phasenweise in Geldsorgen gestürzt hatte.
Das Ergebnis ist aber alle Mühe wert. Alte Originalmaterialien wurden mit neuen Baustoffen kombiniert. Das Ganze ist hell und geräumig. Es gibt eine kleine Küche, moderne Sanitäranlagen - und bei der Inneneinrichtung mit den vielen Details kann die Vergangenheit als Warteraum noch erkannt werden.
Treffpunkt alter Bahnhof
Jetzt liegt es an den Seefeldern ihren neuen Trreffpunkt zu beleben. "Es gibt bereits viele Anfragen", freut sich Tochter Caroline Mühlfenzl. Der Bahnhof soll regelmäßig seine Türen für ein gastronomisches Angebot öffnen. Vereine wollen sich hier treffen, Privatleute Geburtstag feiern, es soll Events mit Weinverkostung geben, Ausstellungen und Musikmatinees. "Alles ist möglich", verspricht Isabel Mühlfenzl. Sie selbst wird einer der treuesten Stammgäste ihres Projekts werden. Beim Feiern kann sie dann ihre Augen wohlgefällig über das aufwendige Interieur schweifen lassen und die ganze Mühsal der "schier unendlich lang anmutenden Metamorphose eines alten Bahnhofs in ein Schmuckstück“ (Wolfram Gum) vergessen.
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