Auf nach „Saaraba“
Agenda-Kino über Armutsmigration
Sie haben eine 15-jährige Tradition, die Kinoabende der Herrschinger Agenda-21, Arbeitskreis „Eine Welt“. Seit Juli 2004 findet an jedem dritten Dienstag im Monat ein Kinofilm zu brisanten globalen Themen mit anschließendem Filmgespräch statt. Nachdem das Herrschinger Breitwandkino im vergangenen Herbst geschlossen hatte, ist das Agenda-Kino in das Seefelder Breitwand-Kino im Innenhof von Schloss Seefeld gewechselt.
Vor dem Beginn der Filme geben Mitglieder des Arbeitskreises „Eine Welt“ eine Einführung. Nach dem Film ist Gelegenheit zum Gespräch über den Film. Die Initiatoren laden dazu Experten zum jeweiligen Thema oder den Regisseur ein.
Hoffnung auf ein besseres Leben
Der nächste Filmabend findet am Dienstag, 19. Februar, um 19.30 Uhr, statt. „Life Saaraba Illegal“ lautet der Titel des Dokumentarfilms von Peter Heller. Thema ist die Armutsmigration aus Afrika. In seinem Film begleitet der Regisseur zwei junge Männer aus dem Senegal über einen Zeitraum von acht Jahren. Nachdem die Fischereipolitik der EU den beiden ihre Lebensgrundlage entzogen hat, richten sie ihre ganze Hoffnung auf Europa oder „Saaraba“ wie es in ihrer Sprache heißt. Der Film zeigt die verzweifelte Lage vieler Afrikaner, ihre Hoffnung auf ein besseres Leben, aber auch die Probleme der zurückgelassenen afrikanischen Gemeinschaft, wenn ihre jungen Männer den Weg nach Europa antreten.
Im Anschluss an den Film besteht Gelegenheit zum Gespräch mit Jörg Alt, Sozialwissenschaftler und Mitglied des Jesuitenordens in Nürnberg. Er engagiert sich in Kampagnen für Migranten, Armutsbekämpfung und gerechte Steuerpolitik. Außerdem ist er Verantwortlicher beim Forschungsprojekt "Steuergerechtigkeit und Armut", das die Zusammenhänge untersucht zwischen illegalen Finanzströmen und der zunehmenden Armut in Afrika.
Seit 15 Jahren wird diskutiert
Mit den AGENDA-21-Filmgesprächen möchten die Arbeitskreismitglieder ein Bewusstsein für aktuelle soziale und ökologische Probleme der Globalisierung schaffen. „The Day after Tomorrow“ war im Juli 2004 der erste Agenda-Film. Das Thema Klimakatastrophe war damals aktuell wie heute. Im Laufe der Jahre wurden von den geladenen Gesprächspartnern die unterschiedlichsten Aspekte von Kindersoldaten über Beschneidungen bis zum Verschwinden der Gletscher beleuchtet. Im Juli 2006 hat beispielsweise ein ehemaliger Bergarbeiter in Peißenberg zur Schwerarbeit im 21. Jahrhundert gesprochen, Unternehmensberater Anselm Bilgri diskutierte über Arbeitsbedingungen in einem Billiglohnland wie China. Die Grünen-Politiker Sepp Dürr und Ruth Paulig waren da, der aus Berg stammende Alpinjournalist Michael Pröttel bedauerte die Industrialisierung der Alpen und der Kapitän auf dem Rettungsschiff Iuventa, Benedikt Funke, berichtete über die Seenotrettung.
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