100 Jahre zufrieden sein
Das Geheimnis: „Ein guter Hausarzt“
Zum ersten Mal erhalten Frauen in Deutschland das aktive und passive Wahlrecht, in Nürnberg eröffnet Hanns Porst sein Geschäft „Photo Porst“, Marie Juchacz gründet am 13. Dezember in Deutschland unter dem Namen „Hauptausschuss für Arbeiterwohlfahrt in der SPD“ die AWO, die Arbeiterwohlfahrt. Das alles geschah im Jahr 1919. Und wenige Tage bevor Marie Juchacz die AWO gründete, nämlich am 3. Dezember 1919, erblickte im sächsischen Gittersee, heute ein Stadtteil von Dresden, Heinz Fuhrmann das Licht der Welt.
Das ist nun hundert Jahre her und Heinz Fuhrmann lebt inzwischen schon seit langem in Weilheim und ist mit seinem Leben, wie er sagt, „rundum zufrieden“. Da der große, runde Geburtstag heuer auf einen Wochentag fiel, wurde er am darauffolgenden Sonntag im Kreise der Familie nachgefeiert.
69 Jahre verheiratet
Als Fuhrmann geboren wurde, war Gittersee eine 5.000-Seelen-Gemeinde bei Dresden. Nach der Lehre zum Verwaltungsangestellten, musste er, wie so viele andere, zur Wehrmacht und nahm am Zweiten Weltkrieg teil, den er glücklicherweise überstand. Er geriet jedoch in amerikanische Gefangenschaft und wurde in ein Lager bei Hammelburg interniert. Das sollte sich letzten Endes als sein Glück herausstellen. „Hier lernte ich nämlich meine spätere Frau Klara kennen“, erinnert sich der rüstige Senior, der gerne und oft Kreuzworträtsel löst. 1947 wurde Fuhrmann aus der Gefangenschaft entlassen und im gleichen Jahr, zu Weihnachten, heirateten Klara und er und blieben 69 „glückliche Jahre“ bis zu ihrem Tod ein Ehepaar.
Bis 1950 arbeitete Heinz Fuhrmann in Hammelburg, dann bot sich ihm bei der Firma Bormann in Weilheim eine Stelle, und er zog mit seiner Frau in die Kreisstadt, wo er, bis auf zwei Jahre, die die Beiden in Polling lebten, bis auf den heutigen Tag blieb. Als Bormann 1977 Insolvenz anmeldete, arbeitete Heinz Fuhrmann bis zur Rente noch in Polling. Ihr Häuschen bauten sich die Fuhrmanns 1961. „Der Quadratmeter Grund kostete damals 18 Mark“, weiß Fuhrmann noch – Heute völlig unvorstellbar. Zwei Kinder bekam das Ehepaar: Sonja und Gerd, die dafür sorgten, dass vier Enkelkinder (drei Jungen und ein Mädel) und inzwischen zwei Urenkelinnen jetzt dem Vater, Großvater und Urgroßvater zum runden Geburtstag gratulieren können.
„Glitscher“ bäckt er selbst
„Sehr viel bewegen kann ich mich heute nicht mehr, dazu brauche ich den Gehwagen“, sagt der Jubilar. Doch geistig ist er absolut fit. Um Haushalt und Küche kümmert sich eine Hilfe und auch Tochter Sonja besucht den Vater oft. Wenn es aber etwas ganz besonders Leckeres zum Essen geben soll, greift Heinz Fuhrmann selbst zu Schüssel und Rührlöffel. „Ich esse für mein Leben gerne ‚Glitscher’und die mache ich mir selbst.“ „Glitscher“, so erklärt Sonja Ponholzer, „das sind Quarkkeulchen, bestehend aus Kartoffeln, Eier, Mehl, Zucker und Zitrone. Eine sächsische Spezialität.“
Befragt nach seinem Rezept, um so fit und munter wie er hundert Jahre alt zu werden, schmunzelt Heinz Fuhrmann: „Ganz einfach: Man braucht einen guten Hausarzt. Ich habe einen!“ Und er setzt hinzu: Ich bin zufrieden!“
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