Firmen werben um Nachwuchs
Tag der Ausbildung: Schüler schnuppern in Betriebe
Der „Tag der Ausbildung“ findet dieses Jahr wieder am unterrichtsfreien Buß- und Bettag am 22. November statt. Schüler können dabei in Busse steigen, um interessante Unternehmen in der Region kennenzulernen und einen Eindruck vom Berufsleben zu erhalten.
Insgesamt 64 Unternehmen werden angefahren. Es gibt verschiedene Touren: Handwerk, Technik, Hotel und Gastronomie, Banken und Versicherungen, Medizin und Soziales, IT, Büro und Handel, aber auch viele gemischte Strecken mit einem Branchenmix. Die 17 Routen starten an verschiedenen Bahnhöfen der S6 und S8 wie Starnberg, Gilching, Feldafing, Tutzing und Herrsching. Auch Gräfelfing und Planegg aus dem Landkreis München haben sich angeschlossen. Die Routen sind online unter www.gfw-starnberg.de/bildung-wissen/tag-der-ausbildung/ abrufbar. Betriebe, die teilnehmen, sind zum Beispiel Webasto, das Klinikum Starnberg, das Landratsamt aber auch ein Orgelbauer aus Andechs. „Bei uns kriegen die Schüler einen Einblick in den Schalterbetrieb und dürfen sogar in den Tresorraum gucken“, sagt Corina Zwoch von der Kreissparkasse München-Starnberg-Ebersberg.
Pro Tour stehen fünf bis 20 Plätze zur Verfügung. „Vier Stationen sind es pro Route, außerdem gibt es eine Mittagspause mit einem Lunchpaket oder einem Mittagessen“, erzählt Projektleiterin Anne Boldt von der „Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung Starnberg“ (gwt). Bereits zum siebten Mal organisiert die gwt die Veranstaltung, die von Sponsoren finanziert wird und etwa 20.000 Euro kostet.
Kleiner Wermutstropfen: „Es sind zu wenig Handwerksbetriebe mit dabei“, findet gwt-Geschäftsführer Christoph Winkelkötter. „Es fehlt zum Beispiel ein Friseur.“ Anmeldeschluss ist der 31. Oktober und auf das Anmeldeformular muss unbedingt die Unterschrift der Eltern. Letztes Jahr mussten etwa hundert Jugendliche abgewiesen werden, Winkelkötter stellt sich auch diesmal wieder darauf ein. „Allerdings waren darunter viele Siebtklässler, unser Fokus ist auf die Klassen sieben bis zehn.“ Er hat noch einen Extra-Tipp für die Teilnehmer: Manche Schüler, die sich für einen Betrieb besonders interessieren, würden schon eine Bewerbung mitnehmen und abgeben.
Laut Winkelkötter ist der Tag der Ausbildung eine Win-Win-Situation: nicht nur für die Schüler, sondern auch für die Unternehmen, die für sich werben müssen, um das Potential an Auszubildenden nicht nach München mit den großen Arbeitgebern abwandern zu lassen. Eine Ausbildungsstelle im Landkreis hat viele Vorteile, findet er. Denn anstatt in einer teuren Wohnung könnten die jungen Leute noch bei den Eltern wohnen. „Und hier sind die Azubis nicht die Nummer 25 und müssen auch nicht ewig in der S-Bahn sitzen.“
Starnbergs IHK-Vorsitzender Martin Eickelschulte findet es schade, dass es jedes Jahr Eltern gibt, die von dem „Tag der Ausbildung“ nichts wissen und ihre Kinder an dem schulfreien Tag ausschlafen lassen. Er appelliert deshalb an Eltern und Jugend: „Nutzt diese Chance!“
Dass der „Tag der Ausbildung“ funktioniert, beweist Eickelschulte mit einem Beispiel aus der eigenen Familie: „Mein Sohn, der jetzt 19 ist, hat die Tour drei Mal mitgemacht.“ Er habe sich sehr gewundert, dass es der Sohn am „lässigsten“ bei einer Firma gefunden habe, die Software für kommunale Liegenschaftsverwaltung anbiete, was auf Anhieb nicht so spektakulär klinge.
Lohnt sich der „Tag der Ausbildung“?
Martin Eickelschulte (Vorsitzender der IHK Starnberg):
„ Die Schüler können sich orientieren. Herauszufinden, was man nicht will, ist genauso wichtig, wie herauszufinden, was einem gefällt.“
Corina Zwoch (Personalreferentin Ausbildung der Kreissparkasse München-Starnberg-Ebersberg): „Es ist eine gute Gelegenheit, einen Beruf kennenzulernen und einen Einblick in die Unternehmen zu bekommen. Wir stellen jährlich etwa 40 bis 45 Azubis ein, einen Teil rekrutieren wir aus dem „Tag der Ausbildung.“
Anne Boldt (Projektleiterin „Tag der Ausbildung“, gwt Starnberg:
„ Es gibt auch gemischte Routen mit ganz verschiedenen Betrieben. Die eignen sich für Schüler, die noch gar nicht wissen, was sie später machen wollen.“
Christoph Winkelkötter (Geschäftsführer gwt Starnberg):
„ Wir wissen von vielen Betrieben, dass der Tag der Ausbildung funktioniert.“
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