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Phantasie in Tüten

30 Jahre Schule der Phantasie in Gräfelfing

Kunsttütenaktion für ein haptisches Kunsterlebnis während der Corona-Zeit: die Schule der Phantasie Gräfelfing stellte in Papiertüten kleine Schätze und Kunstmaterial nebst Arbeitsauftrag für die Kinder zusammen. (Bild: L.Plodeck)

In diesem Jahr begeht die Schule der Phantasie Gräfelfing ihr 30jähriges Bestehen. Doch zum Feiern ist Gründerin und Leiterin Lilli Plodeck eher nicht zumute. Ende März verstarb ihre langjährige Mitstreiterin und Kollegin Ulli Görg nach kurzer, schwerer Krankheit. „Wir haben acht Jahre lang sehr eng zusammengearbeitet und viele Projekte auf den Weg gebracht. Für mich und für die Schule der Phantasie ist ihr Tod ein großer Verlust“, so Plodeck.

Auch ließen die Corona-bedingten Beschränkungen das gewohnt bunte Kunstgewusel in den Räumen der Schule der Phantasie in der Schulstraße in den vergangenen Monaten nicht zu, Kunstunterricht gab es daher nicht. Dennoch soll das Jubiläum begangen sein. „30 Jahre – das ist eine große Sache. Wir haben mit einem Kurs pro Woche begonnen, nun kommen über 100 Kinder pro Woche zu den vielen Kursen, Workshops und Museumsbesuchen.“

Projekte, Kunst-Kochbuch, Postkartenaktion

All die Erfahrungen, wunderbaren Projekte, die Kinderkunst auch im öffentlichen Raum sichtbar gemacht und zu einer „neuen Denke in der Kunst“ geführt hätten, sollen gewürdigt sein, so Plodeck und setzt auf kleinere, stillere Jubiläumsaktionen. Allem voran auf ein virtuelles Archiv, „in dem vieles der letzten Jahre sichtbar wird.“

Plodeck hat außerdem die Idee für ein Kochbuch mit dem Arbeitstitel „Wie geht Kunst?“ und möchte eine Postkartenaktion mit 1.000 Karten starten, die auf das Bestehen der Schule aufmerksam machen und maßgeblich von den Kindern gestaltet werden. Die Gemeinde hat dafür ihre finanzielle Unterstützung in Höhe von 6.600 Euro schon bereitgestellt.

Virtuelles Archiv und Museum

Im Moment beginnt die Schule eben mit halbierten Kursen nach den Corona-Beschränkungen und kann auf eine äußerst kreative Corona-Zeit zurückblicken. „Nach dem ersten Lockdown-Schreck haben wir schon bald mit unserer Kunsttütenaktion angefangen“, erzählte Plodeck. „Wir wollten den Kindern nicht nur online etwas bieten, sondern ihnen auch etwas Haptisches zur Verfügung stellen und sind auf die Idee der Kunsttüten gekommen.“

100 solcher Tüten zu jeweils einem Thema wurden wöchentlich mit verschiedenen Materialien und kleinen Arbeitsaufträgen zusammengestellt, die die Kinder an der Schule der Phantasie abholen konnten. Eins der Themen: Fotocollage für Postkarten an eine Person, die im Moment nicht besucht werden kann. Oder auch: eine Welt im Schuhkarton mit einer besonderen Szene oder einem phantastischen Raum. Oder: kleine Leporellos für Phantasiegeschichten mit Bildern.

„Wir sind überwältigt von der Ideenfülle und der Ausdruckskraft der Kinder“

„Die Kinder haben unsere Ideen begeistert aufgegriffen. Es hat einfach super geklappt. Manchmal durften sich die Kinder aus den verschiedenen Kistchen an den Fenstern mit extra Kunstmaterial und kleinen Schätzen versorgen“, so Plodeck, „und alles einpacken, was sie für ihre Räume und ihre Szenen unbedingt brauchten.“

Inzwischen sind viele Postkartenansichten per Foto in der Schule der Phantasie eingegangen. „Und auch von den Schuhkartonräumen haben wir zauberhafte Ansichten geschickt bekommen. Wir sind überwältigt von der Ideenfülle und der Ausdruckskraft der Kinder.“ Was liegt näher, als für die gesammelten Kunstwerke ein virtuelles Museum einzurichten? „Auf unserer Homepage kann man viele der Kunstwerke sehen. Und ständig kommen neue hinzu. Ich denke, dass wir am Ende ein wirklich stattliches virtuelles Kunstmuseum zeigen können.“ Aus den leporello und Kunstbücher wird Plodeck noch ein zusätzliches Geburtstagsgeschenk gestalten. „Die Kinder sollen uns immer nur eine Doppelseite abfotografieren. Daraus machen wir ein riesendickes Buch der Phantasie.“

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