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Die Wurzeln bewahren

Seit einem Jahrhundert gibt's den Heimat- und Trachtenverein

Gründungsmitglieder des Heimatvereins beim Plattler. (Bild: HuT)

Vor 100 Jahren - am 9. Januar 1921 - gründeten 17 gleichgesinnte Weilheimer im Gasthof Oberbräu den Gebirgstrachtenerhaltungsverein D' Ammerthaler Weilheim. Zweck des Vereins war die „Erhaltung und Pflege der oberbayerischen Gebirgstracht sowie der alten Sitten und Gebräuche und die Förderung der Heimatliebe.“

Das Vereinsleben begann mit Schwung. Neben Plattlerproben und Besuchen von Trachtenfesten konnten 1924 der erste Maibaum aufgestellt und die erste Fahne des Vereins geweiht werden. Im Bereich der Volksmusik- und Gesangspflege ist die Teilnahme von Vereinsmitgliedern beim 1. Obb. Preissingen in Egern 1930 zu erwähnen. Im selben Jahr wurde der Weilheimer Sterntanz beim großen Trachtenaufmarsch in Rosenheim von den Vereinsmitgliedern uraufgeführt. Durch die Gründung der Theatergruppe begann ab 1934 die regelmäßige Pflege des Laienspiels im Verein.

Seit 1985 trägt man Bürgertracht

Im Jahr 1949 wurde der Verein in Heimat- und Trachtenverein Weilheim umbenannt. Eine neue Satzung erwähnte neben der Gebirgstracht bereits eine historische Tracht. Der Umstieg von der Gebirgstracht auf eine Weilheimer Tracht begann jedoch erst mit der Neugründung einer Jugendgruppe ab 1965. Die nach historischen Vorbildern rekonstruierte Weilheimer Bürgertracht wird seit 1985 im Verein getragen.

Der Verein erweiterte immer wieder seine Aktivitäten. 1968 fanden sich Burschen aus dem Verein zusammen und gründeten einen Trommlerzug. Die Stadtkrippe auf dem Marienplatz wird seit 1975 regelmäßig aufgestellt. Inzwischen sind auch Krippenbaukurse und der Oberstadtler Krippenweg hinzugekommen. Mit einem eigens angefertigten Truhenwagen nimmt der Verein seit 1987 an der Leonhardifahrt in Peißenberg teil. Zum 70. Vereinsjubiläum 1991 wurde das Weilheimer Herbstsingen „Da Summa is uma“ erstmals in der Stadthalle durchgeführt. An die Fuhrmannstradition erinnern seit 2003 die Weilheimer Goaßlschnalzer. Mit dem Schnalzen im Takt zur Musik bereichern sie seitdem viele Brauchtumsveranstaltungen.

Vertreter der Stadt Weilheim

Der Heimat- und Trachtenverein Weilheim, der 1979 im städtischen Vereinsheim, im Feyerabendhaus in der Oberen Stadt, seine Heimat gefunden hat, vertritt die Stadt Weilheim regelmäßig bei verschiedenen Festlichkeiten. Beim Trachten- und Schützenzug des Oktoberfestes 1985 wurde zum ersten Mal der Nachbau des Festwagens mitgeführt, mit dem die Stadt Weilheim 1835 an der Silberhochzeit von König Ludwig I. und Königin Therese teilnahm. Zur Bayerischen Woche in der Partnerstadt Narbonne in Südfrankreich fährt seit 1991 alle zwei Jahre die aktive Plattler- und Tanzgruppe.

Vielfältige Aktivitäten

Durch die Teilnahme von Vereinsabordnungen an Trachtenfesten, Preisplatteln, Goaßlschnalzertreffen, Musikantenhoagarten usw. wird die Gemeinschaft gepflegt und der Name Weilheim hinausgetragen. Die Vereinstätigkeit wurde durch mehrere Preise und Auszeichnungen gewürdigt. Hervorzuheben ist der Kulturpreis der Stadt Weilheim 1996. Die Theatergruppe erhielt 1988 für die Mitwirkung beim Jubiläumsfestspiel „Die gewonnene Stadt“ und die Theaterspieler bekamen 2010 für die Mitwirkung bei der „Weilheimer Passion“ ebenfalls den Kulturpreis. 2018 durften die Weilheimer Goaßlschnalzer aus der Hand von Heimatminister Albert Füracker den Heimatpreis Oberbayern in Empfang nehmen.

Der heutige Vereinszweck ist die Trachten-, Brauchtums- und Heimatpflege sowie die Jugendarbeit. Durch seine vielfältigen Aktivitäten bietet der Verein für jedes Alter und verschiedene Interessen entsprechende Angebote zum Mitwirken. Zeigt auch der Rückblick viele Aktivitäten und ein reges Vereinsleben voller Tatendrang, so beginnt das Jubiläumsjahr 2021 aufgrund der derzeitigen Corona-Situation ohne Geburtstagsfeier und Veranstaltungen. Selbst der Gründungstag wurde zuhause statt im Gründungslokal beim Oberbräu begangen.

"Vorwartstrachten" begleitet den Verein

"So wie der Verein 1921 seine Tätigkeit begonnen hat, freuen wir uns bereits auf einen Neubeginn der Vereinsaktivitäten im Laufe des Jahres 2021", sagt 2. Vorsitzender Xaver Kastl und erinnert an einen Spruch aus dem Protokollbuch des Vereins, der ebenfalls das Vorausschauen (hier „Vorwartstrachten“) enthält: „Ummaspringa – Liadasinga, Vorwartstrachten – Sach und Gwand, … im Herzen, Herrgott – Hoamatland."

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