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"Eine kleine Sensation"

Sisi-Museumsleiterin freut sich über seltenen Fund

Ein außergewöhnlicher Anblick der Fischerkapelle, die 1836 noch auf der rechten Seite stand. (Bild: Copyright Rosemarie Mann-Stein)

Es ist ein idyllisches Bild einer Possenhofener Winterlandschaft vor knapp 200 Jahren. Zwei fest gegen die Kälte eingepackte Menschen, ein Bauer mit seinem Kind, sind darauf zu sehen, im Hintergrund unschwer das Schlossgebäude und der Starnberger See zu erkennen. Aber eines stimmt hier doch offensichtlich ganz und gar nicht: Die malerische Fischerkapelle steht auf der „falschen Seite“, nämlich rechts der Straße. Rosemarie Mann-Stein nennt das Aquarell deshalb „eine kleine Sensation“. „Es stammt aus der Zeit, als die Kapelle noch auf anderen Seite stand“, klärt die Leiterin des Kaiserin Elisabeth Museums auf. Als im Jahr 1838 die zu enge Zufahrt zum Schloss verbreitert werden sollte, befand sich das kleine Kirchlein im Weg und musste abgebrochen werden. Herzog Max und Herzogin Ludovica gaben dann 1841 den Auftrag für einen Neubau direkt gegenüber auf dem Grundstück des Fischmeisters. Durch eine Schenkung ist er heute im Besitz des „Vereins zur Erhalt der Fischerkapelle in Possenhofen e.V.“

Aus Adelsalbum

Carl Friedrich Heinzmann (1795-1846) hat das Aquarell um 1836 angefertigt. Als Porzellanmaler hat er die Arbeit besonders naturnah und detailliert ausgeführt. „Ich bin unglaublich glücklich“, schwärmt die Museumsleiterin von ihrem Fund, den sie in einem regionalen Antiquariat entdeckt hat. Das Miniaturaquarell in den Maßen 15,5 mal 20 Zentimeter entstammt einem Album aus Adelskreisen. Ähnlich wie heute in einem Fotoalbum, wurden darin damals sorgfältig die Lieblings-Bilder gesammelt. Ins Auge fallen die beiden weißblauen Wegweiser „Nach Starnberg und Pöcking“. Für sie habe die Historikerin Dr. Gertrud Rank im Bayerischen Staatsarchiv sogar die alten Rechnungen im Zusammenhang mit dem Neubau gefunden, erzählt Rosemarie Mann-Stein, die die Winterlandschaft mit ihren privaten Mitteln gekauft hat. „Die Finanzlage des Vereins erlaubt zurzeit leider keine Ankäufe“, bedauert sie.

Kauflustige Feriengäste

Wenigstens ist das Museum mit einem dicken blauen Auge durch die zweite Corona-Saison gekommen. „Wir haben nicht so schlecht abgeschnitten wie befürchtet“, ist die Leiterin erleichtert. Zwar habe es wegen der notwendigen Beschränkungen einen dramatischen Besuchereinbruch gegeben. Aber durch die intelligente Nutzung nicht aufgebrauchter Zeitfenster hätten sie auch spontan erschienenen Gästen den Rundgang anbieten können. Und noch etwas anderes machte den Umsatzrückgang teilweise wieder wett: Die aus ganz Deutschland stammenden Urlauber hätten wesentlich mehr Geld im Museumsshop gelassen als die gewohnten Busgruppen. „Sie waren in großer Kauflaune und erstanden viele Bücher und Souvenirs“, freut sich Mann-Stein. So hätten sie unterm Strich 42 Prozent des Umsatzes von 2019 erreicht, dem letzten „normalen“ Jahr. „Es ist angesichts der Umstände ein akzeptables Ergebnis.“ Das Überleben des kleinen Museums war nur durch einen immensen Kraftakt des ehrenamtlichen Teams und besonders der Leiterin möglich. „Wir haben alles dafür getan, dass es läuft.“ Quasi rund um die Uhr sei sie am Schreibtisch gesessen um die angemeldeten Besucher telefonisch zu briefen, täglich bis zu 80 E-Mails mit Anfragen, Änderungen und Stornierungen zu bearbeiten und all die Einsatzlisten zu schreiben und zu koordinieren. „Es war ein Riesenaufwand“, so Mann-Stein. Die rechtzeitige Inbetriebnahme des sechssprachigen, aufs Handy herunterladbaren Audioguides, war ein Segen, denn so konnten die Leute allein und ohne Führung gefahrlos durch die Räume gehen. Das Publikum habe sich bis auf eine Handvoll Unverbesserlicher bereitwillig auf die Kontrollen eingelassen, lobt sie. „Es hat wunderbar geklappt, die Leute waren sehr kooperativ.“ Die Kraftanstrengung bereut das Team nicht. „Es war wichtig, dass wir offen hatten, nachdem das Museum 14 Monate geschlossen war“, erklärt Rosemarie Mann-Stein, die auf die nächste Saison hofft.

Buchpräsentation im Frühjahr

Seit 8. November musste das Museum wegen der steigenden Infektionszahlen wieder schließen. Die Gemeinde Pöcking hat Corona bedingt auch die langerwartete Buchpräsentation „Possenhofen – Die Geschichte eines Pöckinger Kleinods“ mit Vortrag von den Autorinnen Dr. Gertrud Rank und Rosemarie Mann-Stein absagen müssen. Der Termin soll im Frühjahr nachgeholt werden. "Aufgeschoben ist nicht aufgehoben", versprach Bürgermeister Rainer Schnitzler.

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