„Wir gehen für die Natur in Vorleistung"
Gemeinde Gauting baut Wald in "vorbildliche Waldbewirtschaftung" um
Seit 2019 ist Markus Noack Revierförster in Gauting und betreut gleichermaßen die Gemeinden Gilching, Weßling und Krailling – insgesamt über 4.000 Hektar Wald liegen somit in seiner Verantwortung. Nach seiner Einschätzung sind „80 Prozent der Waldflächen umbaubedürftig“. Das heißt, der Großteil des Waldes besteht aus Fichtenstämmen, die anfällig für den Borkenkäfer sind und Stürmen schlecht standhalten, wie letztmals 2015 bei Sturm „Niklas“ zu sehen war.
„Wir kommen von einer Waldmonokultur“, erklärte er. „Unser Ziel muss es sein, dass wir wieder einen gesunden Wald mit einer großen Baumvielfalt schaffen.“ Doch das könne mehrere Generationen dauern. Um dafür einen Anfang zu machen, beschloss der Gautinger Gemeinderat, in den nächsten zehn Jahren 20 Hektar Wald umzubauen.
Waldmonokultur aufbrechen
Im vergangenen November begann der Umbau und zwar im Waldstück südlich von Buchendorf. „Gemäß der gesetzlichen Vorgaben sollen 60 bis 70 Prozent der Waldflächen in hochwertigen Mischwald umgebaut werden“, erklärte dazu Michaela Thiel, Naturschutzbeauftragte im Gautinger Rathaus. Dafür schreibe der Freistaat alle zwei Jahre den Preis für "vorbildliche Waldbewirtschaftung" aus. „Doch wir wollen noch mehr Laubbäume anpflanzen“, sagte sie, „und gleichzeitig ein Ökokonto anlegen.“
Insgesamt 9.680 Bäume sowie 1.720 Sträucher wurden im letzten November südlich von Buchendorf gepflanzt, darunter gebietsheimische Arten, wie Bergahorn, Rotbuche, Steileiche, Flatterulme, Weißtanne und Vogelkirsche. Bei den Sträuchern wurde auf Arten geachtet, die Insekten und Vögel als Nährgehölz dienen: Hundrose, Weißdorn, Kornellkirsche, Gemeiner und Wolliger Schneeball, Wildbirne und -apfel, Schlehe, Liguster, Feldahorn, Eibe und Pfaffenhütchen. „Wir gehen für die Natur in Vorleistung“, so Thiel.
Ökokonto für Gauting
Die Pflanzung der 9.680 Bäume entspricht in etwa einer geschätzten CO2-Bindung von circa 96,8 Tonnen pro Jahr. Wie schnell beziehungsweise wie viel CO2 ein Baum tatsächlich bindet, hängt von verschiedensten Faktoren ab“, erläuterte Thiel damals. „Dazu gehören die Baumart, deren Holzdichte oder Zuwachsrate sowie das Alter des Baumes. Auch äußere Faktoren wie das Klima, die Bodenqualität oder die Wasserversorgung spielen hier mit rein. Dieses Jahr wurden 58.534,24 Euro für die Planung und Umsetzung des Ökokontos investiert.“
Revierförster Noack freut sich über diese Aktion. „Wir hätten damit allerdings schon viel eher starten können. Der Umbau unseres Waldes ist die große Aufgabe für meine Förstergeneration. Der Wald ist Gemeinwohl und damit wichtiges Gut für uns alle.“
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