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Rubrik: Gesamt · Ort: fuenfseenland
"Vergesst nicht"
Gedenken im Jüdischen Friedhof Gauting
Alljährlich zum Ewigkeitssonntag gestaltet der Verein Gegen das Vergessen im Würmtal e.V. eine Erinnerungsstunde im Jüdischen Teil des Gautinger Friedhofs. Geladen sind Vereinsmitglieder, Schüler der umliegenden Gymnasien, Bürgermeister und Gemeindevertreter und Vertreter der Liberalen Jüdischen Gemeinde in München „Beth Shalom“. Jahr für Jahr kommen auch zahlreiche Bürger vorbei, um dem Gedenken beizuwohnen.
Traditionell veranstaltet der von Friedrich Schreiber gegründete Verein die Gedenkmärsche entlang der Mahnmale für die Opfer des Todesmarsches aus dem KZ Dachau. Doch zu der Gedenkarbeit des Vereins gehöre ebenso die Ehrung der Toten auf dem Jüdischen Friedhof, begrüßte Vereinsvorsitzender Hannes Stumpf die Anwesenden. Die Gemeinde Gauting sei eine der ersten nach dem Zweiten Weltkrieg gewesen, die Juden eine gemeinsame Unterkunft ermöglichte, die sei im Gautinger „Displaced People“-Hospital (DP-Hosptal) geschehen.
„Erinnerung in die Zukunft“
Das dortige Patientenkomitee habe den Jüdischen Friedhof initiiert, um verstorbenen Juden eine ihrem Glauben gemäße Beerdigung zu ermöglichen, erklärte Stumpf weiter. Insgesamt 171 ehemalige KZ-Häftlinge fanden hier ihre letzte Ruhe. Auf Betreiben dieses Komitee wurde 1947 übrigens auch das erste Holocaustmahnmal auf deutschem Boden auf dem Gautinger Friedhof aufgestellt. Die Inschrift verweist auf die sechs Millionen jüdische Opfer des Naziregimes.
Jan Mühlstein von Beth Shalom gemahnte daran, die Erinnerung an die Opfer des Naziterrors wachzuhalten. „Vergesst nicht! Ihre Opfer soll nicht umsonst gewesen sein!“ Das Totengedenken im jüdischen Glauben sei an die Lebenden und nicht an die Toten gerichtet, so Mühlstein. „Deswegen erinnern wir uns heute an die Menschen mit ihren Schicksalen und ihren Hoffnungen“, betonte er und dankte den anwesenden Schülern dafür, die Namen der hier begrabenen Juden vorzulesen.
Die Namenlesung sei eine „Erinnerung in die Zukunft“, so auch Stumpf und verwies auf die Feierstunde im Bayrischen Landtag, die Schüler des Otto-von-Taube-Gymnasiums gestalten durften. Im Namen ihrer Bürgermeisterkollegen dankte auch die Gautinger Bürgermeisterin Brigitte Kössinger dem Verein Gegen das Vergessen e.V., den Schülern und allen Ehrenamtlichen für ist wichtig und nötig, ganz besonders vor den aktuellen Geschehnissen“, meinte sie. „Ihr Einsatz für die aktive Erinnerungskultur verdient unseren Respekt!“
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