Schöne Einzelstücke aus vergangenen Tagen
"Flohmarkt der besonderen Art" im Altenheim Maria Eich
Schon dreimal organisierte Horst Wagner wunderbare Ausstellungen im Altenheim Krailling. Der pensionierte Ingenieur und Sammler aus Leidenschaft zeigte jedes Mal Einzelstücke aus seiner Sammlung zu bestimmten Themen und erinnerte an alte Zeiten. Beim ersten Mal waren es alltägliche Kulturgüter aus den vergangenen sieben, acht Jahrzehnten, beim zweiten waren es Schachteln und Schatullen. Beim dritten Mal ging Wagner Alltagsbegriffen auf den Grund, die längst aus dem Sprachgebrauch verschwunden sind.
„Ich bin ein Flüchtlingskind, wir kamen aus der heutigen Slowakei nach Gauting. Ich habe früh gelernt, dass man nichts wegwirft und alles irgendwie noch gebraucht werden kann. So fing meine Sammlerleidenschaft an“, erzählt Wagner dazu. Er könne sich auch noch an sein allererstes Sammlerstück erinnern: „eine Porzellanglühlampenfassung und lange Nägel in einer Blechdose“. Vom Hochzeitsfrack über Kaffeemühlen bis zu Lampen – es gibt nichts, woran Wagner achtlos vorübergeht. Alles findet Eingang in seine Sammlung. „Mein Wunsch war es lange Zeit gewesen, einmal ein Museum zu eröffnen. Denn das Katalogisieren, Ordnen und Präsentieren der vielen historischen Dinge ist meine Leidenschaft.“
Sammlerglück und Sammlernot
Eigentlich hätten seine Schätze auch für zwei Museen gereicht, meint er lachend. „Doch das bleibt Wunsch. Ich werde nun irgendwann achtzig und trenne mich notgedrungen von meiner Sammlung. Ich habe einfach keinen Platz mehr zu Hause.“ Nach den drei erfolgreichen Ausstellungen habe er sich deswegen zu einem Flohmarkt entschlossen. „Das Altenheim kommt mir wieder sehr entgegen. Im Foyer kann ich nach Themen geordnet Tische und Vitrinen bestücken.“
Der „Flohmarkt der besonderen Art“ sei übrigens nicht nur wegen der ungewöhnlichen Präsentation und der langen Dauer bis zum 19. Oktober so besonders. „Es ist auch eine Premiere, weil wir auf Selbstbedienung und Gottvertrauen setzen. Dafür stehen kleine Kisten als Vertrauenskassen bereit. Bis jetzt klappt das System wunderbar.“ Jeden Tag komme er vorbei und schaue nach dem Rechten. „Und ich fülle auf und gestalte neu. Schließlich ist mein Fundus enorm.“ Am meisten freuen ihn die vielen Gespräche, die sich am Rande ergeben. „Zu allen Dingen weiß ich eine Geschichte. Und die Leute erkennen manches wieder. Darüber kann man sich hervorragend unterhalten. Da ist mir die größte Freude, wenn die Leute ihre Erinnerungen mit mir teilen. Das ist mein größter Antrieb und Bestätigung als Sammler.“
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