Note "3" für die Gemeinde
Firmen- und Bürgerbefragungen zum Integrierten Verkehrskonzept Gräfelfing
Nach dem Aus für die Gräfelfinger Entlastungsstraße im Kreistag im Frühjahr 2019 einigte sich der Gräfelfinger Gemeinderat auf die Erstellung eines integrativen Verkehrskonzepts als Wegweiser für eine Ortsverkehrsentwicklung, die alle Teilnehmer im Blick hat. Das beauftragte Planungsbüro Obermeyer hat nach Projektstart im November 2019 umfangreiche Fragebögen entwickelt und diese im Mai an in Gräfelfing ansässige Firmen und ihre Mitarbeiter verteilt. Auch an 3.000 zufällig ausgewählte Gräfelfinger ging der Fragebogen.
Im letzten Umwelt/Energie/Mobilität-Ausschuss des Gemeinderats stellte Helmuth Ammerl vom Büro Obermeyer sowie Mitarbeiter von teamred die Ergebnisse vor. Daten von 31 Unternehmen und insgesamt 532 Mitarbeitern sowie 916 komplett ausgefüllte Bürger-Fragebögen lägen vor. „Wertvoll und repräsentativ“, nannte Tobias Kipp von teamred die Ergebnisse. Allerdings: „Wir fahren auf Sicht. Wir befinden uns in einer trügerischen Ruhe durch Corona“, so Ammerl. „Deswegen werden wir die Situation von Woche zu Woche beobachten und auf Verkehrszählungen zurückgreifen.“
„Wir fahren auf Sicht“
Kritik aus Gewerbesicht betraf die mangelnde ÖPNV-Anbindung und schwache Taktung, das wenig ausgebaute Radwegenetz und fehlende Radabstellplätze. Bemängelt wurden außerdem die verschiedenen Tempozonen auf den Straßen, die einen flüssigen Verkehr behinderten. Gewünscht wurde ebenfalls ein Ausbau des Carsharings und der Leihräder.
Die Gräfelfinger Bürger wiederum sollten die Verkehrssituation im gesamten Ort bewerten und gaben hierfür im Durchschnitt die Note 3, für die Bahnhofstraße allerdings die Note 4. Die Planer zeigten sich positiv überrascht von diesem Ergebnis und bewerteten auch die Umfrageergebnisse auf die zukunftsorientierten Fragen positiv: eine Seilbahn von der Martinsrieder U-Bahn bis Freiham befürworteten 52 Prozent der Befragten, eine kommunale Entlastungsstraße von der A 96 bis zum Neurieder Weg sogar 63 Prozent und eine Tangentialverbindung um München herum 71 Prozent.
63 Prozent für Entlastungsstraße
Eine eher uneinheitliche Meinung vertraten die Befragten in Bezug auf die Gräfelfinger Bahnhofstraße. 48 Prozent wollen diese auch künftig mit dem Auto anfahren können, 30 Prozent stimmten für eine Verkehrsberuhigung der Straße und 16 Prozent wollten hier eine reine Fußgängerzone schaffen. Kritikpunkte betrafen wiederum die Situation in der Bahnhofstraße, das gemeindliche, lückenhafte Radwegenetz und die fehlende Verkehrssicherheit. Gelobt wurde generell das Ringen um ein integriertes Verkehrs- und Mobilitätskonzept.
„Es war der grundsätzliche Wunsch nach einem harmonischen Miteinander spürbar“, kommentierte Ammerl. Die Bewertung der Verkehrssituation lasse viel Potenzial für echte Änderungen offen, besonders im Radverkehr sei "viel Luft nach oben". „Die Bürger haben uns viele Themen mitgegeben und sehen den Prozess positiv“, so Ammerl. Nun würden zusätzliche Verkehrszählungen und Erhebungen in Bezug auf die Parksituation gemacht, erklärte er weiter. Im Herbst ist ein Leitlinienworkshop im Gemeinderat angedacht, bevor im nächsten Frühjahr das fertige Konzept vorliegen könnte.
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