Hilfe finden, Unterstützung geben
Würmtal-Insel mit Anlaufstelle für Ehrenamt und Freiwilligentätigkeit
Anlaufstelle für Ehrenamt und Freiwilligentätigkeit: Andrea Schüler (hinten) betreut und berät seit 2010 Ehrenamtliche und Ehrenamtssuchende im Würmtal. Ottilia Zöllner (Elisabethenverein), Friedrich Haberland (Besuchsdienst, Waldforscher) und Angela Bienert (Malteser Hospizdienst) - von links - sind drei von vielen hundert Ehrenamtlichen im hilfsbereiten Würmtal. (Bild: us)
Wer im Würmtal Lust auf ein Ehrenamt hat, aber noch nicht so recht weiß, wo genau er helfen kann und will, ist in der Würmtal-Insel bestens aufgehoben. Seit 2010 berät und vermittelt dort die Sozialpädagogin Andrea Schüler in Sachen Ehrenamt. „Wir sind Anlaufstelle für alle, die helfen wollen, und für alle, die Hilfe brauchen“, erklärt sie. Daraus ergebe sich ein „Pool“ oder besser Netzwerk für Freiwilligentätigkeit.
„Im Durchschnitt kommen zu uns Bürger und Bürgerinnen im Alten ab 55 Jahren, die vielleicht mehr Zeit haben, weil die Kinder groß sind. Manchmal möchten Rentner ihrem Alltag Struktur geben, ganz oft ist aber auch der Wunsch nach Kontakt vordergründig. Egal mit welchen Beweggründen Menschen ein Ehrenamt suchen, es ist in den allermeisten Fällen eine sehr erfüllende Tätigkeit. Und die Einrichtungen und Hilfsbedürftigen profitieren ganz selbstverständlich auch.“
Flexibles Ehrenamt? Möglich!
Rund 30 Menschen kommen jährlich in die Beratungen. Im Erstgespräch wird abgeklärt, wie viel Zeit diejenigen überhaupt ins Ehrenamt stecken wollen und was sie interessiert. „Ich habe allerdings im Laufe der Jahre eine Veränderung wahrgenommen. Heute möchten die meisten flexibel und spontan bleiben. Ein langfristiges Engagement ist nicht mehr unbedingt gefragt. Das macht es für uns und für die Einrichtungen etwas schwierig. Da muss man umdenken.“
Derartige Ehrenämter ließen sich nicht mehr leicht vermitteln. „Aber solche Sachen wie Besuchsdienste im Altenheim, Lesepaten in der Grundschule oder spontane Hilfe in Vereinen sind Selbstläufer.“ Daneben entwickelt die Würmtal-Insel regelmäßig Projekte in Kooperation mit sozialen Einrichtungen. Derzeit sind dies die "Waldforscher" für Kindergartenkinder, "Nachmittagsbetreuung" mit aktiven Senioren im Feodor-Lynen-Gymnasium oder "Unterstützung für Wohnungssuchende", die nicht sehr gut Deutsch sprechen.
Hilfe ständig gesucht
„Gerade für die Nachmittagsbetreuung suchen wir Freiwillige. Da stellen wir uns vor, dass diejenigen Zeit an einem Nachmittag haben und sich mit den jungen Schülern im Feo beschäftigen. Das kann auch unregelmäßig sein. Hier sind wir am Aufbauen, diese Nachmittagshilfe möchten wir gerne ins Rollen bringen.“
Einer, der schon oft von den Ideen der Würmtal-Insel profitiert hat, ist Friedrich Haberland. Derzeit übernimmt der pensionierte Elektroingenieur einmal in der Woche einen Besuchsdienst im Planegger Altenheim und hat sich zu den Waldforschern gemeldet. „Den Besuchsdienst finde ich außerordentlich interessant. Ich glaube, wir erfahren gegenseitig eine Menge vom anderen. Das Projekt der Waldforscher hat mich ebenfalls gleich angesprochen. Mein Vater war Förster und ich habe einen guten Bezug zum Wald.“ Aber er habe den Kindern auch schon mal Vogelstimmen auf dem Computer vorgestellt. „Da waren die Kinder auch ganz eifrig dabei.“
„Das macht einfach nur Freude!“
Ottilia Zöllner hat sich vor fast zehn Jahren ebenfalls in der Würmtal-Insel beraten lassen. „Ich war damals frisch pensioniert und habe zunächst einmal nichts gemacht. Aber gar nichts tun – das geht auf die Dauer nicht.“ Sie engagiere sich seither im Elisabethenverein beim Mittagstisch, Sonntagscafé, organisiere Ausflüge und das Jahresprogramm. „Da kommen schon auch einmal 20 Stunden pro Woche zusammen. Aber das ist die Ausnahme. Mir macht es absolut nichts aus, wenn ich mal viel Zeit einplanen muss. Ich komme mit so vielen netten Menschen zusammen, das macht einfach nur Freude!“
Für die Ehrenamtliche Angela Bienert war es wichtig, einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten. „Ich wollte etwas zurückgeben, was ich schon selbst als sehr positiv empfunden habe.“ Anfang der 90er Jahre starb ihr erster Mann, damals bemühte sich eine Ärztin aus dem Klinikum um Palliativversorgung zu Hause. „Ambulante Hospizdienste gab es damals noch nicht. Ich habe die Zeit als wertvoll in Erinnerung. Deswegen war es keine Frage für mich, ehrenamtlich im Hospizdienst zu arbeiten.“
Schutz für die Ehrenamtlichen
Einfach nur da sein, vielleicht einmal die Hand des Sterbenden zu halten oder die Angehörigen zu entlasten – „im Hospizdienst tue ich etwas Gutes und Entlastendes, damit die letzte Zeit leichter und angenehmer für den Patienten und die Angehörigen ist. Das ist für mich überhaupt nicht traurig, sondern erfüllend“, erzählt sie über ihr Engagament. Unterstützung erhalte sie dabei immer vom Ambulanten Malteser Hospizdienst, den Monatstreffen und der Supervision.
„Schutz der Ehrenamtlichen ist tatsächlich wesentlich“, bestätigt auch Schüler. „Deswegen ist es so wichtig, genau das passende Ehrenamt zu finden. Viele Ehrenamtliche sind sehr offen und aufgeschlossen. Das verstärkt sich noch in der Tätigkeit und wirkt positiv auf ihre Lebenseinstellung. Es ist mir ein großes Anliegen, dass sich die Leute nicht auspowern, sondern ihr Ehrenamt als erfüllend betrachten. Schließlich ist es sehr wertvoll, wenn jemand seine Zeit schenkt. Das ist nicht hoch genug zu würdigen.“
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