Erinnerung weiter tragen
Zum 22. Mal: Gedenkzug zum Todesmarsch aus dem KZ Dachau

"Stellung beziehen für ein Leben des Erinnerns und der Zugewandtheit": Bürgermeisterin Uta Wüst begrüßte den Gedenkzug am Gräfelfinger Mahnmal. In vorderer Reihe saßen Zeitzeugen und ihre Familien. (Bild: us)
Alljährlich am ersten Maiwochenende organisiert der Verein gegen das Vergessen im Würmtal e.V. den Gedenkzug für die Opfer des Todesmarsches aus dem KZ Dachau ins Voralpenland. In diesem Jahr fand die Gedenkveranstaltung schon zum 22. Mal statt. Bei sehr kaltem und nassem Wetter zogen rund 50 Bürger von Mahnmal zu Mahnmal entlang der Todesmarschstrecke, darunter die zwei noch lebenden Zeitzeugen des Todesmarsches Max Volpert und Yehuda Beilis und ihre Familien, auch einige Angehörige der zweiten Generation, dazu viele Schüler, Lokalpolitiker und Kirchenvertreter. An jedem Mahnmal kamen noch einmal viele Bürger hinzu, um das Totengedenken, die Gebete und Ansprachen mitzuerleben.
„Vor 74 Jahren schneite es und hatte eiskalte Temperaturen, als die KZ-Häftlinge von Nazi-Schergen an der Würm entlang getrieben wurden“, begann Vereinsvorsitzender Hannes Stumpf die erste Gedenkfeier am Mahnmal in Gräfelfing. „Immer weniger Zeitzeugen können ihre Erinnerungen daran mit uns teilen. Deswegen ist es uns ein großes Anliegen, unsere Erinnerungskultur als Tradition aufrechtzuerhalten.“ Er dankte allen Anwesenden für ihre Anteilnahme. „Sie leisten überzeugendes bürgerschaftliches Engagement!“
Frieden, Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Menschenwürde
Getreu dem Motto des Vereins „Erinnerungsstab an die Jugend weitergeben“ könne Stumpf auch heuer auf die vielen Beiträge der umliegenden Schulen verweisen. „Die Schüler gestalten unseren Gedenkzug maßgeblich und tragen damit unsere Erinnerungskultur in die Zukunft.“ Die Arbeitsgemeinschaften „Politik und Zeitgeschichte“ im Kurt-Huber-, Feodor-Lynen- und Otto-von-Taube-Gymnasium hatten sich mit Texten und Ansprachen auf die Mahnmalgedenken vorbereitet.
Gräfelfings erste Bürgermeisterin Uta Wüst dankte am Gräfelfinger Mahnmal den anwesenden Bürgern dafür, „Stellung zu beziehen für ein Leben des Erinnerns und der Zugewandtheit“. Und Landrat Christoph Göbel betonte: „Ich freue mich unglaublich darüber, dass so viele Menschen unseren Zug begleiten." Ganz besonders dankte er Friedrich Schreiber als Initiator des Vereins und der Gedenkmärsche für sein Engagement und „seine nicht hoch genug zu würdigenden Verdienste“.
"Seit über 20 Jahren erinner wir uns gemeinsam an die Schrecken des Todesmarsches“, so Göbel weiter. "Aus Geschichtsbüchern ist uns vieles bekannt, aber Gräueltaten hier vor der Haustür - das hält man kaum für möglich. Umso wichtiger ist es, dass wir uns gemeinsam erinnern und Mitverantwortung übernehmen, dass in unserer Gesellschaft Frieden, Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Menschenwürde herrscht und dass diese Maxime auch für die Zukunft gesichert werden.“
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