"Die Schüler sind unsere Säule"
Gedenkzug zum Todesmarsch von Dachau

Gedenken im Würmtal funktioniert als Teamarbeit, ein Großteil der Programmgestaltung übernehmen die Schüler der drei Würmtal-Gymnasien und der Realschule. Im Foto die beteiligten Schüler sowie die verantwortlichen Lehrer Angelika Lawo (r.), Max Kolmeder (4.v.r.) und Markus Greif (4.v.l.). (Bild: us)
Vor 21 Jahren gründete der Gräfelfinger Journalist Friedrich Schreiber den Verein „Gedenken im Würmtal e.V.“ Damals kam er gerade als ARD-Korrespondent aus Israel zurück in die Würmtaler Heimat und nahm seine Erlebnisse bei der Einweihung der Gedenkstätte Yad Vashem 1992 und vielen Begegnungen mit israelischen Zeitzeugen des Holocausts zum Anlass, den Verein als lebendige Erinnerungskultur im Würmtal zu etablieren.
Seitdem organisiert er Jahr für Jahr gemeinsam mit Gleichgesinnten und vielen Schülern der umliegenden Schulen den Gedenkzug in Erinnerung an den Todesmarsch aus dem KZ Dachau ins Voralpenland. Der Zug beginnt stets in Lochham, führt vorbei an allen Todesmarsch-Denkmälern und endet am Gautinger Rathaus. Gerade vor vier Wochen gab der inzwischen 86-Jährige den Vorsitz an den Gautinger Hannes Stumpf ab, der ebenfalls seit Beginn in die Organisation und Vereinsarbeit eingebunden ist.
„Es ist immer eine Teamarbeit!“, betonte Stumpf beim der Programmpräsentation des diesjährigen Gedenkzugs. „Jeder ist ein wichtiger Teil des Ganzen.“ Doch die meiste Kontaktarbeit zu den Gemeinden, Kirchenvertretern, Bürgermeistern und – ganz wichtig – zu den israelischen Zeitzeugen habe auch diesmal auf Friedrich Schreibers Schultern gelegen, dankte er.
Nicht nur symbolisches Erinnern, sondern greifbares Miteinander
„Den wichtigsten Beitrag in unserer Erinnerungsarbeit leistet aber die Jugend“, so Stumpf. „Die Schüler sind unsere Säule.“ Denn die Jugend sei der Garant dafür, dass das Erzählen und Nicht-Vergessen weiterlebe, auch wenn keine Gespräche mit Überlebenden mehr möglich seien. „Viele Zeitzeugen sind leider schon verstorben, oder aber sie trauen sich die Reise nicht mehr zu.“ Das nächstgesteckte Ziel des Vereins solle es deshalb sein, die Kinder und Enkel der Überlebenden einzuladen. „Hier ist sicherlich unser innovatives Engagement gefragt, damit wir über das symbolische Erinnern hinaus ein greifbares Miteinander gestalten.“
Doch das ist Zukunftsmusik. Für den kommenden Gedenkzug am Samstag, 28. April, haben bereits die Überlebenden Jehuda Beilis und Max Volpert mit ihren Familien sowie der Vorsitzende der Liberalen Jüdischen Gemeinde Beth Schalom, Jan Mühlstein, ihr Kommen zugesagt. An den Mahnmalen in Gräfelfing und Krailling werden Schüler aus den Autobiographien von Solly Ganor und Zwi Katz vorlesen, wird es gemeinsame Gebete und Ansprachen der Bürgermeister geben. Am Planegger Denkmal wird der Chor der Musikschule gemeinsam mit Sängern aus St. Elisabeth unter der Leitung von Thomas Schaffert jiddische und hebräische Lieder vortragen. Am Gautinger Denkmal tragen Schüler des Otto-von-Taube-Gymnasiums Gedichte von Stanislaw Wygodzki vor, die er in Auschwitz und im Gautinger Lungenkrankenhaus schrieb.
"Es ist ein sehr berührendes Programm, dafür dankte ich allen Schulen", so Stumpf. "Und wir freuen uns wieder auf viele Bürger, die unseren Zug auf Teilstücken oder ganz begleiten." Der Gedenkzug startet um 13 Uhr in Lochham am Parkplatz „Technomarkt“, ist um 13.30 Uhr in Gräfelfing, um 14.45 Uhr in Planegg, um 15.45 Uhr in Krailling, um 16.45 Uhr in Stockdorf, um 17.15 Uhr am Gautinger Friedhof und um 18.15 Uhr am Gautinger Rathaus.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH