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„Das dürfen wir nicht hinhudeln“

Betreutes Wohnen Krailling: fünfte Auslegung des Bebauungsplans 39

"Betreutes Wohnen" neben dem Maria-Eich-Altenheim: Für die fragliche Baufläche soll Wald gerodet werden. Dieser soll auf der Sanatoriumswiese ersetzt werden. (Bild: Wechner Architektengesellschaft mbH)

Noch vor der Weihnachtspause beschäftigte sich der Kraillinger Gemeinderat erneut mit dem Mega-Projekt „Betreutes Wohnen“. Ziel war es, den überarbeiteten Bebauungsplan 39 zu verabschieden. Demnach wird eine Gesamtfläche von 5.000 Quadratmetern im Wald südlich des Altenheims Maria Eich überplant. 500 Quadratmeter davon sind tatsächlicher Baugrund fürs Hauptgebäude. Dazu kommen 1.500 Quadratmeter für Nebenbauten, Wege und Sitzgelegenheiten. Die 5.000 Quadratmeter, die dem Maria-Eich-Wald abgeknapst werden, sollen am Rande der Sanatoriumswiese, auf der so genannten Erdbeerwiese, ersetzt werden.

Einwände und Kritikpunkte bei der dritten Auslegung des Planes betrafen vor allem die oberirdischen Stellplätze und die Anpassung des neuen Gebäudes an die Umgebung einschließlich möglicher Lichtverschmutzung des Waldstreifens. Kontrovers diskutierten die Gemeinderäte das Bauprojekt.

Kein Schnäppchen

„Die unmittelbaren Anwohner haben Angst, dass sie künftig auf ein hohes Gebäude anstatt auf Wald schauen werden“, meinte Dietlind Freyer-Zacherl (FBK). „Ein Schnäppchen ist das Bauprojekt nicht“, so Thomas Metzner (Grüne). „Wer sagt uns, dass wir hier nicht ein Augustinum hingestellt bekommen?“

„Wir befürchten, dass sich künftig viel weniger Kraillinger als gedacht die schicke Seniorenresidenz leisten können. Damit hätten wir wieder einen Zuzug und wenig für die Kraillinger getan“, erklärte Andrea Schulte-Kraus, Grünen-Sprecherin. Es sei eine Unternehmung mit wirtschaftlichem Hintergrund und kein Sozialprojekt. „Das muss man klar sagen“, meinte Schulte-Kraus. „Wir sind dabei, Wald in Baugrund umzuwandeln. Das möchten wir nicht unter den Tisch fallen lassen.“

Mehrheitlich beschlossen

Das Projekt sei gut, aber am falschen Platz. Im Übrigen sei das Projekt eines der heißesten Projekte, die im Gemeinderat gerade diskutiert werden. „Das dürfen wir nicht hinhudeln“, so Schulte-Kraus. Bei Stimmenthaltung von Ute Richter (CSU), der Stiftungsvorsitzenden der Schober-Stiftung als Bauherr, und Hans Wechner (CSU), von der Stiftung beauftragter Architekt, stimmten die Ratsmitglieder mehrheitlich für den geänderten Bebauungsplan 39.

In der Pflicht ist nun auch das Landratsamt. Denn die fragliche Fläche ist momentan noch im Landschaftsschutzgebiet. Ein Antrag auf Herausnahme liege im Landratsamt vor, so Ufer. „Man wird sehen, wie sich das Landratsamt im Kraillinger Fall entscheidet. Aber nahezu alle Herausnahmewünsche wurden bisher genehmigt.“

Öffentliche Auslegung bis zum 18. Februar

Wenn der Bebauungsplan genehmigt sei, könne der Bauherr einen Bauantrag stellen. Danach erst könnten die Baumfällungen vonstatten gehen. „Diese sind nur im Januar und Februar erlaubt“ betonte Ufer weiter. „Im darauffolgenden Mai können die Wurzelstöcke entfernt werden. Damit tragen wir Sorge für die Tiere und ihre Brutzeiten.“

Zwischenzeitlich legte die Verwaltung den neuen Bebauungsplan öffentlich aus. „Allerdings hatte sich darin ein Fehler eingeschlichen“, erklärte Rathaussprecher Alexander Broschell. „Statt 1.500 Quadratmetern Fläche Baugrund war fälschlicherweise von 2.000 Quadratmetern die Rede. Das haben wir nun korrigiert und legen den Plan nun zum fünften Mal aus.“ Er wies darauf hin, dass die Bürger trotz Rathausschließung und Lockdown zur Besichtigung des Planes kommen dürfen. „Wir bitten allerdings um vorherige Anmeldung im Rathaus.“

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