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Großer Wurf für die Zukunft

Präsentation des Integrierten Verkehrskonzepts Gräfelfing

Stau ohne Ende oder doch Verkehrsentlastung des Ortes in absehbarer Zukunft? Um dies zu klären, gab der Gräfelfinger Gemeinderat eine Mobilitätsstudie in Auftrag. Im vorliegenden Mobilitätskonzept wird eine Ampel über die Pasinger Straße zwischen Altenheim und Friedhof empfohlen. Das Bild zeigt die Pasinger Straße im Mai 2019. (Bild: us)

Über zwei Jahre wartete der Gräfelfinger Gemeinderat auf das in Auftrag gegebene Verkehrskonzept. Denn nach dem Aus für die Gräfelfinger Entlastungsstraße im Kreistag im Frühjahr 2019 einigte sich der Rat auf die Erstellung eines integrativen Verkehrskonzepts als Wegweiser für die Ortsverkehrsentwicklung weit über den Bau einer Entlastungsstraße hinaus. Berücksichtigt werden sollten alle Verkehrsteilnehmer. Anfang 2020 übernahmen das Büro Obermeyer und teamred den Auftrag mit der Zielsetzung, das Konzept bis Ende 2020 zu erstellen.

Doch mit Coronaverspätung und den damit einhergehenden Beschränkungen waren die vorgesehenen Befragungen, Ortstermine und Workshops nicht wie vorgesehen möglich. Doch nun liegt das vielseitige Konzept mit insgesamt 150 möglichen kurz- und langfristig umsetzbaren Maßnahmen vor.

Große und kleine Maßnahmen

Die beiden Büros stellten das Konzept im Gemeinderat vor. Online verfolgten noch einmal 20 Bürger die Präsentation. „Es ist kein Konzept für morgen, sondern eher für übermorgen“, so Alisa Picha-Rank vom Büro Obermeyer. Die 150 Maßnahmen seien „teils schnell umzusetzen, wie eine Neumarkierung oder eine Ertüchtigung von Fußwegen zu gemeinsamen Fuß-Rad-Wegen.“ Auch die Querungshilfe über die ohnehin breite Pasinger Straße zwischen Altenheim und Friedhof oder Altenheim und Finkenstraße sowie die Ausweisung von Tempo-30-Straßen gehörten zu den eher kleineren Maßnahmen, damit dort der Radverkehr sicher auf der Straße geführt werden kann.

Teils hingen große Investitionen an den vorgeschlagenen Maßnahmen. Beispiele dafür sind die Umgestaltung der „Technomarkt-Kreuzung“ Lochhamer Straße/Kleinhaderner Weg/Pasinger Straße, „die derzeit nicht verkehrssicher für Radfahrer ist“, so Picha-Rank weiter. Größere Investitionen erfordere auch der Rückbau der Pasinger Straße entlang der Heitmeirsiedlung, die nach Vorschlag der Planer einen Radweg plus den Bus aufnehmen soll.

„Heilige Kuh“ Bahnhofstraße mit Tempo 20?

Die Vorschläge für eine sichere Bahnhofstraße stellte Helmuth Ammerl vor. „Das ist Ihr Herzstück, hier ist viel Einfluss möglich“, so Ammerl. „Die Bahnhofstraße war ein großer Schwerpunkt unserer Arbeit.“ Mit 27 Metern Straßenquerschnitt biete sie alle Möglichkeiten einer sinnvollen Umgestaltung. „Wir empfehlen, aus der Bahnhofstraße einen verkehrsberuhigten Geschäftsbereich mit Tempo 20, maximal Tempo 30 zu machen. Inklusive einem beidseitigen Fußgängerbereich von acht Metern. Das tut nicht weh. Da ist noch genug Platz für alle.“

Aus dem Schrägparken solle Längsparken werden. Die wegfallenden Parkplätze fänden in der Tiefgarage ausreichend Platz. Der neue, sehr breite Fußgängerbereich sei ein Gewinn für alle, vor allem wenn nur 20 Prozent der Autos hier durchfahren. „Der Rest hat da seine Quelle oder sein Ziel“, bestätigte Ammerl mit seinen Messungen.

Diskussionsbedarf im Gemeinderat

Nun ist es an den Fraktionen, das Konzept gründlich durchzuarbeiten und später im Gremium zu diskutieren. Dennoch kamen einige Fragen auf. „Ich habe gleich einen ganzen Sack voller Fragen“ so Günter Roll (BVGL). Zumindest die zukünftige Situation in der Bahnhofstraße und die Reduzierung der Parkplätze könne er nicht nachvollziehen. „Glauben Sie wirklich, dass die Gräfelfinger ihre Gewohnheiten ändern? Ich glaube es nicht.“

„Mir scheint, dass Autos in besonderem Maße ausgegrenzt werden. Das große Juhu will sich bei mir nicht einstellen“, Brigitte Braun (CSU). Kritik äußerte ebenfalls Martin Feldner (Grüne), der Nachbesserungen bei der Tiefgarage, beim Radverkehr und bei Bushaltestellen forderte. Matthias Pollok (IGG) interessierte sich für eine mögliche Zusammenarbeit mit dem Freistaat bezüglich übergeordneter Straßen. Bürgermeister Peter Köstler dankte den Büros für die tolle Zusammenarbeit und die ausgezeichnete Arbeit und verwies auf spätere Diskussion, um das Mobilitätskonzept tatsächlich umsetzen zu können.

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