Gedenken an Zwi Katz
Versöhnung und Freundschaft statt Schuld oder schlechtes Gewissen
Als einer der letzten Überlebenden des Holocaust war Zwi Katz ein „wichtiger Teil der Gedenkkultur“, erklärte Barbara Distel. Viele Jahre lang hatte sie die KZ-Gedenkstätte in Dachau geleitet. „Die größte positive Erfahrung waren für mich die Treffen mit den Überlebenden“. Dabei habe sie Zwi Katz wegen seiner „unvergesslichen Gabe seine Geschichte zu erzählen“, beeindruckt. Wenige Wochen vor seinem 97. Geburtstag ist Zwi Katz in Israel gestorben. Eine Geburtstagsfeier gab es trotzdem, vor dem Mahnmal am Gautinger Friedhof, das an den Todesmarsch der KZ-Häftlinge 1945 erinnert. Veranstalter war der Verein „Gedenken im Würmtal“. Zwi Katz war keiner, der über Schuld sprach. Ihm ging es um die Verantwortung der Nachgeborenen nicht zu vergessen, und es ging ihm um Versöhnung, so Lehrerin für Geschichte und Politische Bildung, Angelika Lawo. Nur noch wenige, die die damalige Zeit erlebt haben, gibt es noch. Wenn auch diese fehlen, müsse sich die Erinnerungsarbeit ändern, betonte Heike Roletschek, die aus Landsberg gekommen war. Dann las die 16-jährige Elisa, Schülerin am Feodor-Lynen-Gymnasium, aus dem Buch des Verstorbenen „Von den Ufern der Memel ins Ungewisse. Eine Jugend im Schatten des Holocaust“. Es war das Kapitel, in dem Katz über seinen 14. Geburtstag schrieb. Das sonderbarste „Geschenk“ gab ihm ein Wehrmachtssoldat, nämlich den Wunsch „dass Sie auch 15 werden“. Martin Schmid hat Zwi Katz ebenfalls als Schüler kennen und als Freund schätzen gelernt. Es war eine „ganz besondere Freundschaft, die ich als großes Geschenk ansehe“. Bei der Feier hielt der mittlerweile 39-jährige das Portraitfoto des Verstorbenen in der Hand. In zahllosen Vorträgen an Schulen habe Katz von seiner Geschichte erzählt. „Er wusste, dass der Kontakt zu Jugendlichen der Schlüssel ist, die Erinnerung möglichst weit in die Zukunft zu tragen“. Dabei habe dem Ehrenmitglied des Vereins „Gedenken im Würmtal“ seine Familie „Kraft und Rückhalt gegeben, um sich den Erinnerungen zu stellen“. Sie hatte ein Grußwort an die Freunde geschickt. „Sie sind ein Beispiel für das Gute, das aus der Asche entsteht“, zitierte Schmid. Der Gautinger Altbürgermeister Ekkehard Knobloch hat Zwi Katz viele Male getroffen und auch in Israel besucht. Er schwärmte von seiner Herzlichkeit und dem Humor. Für Knobloch unter dessen Ära damals die Mahnmale und die Erinnerung an den Todesmarsch im Würmtal etabliert wurden, ist es unbegreiflich, dass heute „Parteien, die ganz rechts stehen von jungen Leuten gewählt werden“. Zwi Katz hätte wohl gesagt, so Knobloch: „Gebt nicht auf, kämpft gegen Dummheit, Bosheit und Verblendung“.Bürgermeisterin Brigitte Kössinger lobte Zwi Katz als „Botschafter der Versöhnung“. Er sei eine „unverzichtbare Stimme bei den jährlichen Gedenkzügen durch das Würmtal gewesen“, sagte sie. „Wir verlieren nicht nur einen Zeitzeugen, sondern einen Freund und Lehrer“.
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