Weniger Plastik, mehr Blumen
Wie die Carl-von-Linde-Schule zur "Europäischen Umweltschule" wird
Mit kleinen Veränderungen lässt sich im Alltag jede Menge für den Umweltschutz tun: Diese Erkenntnis setzt die Carl-von-Linde-Realschule mit einer Vielzahl an Aktivitäten in die Tat um. Die Arbeitsgemeinschaft (AG) Umwelt und Fairtrade verarbeitet Fehlkopien zu Notizblöcken, bügelt Wachstücher als Ersatz für Einwegfolien zurecht, bastelt "Saatbomben" mit Blumensamen für Bienenweiden. Eine zweiwöchige "No Plastic-Challenge", ein Kleiderflohmarkt, Aufklärung über Mikroplastik, ein Workshop, wie man Zahnpasta selbst herstellt... die Liste ist lang, sehr lang.
Die Neuntklässlerinnen Emma und Lea stellten einige Projekte ihrer AG kürzlich auch den Stadtteilpolitikern im Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe (BA 8) vor. Sie präsentierten robuste Brotzeitdosen aus Edelstahl – wer die täglich verwendet, vermeidet damit Verpackungsmüll und Plastikboxen. Die Edelstahldosen wurden beim Frühlingsfest der Schule bereits erfolgreich angeboten. Um den Verkaufspreis für die Schüler akzeptabel zu halten, bat die Schule den Bezirksausschuss um einen Zuschuss von 300 Euro.
Aktion ausweiten
"Das ist ein tolles Projekt", lobte BA-Vorsitzende Sibylle Stöhr (Grüne). Willy Mundigl (SPD) dachte gleich weiter: "Man könnte die Aktion doch auch auf die anderen Schulen im Westend ausweiten. Bei einer größeren Menge werden die Boxen vielleicht günstiger." Die 300 Euro aus dem Stadtbezirksbudget genehmigte das Gremium sofort einstimmig. Lea und Emma sind vom Erfolg ihres Auftritts begeistert: "Dass der Bezirksausschuss unsere Idee noch weiter verbreiten möchte, freut uns besonders." Als nächsten Schritt denken sie bereits über passende Edelstahl-Trinkflaschen nach.
Jury prüft
Lehrerin Katrin Baier, die Leiterin der Umwelt-AG, ist gerade dabei, die Aktivitäten an der Schule zum Thema Nachhaltigkeit zu dokumentieren. Im Juni reicht sie die Unterlagen ein, die von einer Jury geprüft werden. "Zum Anfang des neuen Schuljahres wird dann die Auszeichnung als Europäische Umweltschule verliehen. Ich rechne fest damit, dass wir den Titel bekommen", sagt Katrin Baier. Besonders freut sie sich über das Interesse aus dem ganzen Lehrerkollegium, der Schulleitung und dem Elternbeirat.
Schüler unterrichten Schüler
Die ganze Schulfamilie arbeitet mit am Umweltschutz. Beim Schulfest wurde schon nach Möglichkeit auf Plastik- und Einweggeschirr verzichtet. Im kommenden Schuljahr kaufen die Fünftklässler ihre Hefte nicht selbst, sondern das Material wird als Sammelbestellung aus recyceltem Papier beschafft. Die Bedeutung von regionalen und saisonalen Lebensmitteln ist wiederkehrendes Thema im Hauswirtschaftsunterricht. Und zum Ende des Schuljahres hin werden die Neuntklässler einen Lernzirkel für die fünften Klassen zum Thema Müll erarbeiten und die Jüngeren selbst unterrichten.
Den Weg der kleinen Schritte für mehr Umweltschutz verfolgt Katrin Baier unermüdlich. Ein Ärgernis ist für sie, dass es der Schule nicht möglich ist, ihren Plastikmüll zu trennen. "Wir müssten ihn in Säcken sammeln und freitags zum Container gehen. Das können wir als Schule nicht leisten", erklärt sie. Die Stadt arbeite zur Lösung des Problems noch an einem Konzept.
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